MAGIRUS-DEUTZ 230 D 22 AK , 1971 Als älteste Motorenfabrik der Welt gilt die 1864 von Nikolaus August Otto und Eugen Langen gegründete „N.A. Otto & Cie“. Seit 1872 unter „Gasmotoren-Fabrik DEUTZ AG“ firmierend lautet der heutige Name „DEUTZ AG“. Wurden zunächst noch Weiterentwicklungen des von dem Jean Joseph Ètienne Lenoir erfundenen Gasmotors hergestellt, vollendete Otto 1876 die erste Maschine nach dem von ihm erfundenen Viertaktprinzip. Der Ottomotor begann seinen bis heute andauernden Siegeszug. Wärmekraftmaschinen nach den Prinzipen Rudolf Diesels entstanden hier ebenfalls bereits 1898, allerdings nach eigener Konstruktion. Ein Lizenzvertrag zwischen der GFD und der Maschinenfabrik Augsburg, an die Diesel seine Patente verkaufte, bestand zwischen 1897 und 1901. Nachdem dieses Patent 1907 auslief, begann die Dieselmotorenfertigung im Hause Deutz in großem Stile. Mit der Übernahme der „Fahrzeugfabrik C.D.Magirus AG“ in Ulm im Jahre 1936 stand nun auch eine Lastwagenfertigung unter dem eigenen Dach zur Verfügung, in die die eigenen Motoren eingebaut werden konnten. Im Kriegsjahr 1944 gelang es, den ersten luftgekühlten Dieselmotor zur Serienreife zu bringen, der Grundstein für den Markenerfolg in der Zukunft war gesetzt. Luft gefriert nicht, Luft kocht nicht, diese Aussage der Volkswagenfahrer galt von nun an auch für die LKW aus dem Hause „Klöckner-Humboldt-DEUTZ AG“, wie das Unternehmen seit 1936 heißt. Das Ulmer Münster als Emblem auf den Fahrzeugfronten, wurde die Lastwagen als „Magirus-Deutz“ erfolgreich vermarktet. Der hier vorgestellte Magirus-Deutz 230 D 22 AK 6x6 vom Baujahr 1971 steht doppelt am Ende einer Fahrzeuggeneration, die ihre Wurzeln in den letzten Kriegsjahren hat. Wurde die eckige Haubenbauweise dieser Zeit in den 1950er Jahren durch die markante Rundhaube abgelöst, gelang dies nicht bei Fahrzeugen für den Geländeeinsatz. Die Verwindungen des Fahrzeugrahmens konnten von der aus einem Blech gepressten Haube nicht ausgeglichen werden und so wurde eine im alten Stil gehaltene mehrteilige Haube zum Charakteristikum. Erst 1970 erschien eine völlig neue Kabinengestaltung für die Haubenwagen, die alte Ausführung wurde noch für eine kurze Zeit weitergebaut. Das angedeutete „doppelt am Ende“ meint aber auch die Fahrzeuggröße. Dieser Typ stand am oberen Ende des Fahrzeugangebotes. Eingebaut ist ein 230 PS leistender und natürlich luftgekühlter V8-Zylindermotor, der seine „Bullenkraft“ aus fast 13 Litern Hubraum schöpfte. Zur Fortbewegung der maximal 22 Tonnen Gesamtgewicht auf der öffentlichen Straße wurden alle drei Achsen angetrieben. Auch wenn das „AK“ in der Typenbezeichnung auf einen „Allrad-Kipper“ schließen mag, wir befinden uns hier im Segment der Spezialfahrzeuge. Als „Kipper“ mag das Fahrgestell werkseitig vorgesehen sein, aber ein besonderer Aufbau konnte selbstverständlich auch montiert werden. Mit einem ebenso speziellen Anhänger versehen, diente dieses Gespann der Deutschen Bundesbahn, die mit ihm Weichenteile an Gleisbaustellen verbrachte. Die Deutsche Bundesbahn unterhielt nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit auch einen großen Park spezieller Fahrzeuge für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke. Vom „Kohlenkuli“ zur Versorgung kleiner Dienststellen mit Lokomotivkohle über Zugmaschinen zur Beförderung von Güterwagen auf speziellen Straßenrollern bis hin zu Unimogs für abseits der Straßen gelegene Aufgaben gab es eine respektable Vielfalt. Nochmals kurz zu Magirus-Deutz. 1969 überraschte das Unternehmen mit einer so noch nicht gekannten Werbeoffensive. Die Lastwagen des Hauses bekamen einen markanten Namen: Die deutschen Bullen waren geboren. Die Robustheit und Langlebigkeit der Fahrzeuge wurde in einem einprägsamen Slogan verpackt. Wie war doch manchmal in Fuhrunternehmer-Kreisen zu hören? Einen Magirus-Kipper brauchte man immer dann, wenn ein steckengebliebener Mercedes aus dem Matsch gezogen werden musste und kein Henschel verfügbar war. Zu besichtigen sind dieses Fahrzeug und viele weitere LKW im empfehlenswerten ALGA-Museum im niedersächsischen Sittensen direkt an der A1. (www.alga.de)
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