20. November 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Die Polybahn

 

Im dritten und letzten Teil der Trilogie über die ehemaligen Standseilbahnen in der Stadt Zürich wird die Polybahn, auch Studenten-Express genannt, vorgestellt.

 

Talstation Polybahn am Central

 

Die Polybahn mitten in der Stadt Zürich ist mehr als Nostalgie. Modernste Technik im nostalgischen Kleid gewährleistet heute Betriebsicherheit und wahrt gleichzeitig das lebendige Andenken an eine Zürcher Pionierleistung des späten 19. Jahrhunderts.

 

 

 

Von der Talstation am Central (auf der anderen Limmatseite beim Hauptbahnhof) führt die kurze Strecke hinauf zur Bergstation neben dem Polytechnikum. Hier befinden sich auch die Universität, die eidgenössische technische Hochschule, weitere Institute und das Universitätsspital.

 

 Wagen 1 in der vorbildlich restaurierten Talstation

 

1886 wurde die Konzession durch den Bund für 80 Jahre erteilt. Erst nachdem vor Ort ein Holzmodell erstellt wurde, stimmte der Stadtrat dem Viadukt und damit der heute noch aktuellen Linienführung zu. Am 8. Januar 1889 konnte die ZÜRICHBERGBAHN wie sie früher hieß, den Betrieb aufnehmen. Die damalige Presse kommentierte "Die Bahn debütierte mit Glanz".

 

Bereits 1897 wurde der umständliche Betrieb mit Wassergegengewicht aufgegeben und die Bahn auf elektrischen Betrieb umgestellt. Schon Ende 1923 konnte die Bahn ihren millionsten Passagier befördern.

 

Die Zürcher, vor allem Studierende, Dozenten, Angestellte und Assistenten der Polytechnikums, Krankenpflegepersonal, Ärzte und Professoren, nahmen diese Bahn gerne an und manchmal war die Warteschlange in den Stationen fast länger als die gesamte Strecke der Bahn.

 

 

Bis zum Besitzerwechsel zur Zürcher Löwenbräu im Jahr 1950 erwirtschaftete die kleine Bahn meistens  einen Gewinn. Nach 1950 schrieb die Bahn dann rote Zahlen. 1966 wurde die Konzession ein letztes Mal um weitere 10 Jahre verlängert und die Bahn konnte teilweise wieder schwarze Zahlen schreiben. Trotzdem erwog die Zürichbergbahn-Gesellschaft, die Betriebsbewilligung nicht mehr zu erneuern und die Bahn stillzulegen.

 

1972 wurde der Verein pro Polybahn gegründet, der sich für einen Weiterbetrieb stark machte. Dieses akademische Rettungskomitee veranstaltete Sammelaktionen, übernahm den Feriendienst und erarbeitete nicht zuletzt verschiedene Sanierungspläne und Kostenschätzungen zur Sicherung der Konzessionserneuerung.

 

 Wagen 2 fährt in die Ausweiche ein

 

 Ausweiche und oberer Teil der Strecke

 

Buchstäblich in letzter Minute trat die Schweizerische Bankgesellschaft -heute UBS-.  auf den Plan und gründete eine eigene Gesellschaft. Fortan hieß die Bahn SBG-Polybahn AG. Um den Anforderungen für eine weitere Konzessionsverlängerung um weitere 20 Jahre zu genügen, wurde die gesamte Bahnanlage in nur zwei Wochen saniert und auch die beiden Wagen vollständig renoviert. Die VBZ übernahm die Betriebsleitung. Und auch heute sorgt die UBS AG dafür, daß das Polybähnli in Fahrt bleibt.

 

 Alte Plakate erinnern an die Anfänge der Bahn

 

1996 fand die letzte Fahrt der Polybahn statt. Nach nunmehr107 Jahren im Betrieb, war es an der Zeit die Bahn total zu sanieren. So  wurde u.a. der Betrieb auf Vollautomatik umgestellt, die Gleisanlage von drei auf zwei Schienen umgebaut und dabei gleichzeitig die Bremszahnstange (Doppelzahnstange System Abt) entfernt. Den bestehenden, nun nicht mehr benötigten Antrieb hat man belassen, er kann in der Bergstation durch eine im Boden eingelassene Glasscheibe betrachtet werden. Mit neuen Wagen, die optisch den alten angeglichen waren, nahm die Bahn am 21. Oktober 1996 den Betrieb wieder auf. Die gesamte Renovierung der Polybahn kostete 5,7 Millionen Franken, doch damit war die Bahn wieder für 30 Jahre betriebstauglich.

 

 Innenansicht der heutigen Wagen, die das nostalgische Flair behalten haben

 

Scheinwerfer außen auf der offenen Bühne

 

Im Jahr 2001 Jahren wurde die Bergstation umfassend renoviert und erhielt dabei wieder ihren ursprünglichen sienaroten Anstrich Heute fährt die Bahn von 6.45  Uhr bis 19.15 Uhr alle zweieinhalb Minuten. Samstags fährt die Bahn nur bis 14.00 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ist Betriebsruhe. Jährlich erweist das willkommene Verkehrsmittel über zwei Millionen Fahrgästen seinen Dienst.

 

 Bergstation

 

 Oberer Streckenteil mit Einfahrt in die Bergstation

 

Das Polybähnchen ist so etwas wie ein nostalgisches Wahrzeichen der Stadt Zürich, auf daß die Züricher auch in Zukunft nicht verzichten müssen und die Fahrten weiterhin genießen können.

 

Wagen 2 in der Bergstation

 

Technische Daten:
Streckenlänge schräg: 171 Meter
Höhendifferenz: 41 Meter
Steigung mittel: 23 Prozent
Spurweite: 1000 Millimeter
Fahrgeschwindigkeit: 2,5 Meter pro Sekunde
Fahrzeit: 100 Sekunden
Fassungsvermögen pro Wagen: 50 Personen
Förderleistung pro Richtung: 1200 Personen
AntriebDrehstrom-Asynchronmotor mit Frequenzumrichter
Leistung: 90 Kilowatt

 

Seilbahn Rigiblick   weiter...

Die Dolderbahn      weiter...

 

20. November 2008
© reflektion.info / Text u. Fotos: Werner Stooss
Download nur zum nicht-kommerziellen Gebrauch

 

 

Werbung

 

 

 

 

 

 

 

bitte einen Moment Geduld bis sich Ihr Email-Konto öffnet...