Eine Winterreise mit der Bernina Bahn

Teil 4: Durch das Puschlav nach Italien

zurück zum 3.Teil

Zwischen Cavaglia und dem nächsten Haltepunkt Cadera bewältigt die Bahn 5 Schleifen, die den Abstieg auf nur noch 1380 m Höhe ermöglichen. Hinter Cadera folgt eine weitere Schleife und nun führt die Trasse in gleichmäßigem Gefälle und ohne stärkere Kurven genau auf Poschiavo, den Hauptort des Puschlav zu.
Die Bahnanlagen in Poschiavo sind in den letzten 40 Jahren ständig erweitert worden. Das Depot ist wesentlich vergrößert worden und das Bahnhofsgebäude wurde 1969 neu errichtet.

In Poschiavo ist auch das älteste Triebfahrzeug der RhB beheimatet: Der ehemalige Gepäcktriebwagen Fe 2/2 51 ist 1907 in Dienst gestellt worden. In den 98 Jahren seiner Dienstzeit ist das Fahrzeug mehrfach von Grund auf umgebaut und modernisiert worden. Heute arbeitet der nun als De 2/2 151 bezeichnete Triebwagen als Verschubfahrzeug. Ebenfalls zum Depot Poschiavo gehören die beiden kleinen Rangierlokomotiven Ge 2/2 161 und 162, die hier und in Campocologno die zahlreich eintreffenden Holztransporte verschieben. Denn wegen der für den Gütertransport jetzt folgenden schwierigen Strecke wird das Hauptransportgut Holz hier auf LKW zum Weitertransport nach Italien verladen.
In Poschiavo sollte man unbedingt eine Pause einlegen und den Ort besichtigen. Die Gebäude an der Piazza Communale sind teilweise 700 Jahre alt.

San Antonio, die nächste Ortschaft ist erreicht. Dies ist einer der beiden Orte, in dem die Bernina Bahn noch heute als Straßenbahn verkehrt.

Ein unübersichtlicher Abschnitt ist die Dorfdurchfahrt in San Antonio. Bahn und Paßstraße teilen sich das schmale Terrain. Abgesichert ist alles mit Ampel und Andreaskreuz.

Zwei Kilometer weiter in Le Prese ist die Bernina Bahn erneut Straßenbahn. Die Kapelle wird im Abstand von nur 130 cm passiert. Hinter Le Prese führt das Gleis am Lago di Poschiavo vorbei. Dank des Neubaus der Paßstraße kann die Bahn die alte Paßstraße allein nutzen.
Der Lago di Poschiavo ist noch sehr jung. Er entstand vor ungefähr 3000 Jahren durch einen gewaltigen Felssturz mit vermutlich 200 Millionen Kubikmeter Gestein, der den Poschiavino aufstaute.

Vor Brusio muß die Bahn bei ihrem Abstieg erneut 2 Kehrschleifen durchfahren. Hinter dem Bahnhof ist das nächste markante Bauwerk der Bernina Bahn zu finden.
Nur dieser Kreisviadukt mit einem Durchmesser von 100 Metern gestattet es, die Höhendifferenz von 23 Metern zu überwinden.

  (Foto: Scerzo, Milano)

Zur Verdeutlichung der Situation dient hier ausnahmsweise eine Sommeraufnahme.
3 Kilometer hinter Brusio ist Campocologno der Grenzort nach Italien. In früheren Zeiten verkehrte die Bernina Bahn bis Tirano mit einem Speisewagen. Die Küche mit allen Vorräten und dem Restaurationsgeschirr war wegen der Zollvorschriften beider Länder in einem separaten Küchenwagen untergebracht. Dieser Wagen wurde in Campocologno stets abgehängt.
Der Speisewagenbetrieb ist seit 1940 eingestellt. Aus dem Küchenwagen wurde die elektrische Schneeschleuder Xrote 9215 erbaut.

Die letzten Meter bis Tirano läuft die Bahn wieder neben der Paßstraße im Gefälle von 40 ‰. Direkt am Ende der Paßstraße und am Ortsanfang in Tirano überquert die Bernina Bahn die große Straßenkreuzung der Nationalstraße Sondrio – Mailand,  gesichert mit einer Blinklichtanlage. An dieser Kreuzung befindet sich auch die weithin bekannte Wallfahrtskirche Madonna di Tirano.

Hier im warmen Veltlin auf nur noch 400 m Höhe fühlt man sich, als wäre schon Frühling. Niemand läuft hier mit Skianzug und Moonboots durch den Ort – aber man wird dankenswerterweise in diesem Aufzug auch nicht besonders beachtet.
Wer den kommenden Frühling herbei wünscht, dem sei an der Hausecke schräg gegenüber der Kirche ein echtes italienisches Eis gegönnt: ”Fragola, prego!”

Den letzten Kilometer fährt die Bernina Bahn wieder auf eigener Trasse bis zur Endstation.
Eine eigentlich unbeschreibliche Fahrt über 1800 Höhenmeter und 61 Streckenkilometer endet hier nun.
Wer jetzt hier auf dem Bahnhofsvorplatz von Tirano steht, kann es nicht glauben, daß er vor gerade einmal 90 Minuten noch in der faszinierenden Einsamkeit des Hochgebirges war.
Eine Winterreise mit der Bernina Bahn:
unvergleichbar, unvergeßlich, eigentlich unbeschreiblich!

zurück zu Teil 1

cornils rathjens  31.12.2005

 

© reflektion.info  -  alle Fotos , sofern nicht anders angegeben: Cornils Rathjens
Download nur zum nicht-kommerziellen Gebrauch

 

 

 

Werbung

DB Autozug

 

Werbung

Schaufenster der Woche !hier klicken!

 

Werbung

Alles zum Thema Digitale Fotografie finden Sie bei QUELLE

 

Werbung

Alice Deluxe 160x600

 

Werbung

120x600 Tierliebhaber

 

Werbung

Thalia.de - 2.Thalia-Allgemein

 

 

 

bitte einen Moment Geduld bis sich Ihr Emailkonto öffnet