Eine Winterreise mit der Bernina Bahn

Teil 3: Die Lawinennacht von Alp Grüm

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Durch die 180°-Kurve vor Alp Grüm läuft aus Süden der Bernina-Express geführt von 2 ABe 4/4 Triebwagen in Alp Grüm ein. Oberhalb sind die nur im Sommer bewirtschafteten Gaststätten gelegen.

Erinnert sei beim Anblick des Kampfes gegen Schnee und Eis an die Lawinennacht von Alp Grüm am 28. Februar 1937.
An diesem Sonntag hatte es durchgehend geschneit und es wurde befürchtet, daß Zug 28, der Tirano um 12.30 Uhr verlassen hatte, und Zug 29, der mit 2 Triebwagen und vorangestelltem Schneepflug ebenfalls mittags aus Pontresina abgefahren war, nur mit großen Verspätungen ihre Ziele erreichen würden. Zug 28 aus Süden kreuzte mit eineinhalbstündiger Verspätung in Alp Grüm Zug 29.
Bei der Weiterfahrt von Alp Grüm hinunter löste der Schneepflug des Zuges 29 einen Schneerutsch aus. Wegen der Linienentwicklung in mehreren Schleifen fuhr der Zug in diesen selbst ausgelösten Schneerutsch hinein. Der Schneepflug steckte im Schnee fest.
Der Versuch, den Schneepflug mit den beiden Triebwagen wieder herauszuziehen, führte zu einem Kabelbrand in einem Triebwagen. Ohne Unterstützung durch einen Hilfszug war keine Weiterfahrt möglich.
In der Zwischenzeit waren aus Richtung Norden eine Dampfschneeschleuder und 2 weitere Züge mit 350 Reisenden aus Pontresina in Alp Grüm eingetroffen.
Mit der Schneeschleuder und einem weiteren Triebwagen gelang es, die Fahrzeuge des Zuges 29 mit Ausnahme des feststeckenden Schneepflug nach Alp Grüm heraufzuziehen.
Als die Bergung des Schneepflugs mit dem nächsten Einsatz des Hilfszuges abgeschlossen werden sollte, setzte plötzlich und unerwartet ein Orkansturm ein, der innerhalb von wenigen Minuten die Temperatur um 20 Grad auf minus 25 Grad sinken ließ und innerhalb weiterer 30 Minuten waren alle Stationsgleise mit einer mehr als einem Meter hohen Schneedecke überzogen.
Der Hilfszug blieb stecken und die Lage für die Mannschaft war nun äußerst prekär, da mit einem Abrutschen der Schneehänge und folgendem Absturz des Zuges gerechnet werden mußte. Die Mannschaft verließ den Zug, um zu Fuß die wenigen Hundert Meter zur Station zurückzulegen.

Just in diesem Moment fegte eine Lawine vier Mann den Hang hinunter. Einer konnte sich eben noch an einen Baum klammern und wieder hochklettern. 2 Mann wurden in einer Nische zurückgelassen und nach mehr als einer Stunde Kampf im Sturm trafen 3 Mann in Alp Grüm auf die 350 Fahrgäste und mehr als 30 Mann Personal. Ein Rettungsversuch zur Bergung der Vermißten konnte nach Abflauen des Sturms erst am frühen Morgen des 1. März unternommen werden.
Leider konnten 3 Mann nur noch tot geborgen worden, der vierte überlebte schwer verletzt.
Nun konnte mit der Räumung der Strecke begonnen werden. Von Süden war eine weitere Schneeschleuder nach Alp Grüm herauf gefahren. 8 Lawinen hatte diese Schleuder durchschneiden müssen. Am Abend des 2. März 1937 war die Strecke wieder befahrbar.
Auch der Winter 1951 forderte an dieser Stelle  wieder Opfer. Am 3. Januar wurde der Triebwagen ABe 4/4 9 und ein Schneepflug beim Räumen von einer Lawine erfaßt und stürzten über 100 m den Hang hinunter. Der Bahnmeister hat diesen Unfall nicht überlebt.
Am 6. März 1962 wurden beim Freischaufeln eines Triebwagens 2 Mann von einer Lawine erfaßt und tödlich verletzt.

Von der Terrasse des Stationsgebäudes hat man einen unvergeßlichen Ausblick. Im Süden blickt man über das Tal des Puschlav auf die in der Ferne leuchtenden Bergamasker Alpen.

Der Bernina-Express verläßt Alp Grüm talwärts in Richtung Italien und wird 400 Meter tiefer die von der Spätnachmittagssonne beschienene Wolkendecke durchstoßen.

Wenn die Züge die Station Alp Grüm verlassen haben, kehrt hier eine unbeschreibliche Stille ein. Kein Geräusch ist zu vernehmen. Nicht einmal das Grollen am Piz Palü abgehender Lawinen ist zu hören – nur sehen kann man die fallenden, staubenden Schneemassen.
Auch aus dem Tal dringt kein Laut herauf.
Einfach unbeschreiblich und unvergeßlich!

Direkt hinter dem Kurvengleis fällt das Gelände 400 Meter steil ab. 11 Bahnkilometer und 6 180°-Kehren mit Kurvenradien von nur 45 m weiter liegt in der Tiefe der Weiler Cavaglia auf 1690 m Höhe. In Cavaglia erkennt man von hier oben gut das Bahnhofsgelände in genau südlicher Richtung. Der Ort ist im Winter fast ausgestorben: Das Kraftwerk wird automatisch betrieben und die Ferienhäuser sind nicht bewohnt.
Weiter im Süden ist der Lago di Poschiavo zu erkennen, der nur noch in 960 m Höhe liegt.

Der Ort Cavaglia aus etwas anderer Sicht. Gut erkennbar sind auch die vielen Strommasten, die den Talboden beherrschen. Durch die kleine Lücke in Bildmitte verläuft das Gleis weiter in Richtung Süden. Direkt hinter der Lücke biegt die Trasse nach rechts ab und beginnt in mehreren Kehrschleifen den weiteren Abstieg in das 700 m tiefer liegende Poschiavo, den Hauptort des Puschlav.

Der Blick von Alp Grüm nach Westen in Richtung Piz Palü. Unten im Tal ist der kleine, fast ganz mit Eis bedeckte Lag da Palü (1920 m hoch) zu entdecken. Über die dahinter liegende Alpe Palü steigt das Gelände bis auf 3700 m Höhe zum Palü-Gletscher an. Genau in Bildmitte ist an der Steilstufe der Abgang von 2 Lawinen zu sehen.

Von Cavaglia kommt der Regionalzug nach Alp Grüm hoch.

1 ½ Bahnkilometer und 90 Höhenmeter direkt unterhalb von Alp Grüm fährt dieser Regionalzug nach Poschiavo in die Lawinengalerie ein.

 

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