Eine Winterreise mit der Bernina Bahn

Teil 2: Von Bernina Suot nach Alp Grüm

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Der Spurpflug macht den Weg frei.
Die Baumgrenze ist überschritten und so ist auf diesem Streckenabschnitt die Lawinengefahr besonders groß. Fast jeder Strommast ist mit einem Lawinenbrecher gesichert. Der schnelleren und einfacheren Austauschbarkeit wegen stehen hier hölzerne Fahrleitungsmasten. Eine Reserve an Masten wird an verschiedenen Stationen vorgehalten.

Der Zug fährt jetzt auf fast ebener Strecke in Richtung der Stationen Diavolezza und Lagalb.
Die beiden Skiparadiese Diavolezza und Lagalb und deren Stationen sind erst Anfang der Sechziger Jahre entstanden. Die Diavolezza mit ihrer großen Luftseilbahn ist bei gutem Wetter schon von Pontresina aus sichtbar.
Das Skigebiet der Diavolezza geht hinauf bis auf 3000 m Höhe und hat eine ausgewogene Mischung aus blauen, roten und wenigen schwarzen Pisten.
Die Station Lagalb ist einen Kilometer weiter südlich erreicht und nach dem gleichnamigem Piz Lagalb (2970 m)  benannt. Wer gern schwarze Pisten befährt, dem sei diese Abfahrt schwer empfohlen!

Wenn es im Hochgebirge so richtig schneit und es dazu noch Sturm hat, kann eine Fahrt durch  mehrfache Unterbrechungen wesentlich länger dauern.
Dann merkt auch der Tourist, daß Sicherheit und Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs kein Spaß ist, sondern für das Bahnpersonal viel Mühe und sehr hohen Arbeitseinsatz bedeutet.

Bei prächtigem Winterwetter vorbei an bis zu 30 cm im Durchmesser dicken Fahrleitungsmasten fährt der ABe 4/4 42 in Richtung Diavolezza.
Im Hintergrund links der Fuß des pyramidenförmigen Piz Lagalb und rechts die Station Lagalb.
Das im Hintergrund rechts aufragende Massiv ist der 3031 m hohe Sassal Mason, der am rechten Seeufer des Lago Bianco ansteigt.

Bei der Ausfahrt aus der Station Lagalb in Richtung Pontresina dominiert der Piz Albris (3139 m) die Landschaft. Davor das im Sommer gut zu durchwandernde Hochtal Val da Fain. Mit 2 Triebwagen ABe 4/4 geht es hier zurück nach Pontresina.

Einfahrt in die Station Lagalb.
Auf dem Gegengleis legt die Schneeräumeinheit aus 4 Fahrzeugen bestehend eine Pause ein:
Zweikraftlok (Diesel- und Elektroantrieb) Gem 4/4 801 mit Schneeschleuder Xrote 9219, Räumer 9132 und Triebwagen ABe 4/4 48.

Ausfahrt aus Lagalb in Richtung Bernina Ospizio.
Hier trennen sich Paßstraße und Bahnlinie. Die Bahnlinie folgt dem alten schon vor 2000 Jahren (allerdings nicht von den Römern!) genutztem Saumpfad über Alp Grüm in Richtung Italien. Diese Route bietet auch die noch schöneren Aussichten. Außerdem gestattet sie der Bahn die notwendigen Längen- und Kurvenentwicklungen.

Höchst bedrohlich wirkt die Wetterlage: Wenig Sonne noch am Berninapaß - tief hängende schwarzgraue Schneewolken im Süden über dem Puschlav.
Seit der Station Diavolezza überquert der Zug zahlreiche für den Fahrgast sinnlos erscheinende kleine Brücken. Das Gelände hier entlang des Berninabaches ist sehr offen und äußerst anfällig für Schneeverwehungen. So haben die Brücken einzig den Sinn, das Gleis in den Wind zu legen und von Verwehungen freizuhalten.
Der Zug passiert die mit einem Schild gekennzeichnete Wasserscheide Schwarzes Meer - Mittelmeer.
Weithin sichtbar ist die  Staumauer des Lago Bianco, an dessen Ufer die Bahn ihren höchsten Punkt in der Station Bernina Ospizio erreicht: Bahnkilometer 22,3 in 2253 m Höhe.
Die Bahnstation liegt direkt am Seeufer.
Das Bahnhofsgebäude ist in sehr massiver Bauweise entstanden. Daneben steht in gleicher Bauweise ein weiteres Gebäude, das der Zug durchfährt. In diesem Gebäude ist wettergeschützt eine Drehscheibe und ein Standplatz für die Dampfschneeschleuder untergebracht.

Die letzten Kilometer bis zur nächsten Station führen durch viele Lawinengalerien. Nur für Bruchteile von Sekunden sind Ausblicke durch die Verschalung der Galerien nach Süden in das Val Pila möglich. Ursprünglich lief das Gleis direkt am Felsabsturz entlang zum Val Pila in einer weiten Kurve und ermöglichte so einen phantastischen Ausblick. Starke Schneeverwehungen und Lawinenabgänge zwangen die Bernina Bahn bereits in den Zwanziger Jahren das Gleis in die heutige Trasse zu verlegen. In südlicher Richtung auf der rechten Seite des Gleises sichtbar wird das Palügebiet erreicht. Hier sind als Entschädigung für die fehlende Aussicht ins Val Pila sehr häufig Gemsen zu sehen.
Mit 70 ‰ Gefälle wird die letzte Galerie vor dem Bahnhof Alp Grüm durchfahren.

Einfahrt in die Station Alp Grüm. Auf 2090 m Höhe, also 200 Höhenmeter unterhalb Bernina Ospizio, ist Alp Grüm trotzdem der Höhepunkt der Berninareise.

Durch die 180°-Kurve vor Alp Grüm läuft aus Süden der Bernina-Express geführt von 2 ABe 4/4 Triebwagen in Alp Grüm ein. Oberhalb sind die nur im Sommer bewirtschafteten Gaststätten gelegen.

In Alp Grüm wird die Schneeräumeinheit, die zuvor in Lagalb stand, in mühevoller und nicht ungefährlicher Arbeit von Schnee und Eis befreit und für die nächste Räumfahrt vorbereitet.
Die Schneemengen am Bernina sind nur in einer dreistufigen Arbeitsweise zu bewältigen: Erforderlich dazu sind 4 Fahrzeuge in 2 Einheiten. Die erste Einheit wird gebildet aus einer Schneeschleuder und einem Schleppfahrzeug. Die andere Einheit besteht aus dem Räumer und einem weiteren Schleppfahrzeug.

In der ersten Stufe räumt die Schneeschleuder ein schmales Profil von ungefähr 3 m Breite aus. Da die Schleuder keinen eigenen Antrieb besitzt, wird sie von einem Triebfahrzeug - hier die Zweikraftlok Gem 4/4 801 - geschoben. Im Gegensatz zu den gewaltigen Dampfschneeschleudern, deren Einsatz den Einbau von Drehscheiben in diversen Stationen erforderte,  können die modernen Schneeschleudern auf dem eigenen Fahrgestell gedreht werden und in der entgegengesetzten Richtung weiter räumen.

In der zweiten Stufe wird ein als Räumer bezeichneter zweiachsiger Wagen von Lok oder Triebwagen gezogen. Die am Wagen angebrachten Räumflügel ziehen den Schnee auf insgesamt bis zu 6 m Breite in das Gleis und weiten so das Profil auf. Abschließend wirft in Stufe 3 die Schneeschleuder den Schnee bis zu 15 m weit aus dem Gleis.
Dieses Verfahren eignet sich nur bis zu Schneehöhen von maximal 3 Metern. Wenn besonders bei Lawinenabgängen die Maximalhöhe überschritten wird, muß von Hand und mit Schneefräsen vorgeräumt werden.
Wer möchte jetzt bei minus 20 ° C hier arbeiten müssen?

Erinnert sei beim Anblick des Kampfes gegen Schnee und Eis an die Lawinennacht von Alp Grüm am 28. Februar 1937.
An diesem Sonntag hatte es durchgehend geschneit und es wurde befürchtet, daß Zug 28, der Tirano um 12.30 Uhr verlassen hatte, und Zug 29, der mit 2 Triebwagen und vorangestelltem Schneepflug ebenfalls mittags aus Pontresina abgefahren war, nur mit großen Verspätungen ihre Ziele erreichen würden.

 

weiter zum 3. Teil: Die Lawinennacht von Alp Grüm

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