Es ist gerade 5 Uhr durch. Die Sonne geht gleich über der Küste von Dithmarschen auf. Das erste Sonnenlicht färbt das Meer umbrabraun und den Himmel grellorange. Ganz schwach ist am Horizont die Küstenlinie mit 2 Kirchtürmen zu erkennen.

Nur wenige Minuten später von Westen kommend holt das Lotsenboot BORKUM  den Elblotsen von Bord. Von nun an geht es ohne Lotsen genau nach Norden  in Richtung Skagerak.

Am Horizont blinkt das Leuchtfeuer der Tonne E3. Das Lotsenboot BORKUM kehrt zum als Seestation dienenden Mutterschiff ELBE zurück.
Auf den ersten Blick läßt die Bootsform der Boote auf einen Katamaran schließen. Dies ist allerdings nicht richtig, denn der Bootsaufbau ist mit 4 länglichen und schmalen Stützen mit den komplett unter Wasser in Längsrichtung liegenden beiden Auftriebskörpern verbunden. Diese Bauform wird SWATH (Small Waterplane Area Twin Hull) genannt und sorgt auch bei sehr starkem Seegang für eine ruhige Lage des Bootes, so daß das Umsteigen des Lotsen sicherer und leichter ist. Mehr dazu...

5.45 Uhr. Die Sonne strahlt aus voller Kraft. Keine Wolke, klare Sicht, kein Wind, kein Wellengang und schon fast 19° C - unglaublich, und das Anfang Mai!

Die spanische Fregatte BLAS DE LEZOS F103 steuert auf die Elbmündung zu. Bei kleiner Fahrt wird sie gegen Mittag Hamburg erreichen und an der Einlaufparade zum Hafengeburtstag teilnehmen.

An Steuerbord liegt Deutschlands einzige Hochseeinsel: HELGOLAND. Ganz links ist gerade noch die einzeln stehende Felsnadel LANGE ANNA zu erahnen. Der Leuchtturm auf dem Oberland signalisiert weißes Licht. Das stärkste Licht aller deutschen Leuchtfeuer strahlt von hier 45 Seemeilen (rund 83 Kilometer) weit. Rechts von der Hauptinsel die Badeinsel Düne.

Vor der nordfriesischen Küste wird der langsam laufende Krabbenkutter passiert. Morgens um Punkt 7 ist die Welt in Ordnung - es wird warm und zunehmend diesig.

Nur wenige Meilen querab an Steuerbord hat der Versorger die Ölbohrinsel gerade verlassen und läuft zurück - wahrscheinlich nach Esbjerg.

Gegen Mittag kreuzt der Autotransporter MORNING CONCERT und passiert südwestwärts laufend an Backbord. Mehr dazu...

Mehrere Stunden ist nichts zu sehen - nur Wasser, und das wird immer glatter. Dann überholt in nur wenigen Hundert Metern Entfernung ein Schwarm Schwäne mit 15 Tieren. Vorschriftsmäßig links und mit deutlich höherer Geschwindigkeit als den 21 Knoten des Schiffes.

Vor der Küste Nordjütlands läuft ein Fischkutter auf Südkurs vorbei. Durch das Fernglas ist die Kennung SH3 zu lesen: Es ist die STELLA POLARIS aus Husum.

Das Skagerrak ist fast erreicht. Der Schiffsverkehr nimmt deutlich zu. Alle Schiffe aus oder in die Ostsee passieren das 3600 km² große Skagerrak. Während im Süden an der dänischen Küste die Wassertiefe nur rund 30 - 40 Meter beträgt, wird das Meer vor Norwegen bis zu 750 Meter tief. Die wichtigsten Häfen am Skagerrak sind Oslo, Frederikshavn und Göteborg.
Der 200 Meter lange Getreidefrachter MIMOSA DREAM aus Manila nimmt Kurs West.
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6440 m² Schiff - nicht schön, aber doch beeindruckend

Gegen Abend wird das Meer immer mehr wie ein glattes Tuch.
Kein Horizont mehr. Wasser und Himmel verschmelzen.
Und davor ein schwimmendes Parkhaus, ein weiterer RoRo-Autotransporter. Die  OREGON HIGHWAY der japanischen Reederei K-Line transportiert bis zu 6100 PKW meist auf der Route Japan - Europa.

Abends um 8 Uhr im Skagerrak. Nur als schwarze Silhouette im Gegenlicht auf glitzernder See ist der Containerfeeder auf Südwestkurs auszumachen.

Am nächsten Morgen  kurz nach 5 Uhr bei Sonnenaufgang erscheint im Osten die schwedische Küste bei Höganäs, rund 20 Km nördlich von Helsingborg. Das Kattegat ist durchquert und mit Einfahrt in den Öresund wird die Ostsee erreicht.

Vor der Hügelkette der schwedischen Küste wabern Dunstschwaden. Die gerade aufgegangene Sonne taucht alles in ein goldorangenes Licht.

Der Frachter KARMSUND der Reederei NOR LINES aus dem norwegischen Stavanger ist auf Trampfahrt von Rostock nach Oslo und weiter die norwegische Küste hinauf bis Hammerfest.

An der Meerenge zwischen dem schwedischen Helsingborg und dem dänischen Helsingör beginnt der Öresund. Auf dänischer Seite, ganz am Nordostende der Insel Seeland steht das Festungsschloß Kronborg. Seit 1420 wird hier die Einfahrt in den Öresund bewacht. Von 1574 - 1585 wurde die Festung zum Schloß Kronborg, das auch königlicher Wohnsitz war,  ausgebaut. Nach mehreren verschiedenen Nutzungen, unter anderem auch als Gefängnis und Kaserne, gehört Kronborg seit 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Der Hafen von Helsingör mit den Schiffen von 3 Fährschiffreedereien. Links die TYCHO BRAHE der SCANDLINES, in der Mitte die MS MERCANDIA der HH-FERRIES und rechts die Personenfähre SUNDBUSS der Sundsbussarna - alle verkehren auf der Linie Helsingborg- Helsingör.

Schloß KRONBORG von Süden gesehen.
Die Fähre TYCHO BRAHE quert den Öresund auf der rund 4,9 km langen Fährlinie nach Helsingborg.

Auf halber Strecke treffen sich die SCANDLINES-Fähren TYCHO BRAHE und HAMLET.
Der Namensbezug der Fähren ist schnell hergestellt:
Shakespeare hat als Ort für seine Tragödie Hamlet Schloß Kronborg gewählt. Tycho Brahe war königlicher Astronom und lebte zeitweise auf Kronborg

Der unter belgischer Flagge fahrende Hochseeschlepper UNION SAPPHIRE mit Kurs Nord im Öresund rund 15 km nördlich von Kopenhagen. Der 33 Meter lange, rund 11 Meter breite und über 5000 PS starke Schlepper hat einen Pfahlzug von 65 Tonnen und wird häufig für Bohrinselschleppfahrten eingesetzt.

Die See ist so ruhig, daß die Wellenbildung im Kielwasser der UNION SAPPHIRE absolut symmetrisch ist.

Der 190 Meter lange Roll on-Roll off-Frachter TRANS TIMBER fährt für die REDERI AB TRANSATLANTIC fast ausschließlich auf baltischen Kursen, hier auf der Linie Kopenhagen - Oslo. Das Schiff ist fast auf den Tag genau 1 Jahr alt.
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Gut 40 km südlich von Helsingör ist Kopenhagen fast erreicht. Das Lotsenboot bringt den Hafenlotsen.

Der Containerhafen Copenhagen-Malmö-Port besitzt nur 2 kleine Containerbrücken für die Bedienung der Feeder. Feeder sind Verteilerschiffe, die ihre Container z.B. in Hamburg aufnehmen und in die baltischen Staaten bis nach St. Petersburg bringen. Gerade festgemacht hat die KALINA (Heimathafen Hamburg) der Reederei UNIFEEDER GERMANY. Das 121 Meter lange Schiff ist 12 Jahre alt und kann 700 20-Fuß-Container laden.

Am Quai in Kopenhagen liegt die THOMSON CELEBRATION der THOMSON CRUISES (TUI-Gruppe).  Das bereits 24 Jahre alte Schiff ist erst 2004 nach einer Modernisierung von THOMSON übernommen worden.  Auf dem 214 Meter langen Schiff finden 1250 Passagiere in 625 Kabinen Platz.

Die PEARL OF SCANDINAVIA ist das größte Schiff der Reederei DFDS SEAWAYS. Die Fähre verkehrt auf der Route Kopenhagen-(Helsingborg)-Oslo und verläßt hier gerade den Hafen von Kopenhagen. Das 178 Meter lange und 30 Meter breite Schiff kann 2200 Passagiere und 350 PKW befördern. Heimathafen der 1989 gebauten und seit 2001 bei DFDS im Dienst stehenden PEARL OF SCANDINAVIA ist Kopenhagen.

Von Kopenhagen geht die Fahrt südwärts weiter. Der kleine, voll beladene, niederländische Frachter LURÖ -benannt nach einer schwedischen Insel- kommt auf und bildet einen reizvollen Kontrast zu der nun nahen Öresundbrücke, die seit 2000 Kopenhagen und Malmö verbindet.

Auch die Eisenbahn benutzt die Öresundbrücke. Der graue Wurm etwas rechts von der Bildmitte ist ein fünfteiliger, dänischer Triebwagenzug auf dem Weg nach Malmö.
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Der Triebwagenzug ist angesichts der gewaltigen Ausmaße der Brücke kaum auszumachen: auf der unteren Etage - vom Fachwerk verdeckt -  ist er auf der Fahrt nach Malmö (nach rechts) und hat gerade die Brückenmitte passiert.
Am Horizont liegt Malmö, mit rund 250.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Schwedens. Das neben der Öresundbrücke zweite Wahrzeichen der Stadt ist der 2005 gebaute TURNING TORSO (links). Mit 57 Etagen und rund 190 Metern Höhe ist der Wohn- und Büroturm das höchste Gebäude dieser Art in Skandinavien und das zweithöchste in Europa.

Nur wenige Kilometer weiter wird das älteste, dänische Leuchttfeuer passiert: DROGDEN FYR. Von 1838 bis 1936 war hier ein Feuerschiff stationiert. 1937 wurde dann der 20 Meter hohe Leuchtturm gebaut.
Die Abendsonne betont den reizvollen Kontrast zwischen Leuchtturm und Brücke.
Mehr zu DROGDEN FYR ...

Das 179 Meter lange Ro-Pax-Fährschiff NILS DACKE der Lübecker Reederei TT-LINE kommt aus Travemünde und läuft mit maximal 155 LKW und 317 Passagieren Helsinborg an und passiert hier den dänischen Windradpark im Öresund.

Der Containerfeeder GOTLAND der Reederei TEAM LINES läuft schon seit Stunden in unserem Kielwasser und erreicht im ersten Sonnenlicht des Pfingstsonntag die Kieler Förde. Noch rund 12 Kilometer sind es bis zur Einfahrt durch die Holtenauer Schleuse in den NORD-OSTSEE-KANAL.
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Lotsenstation Kiel Leuchtturm.
Das kleine Boot bringt den Lotsen von der Lotsenstation zu den Seeschiffen und umgekehrt.
Im Revier Kieler Förde herrscht Lotsannahmepflicht für Tankschiffe und alle anderen Seeschiffe ab 90 Meter Länge oder 13 Meter Breite oder 8 Meter Tiefgang. Für die Fährschiffe gibt es teilweise Ausnahmen.

Kurz vor halb sieben Uhr kommt unser Lotse auf dem Lotsenboot BÜLK angerauscht.

Der Feeder MERWEDIJK hat vor wenigen Minuten die Holtenauer Schleuse des NORD-OSTSEE-KANAL verlassen und nimmt nun Kurs auf Skandinavien. Die MERWEDIJK ist 132 Meter lang und kann 705 20-Fuß-Container tragen. Das 2001 gebaute Schiff fährt unter niederländischer Flagge und ist in Groningen beheimatet.

Die Einfahrt in den NORD-OSTSEE-KANAL mit der Holtenauer Schleuse und der 520 Meter langen Holtenauer Hochbrücke.

Der Tirpitzhafen der Bundesmarine in Kiel.
An der Tirpitzmole hat neben den Tendern A1425 AMMERSEE,  A512 MOSEL und A513 RHEIN  auch die GORCH FOCK II festgemacht.

Auf der anderen Uferseite in Kiel-Gaarden ist die HDW Howaldswerke Deutsche Werft AG angesiedelt.

Am HDW-Ausrüstungskai liegt der Containerfrachterneubau DONAU TRADER für den Eigner Hermann Buss. Das 215 Meter lange Schiff soll im Augsut übergeben werden.

Kiel baut seine ohnehin schon starke Position als Fähr- und Kreuzfahrthafen konsequent weiter aus. Innerhalb kurzer Zeit machten 2 Skandinavienfähren und 2 Kreuzfahrtschiffe fest. Hier manövriert die STENA SCANDINAVICA. Die 176 Meter lange Fähre hat 11 Decks und transportiert bis zu 600 PKW oder 80 LKW sowie 1700 Passagiere.

Die COLOR MAGIC ist mehr als eine Fähre. Der hohe Standard an Bord macht aus ihr eine Kreuzfahrtfähre. Die Color MAGIC ist gerade 9 Monate alt. Das 223 Meter lange, 35,40 Meter breite und 60,3 Meter hohe Schiff wurde auf der Aker Werft im finnischen Turku gebaut. Für 2975 Passagiere sind 1016 Kabinen vorhanden. Zusätzlich werden bis zu 550 PKW verladen. Die COLOR MAGIC und ihr Schwesterschiff, die COLOR FANTASY fahren täglich die Linie Kiel - Oslo.

Das Kreuzfahrtschiff DELPHIN dreht mit voller Kraft im Kieler Hafen, um am Norwegen Kai anzulegen. Der CO2- und Rußpartikelausstoß dürfte dem mehrerer Hundert Autos entsprechen. Die 157 Meter lange DELPHIN ist schon 1975 gebaut worden. Nach einer Modernisierung 1993 fahren auf ihr bis zu 500 Passagiere in 107 Innen- und 129 Außenkabinen.
Mit dem Anlegemanöver der DELPHIN ist auch unsere Fahrt beendet.