Gestaltung einer Modellbahnanlage
Kapitel III:
Landschaftserweiterung durch Bäume und Büsche

 

von  Helge Scholz

 

Nachdem die Grundflora auf der Modellbahnanlage angelegt worden ist, sollen nun Bäume und Büsche die Landschaft weiter ausformen.
Bei der Bepflanzung der Modellbahnanlage ist eine romantische Ader genauso gefragt wie eine gute Beobachtungsgabe hinsichtlich der Vorbilder. Bäume und Büsche wachsen in freier Landschaft ohne Kontrolle des Menschen. Der Wuchs von Alleebäumen hingegen wird vom Menschen beeinflußt. Doch wie sieht der richtige Weg aus, um solche Blickfänge auf der Modellbahnanlage perfekt zu gestalten?

 

Zur Auswahl stehen Industriemodelle von Bäumen oder der Eigenbaumbau. Beide Varianten haben ihre Reize. In den letzten Jahren haben die Zubehörhersteller speziell im Segment Baummodelle hervorragende Produkte auf den Markt gebracht. Allerdings gilt nach wie vor der Grundsatz, daß der Modellbahner nach Individualität strebt und seiner Modellbahnanlage eine persönliche Note geben möchte. Handelsübliche Laub- und Nadelbäume mit eigenen Kreationen zu kombinieren, schafft eben das Besondere, und der Betrachter wird dies sehr wohl bemerken.

 

Die Zubehörhersteller HEKI und NOCH liefern in einem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis Modelle verschiedener Arten von Laub- und Nadelbäumen. SILFLOR und SILHOUTTE nehmen eine besondere Stellung ein. Die Produktvielfalt dieser beiden Hersteller ist noch größer, allerdings handelt es sich bei diesen Produkten um Handarbeitsmodelle, entsprechend hoch ist der Preis. Alternative zu diesen beiden Varianten ist der Bausatz, den alle Hersteller anbieten. Er ist preisgünstiger als die Handarbeitsmodelle und trotzdem individuell. Die Bausätze bestehen aus Stamm- und Astrohlingen mit dem dazugehörigen Belaubungsmaterial.

 

 

Eigenbau von Laubbäumen

 

Die Äste der Rohlinge werden aus der Fläche in den Raum gebogen. Die unteren Äste können abgeschnitten werden und später zum Verdichten der Baumkrone dienen. 

 

Die Zweige werden aus der Fläche in den Raum gebogen

 

Kleine Aufnahmelöcher werden gebohrt, die angespritzten Zweige dort eingesteckt und mit Sekundenkelber fixiert. Der weiche Kunststoff erlaubt das Biegen und läßt die Zweige auch nicht in ihre ursprüngliche Lage zurückschnellen. Bis in die Spitzen ist das Verbiegen durchzuziehen, denn den Raum gleichmäßig zu erschließen, ist der Idealfall. Hundertprozentig wird das nicht erreicht werden, aber die Belaubungstechnologie mit vorbehandeltem Meerschaum benötigt die Kunststoffzweige als Klebepunkte.

 

 Die Aufnahmelöcher werden gebohrt.

 

Mittels einer Pinzette werden die  Zweige in die Bohrungen gesteckt und mit Sekundenkleber fixiert.

 

Die Meerschaumstücke können entweder bei HEKI bezogen werden oder aus unbelaubtem Material selbst hergestellt werden. Meerschaum hat sich über alle Nenngrößen hinweg als das Universalmaterial erwiesen. Einige Hersteller bieten die Rispen als Bastelmaterial an. MZZ liefert sie beispielsweise schon mit Begrünung und die fantastischen Filigranbüsche von SILFLOR bestehen aus dem gleichen Material. Das Material im unbelaubtem Zustand besteht aus großen Dolden, das wegen der besseren Konfektionierung in kleine Rispen getrennt ist. Die Rispen müssen dann mit einer Nagelschere in einzelne Segmente getrennt werden.

 

 

Im nächsten Schritt wird der Rohling anthrazit eingefärbt und mit Klarlack matt überlackiert. Anthrazit ist die Vorbildfarbe der Bäume und nicht, wie üblicherweise angenommen wird, braun. Jetzt werden von unten nach oben Stück für Stück die Zweige am Rohling befestigt. Je dichter die Krone wird, umso schwieriger sind die Äste zum ankleben des Meerschaums erreichbar. Das zarte Geflecht wird einfach ineinander verhängt.
Es ist auf eine vorsichtige Handhabung der Meerschaumabschnitte zu achten, da die getrockneten Zweige schnell brechen können.

 

Belaubte Meerschaumzweige werden mit Sekundenkleber an den Ästen von oben nach unten befestigt.

 

Nach wenigen Minuten ist die Krone verfüllt. Sollten einige Äste noch unbelaubt freistehen, ist dies ganz vorbildgerecht.

 

Mit den Meerschaumästchen kann schon die richige Krone gestaltet werden, auch wenn der letzte Abschnitt verklebt ist, kann der Baum noch frisiert werden. Unförmig herausragende Bereiche können weggeschnitten werden.  Sollte das Zweiggeflecht an einer Stelle zu dicht sein, kann es leicht geöffnet werden. Je weiter sich der Rohling mit Meerschaum verfüllt, umso schwerer sind die unteren Äste als Befestigungsgrundlage zu erreichen. Das stellt aber kein Problem dar, denn die imense Verästelung des Meerschaums erlaubt, von außen her die einzelnen Abschnitte einfach ineinander zu drücken und dadurch Fülle zu gewinnen.

 

Ist die richtige Form gefunden, wird im nächsten Arbeitsschritt die Krone, zum Beispiel mit FALLER-Sprühkleber, übernebelt. Dadurch verfestigt sich die Krone, und eine Klebefläche zur Aufnahme von Blättern ist geschaffen.

 

Faller-Kleber über dem Geäst bindet die nun folgenden Einzelblätter. Beim Sprühen nur kurze Spraystöße ausführen, da sich sonst ein weißer Niederschlag bildet.

 

Bei der Belaubung sind zwei Wege möglich, die beschritten werden können. Entweder wird elktrostatisch belaubt oder mit HEKI-flor-Abschnitten gearbeitet. Diese sind preiswert und schnell zu verarbeiten. Der Nachteil bei dieser Vorgehensweise besteht nicht im Material, sondern in der Baumethode, denn es überdeckt nur die obersten Meerschaumspitzen. Eine Begrünung innerhalb des Zweiggeflechts ist nicht möglich. Der gleiche Effekt wird bei der Verwendung anderer Belaubungsmaterialien wie von SILFLOR oder SILHOUTTE erzielt.

 

Ein anderer Weg ist die elktrostatische Belaubung. Dafür werden ein Elektrostat, Mattlack, beispielsweise hellgrünes HEKI-Wildgras, Sprühkleber und Blätter von NOCH benötigt. Alle Arbeitsschritte müssen zügig hintereinander erfolgen. Zuerst wird der Baum mit Mattlack eingenebelt. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, sollte der Stamm während des Einnebelns gedreht werden, denn nur so werden alle Meerschaumzweige erreicht. Der Stamm sollte nach Möglichkeit nicht mit in den Sprühbereich gelangen. In den satt aufgetragenen feuchten Mattlack, der jetzt als Klebstoff dient, werden die elektrostatischen Grasfasern eingeschossen. Die Erdungsklemme des Elektrostats kann an den Stamm geklipst werden. Im Prinzip werden bei diesem Verfahren nichts anderes als Blattstiele erzeugt. Während des Arbeitsschritts ist entweder der Baum ganz schnell um den Elektrostat herumzuführen, oder es ist andersherum zu verfahren. Die Schnelligkeit in der Bewegung erzeugt einen gleichmäßigen und feinen Auftrag von ersten Fasern. Solange der Mattlack noch eine Klebefunktion hat, müßen alle Zweige behandelt werden.

 

Der Zubehörhersteller NOCH u.a. bietet  solche Blätter an. Nachdem beispielsweise Birken- und Ulmenblätter darüber gerieselt wurden, wird die Auflage mit einer weiteren Spraybehandlung gesichert. Matter Klarlack bietet sich hierfür besonders an. Der Lack verschließt die Oberfläche, überdeckt den Sprühkleber und bindet eventuell noch einmal die aufgestreuten Blättchen.

 

Birken im Eigenbau

 

Birken können ebenfalls aus den HEKI Rohlingen erstellt werden. Vor der Belaubung müßen sie logischerweise weiß lackiert und wieder mit mattem Klarlack behandelt werden.

 

Der Rohling wird eingefärbt.

 

Hier ist die oben erwähnte “Eroberung des Raums” gut zu erkennen.

 

Zum Belauben der Birken ist das SILFLOR-Birkenlaub zu empfehlen. Das Geflecht wird in kleine Abschnitte getrennt. Diese werden vorsichtig gedehnt, ohne das Trägermaterial zu zerstören. So wird eine vorbildgerecht wirkende Laubfläche mit Durchblick zwischen den Blätter erzielt.

 

Auseinandergezupft verwandeln sich die dichten Abschnitte in ein zartes Blattwerk

 

Die derartig vorbehandelten Abschnitte werden, von oben nach unten, auf den Rohling geklebt. Zum fixieren sollte TESA-Alleskleber verwendet werden. Eine Grundregel ist zu beachten: Da die Kunststoffäste zwingend als Klebebasis benötigt werden, müssen die Abschnitte um die Astspitze herumgeklebt werden. Anderfalls wird die Blätterschicht sehr flächig. Das erfordert ein wenig Übung, wird aber mit der Zeit immer einfacher.

 

Durch die mit Faller-Sprühkleber aufgetragene Klebeschicht werden auch später schwer zugängliche Bereiche errreicht.

 

Schon beim Zurechtzupfen können die Abschnitte nach der waagerechten Dehnung kissenförmig in den Raum zerzupft werden und eben als Kissen auf der Astgabel positioniert werden, ein Pendant dann darunter. Zum Schluß erhält der Stamm der Birke mit einem schwarzen Faserstift seine typischen schwarzen Rindenbereiche.

 

Die Flor-Abschnitte werden mit Tesa-Alleskleber um die Kunststoffäste des Rohlings herumgeklebt.

 

Mit einem Edding wird die Borke der Birke geschwärzt

 

Jetzt werden die fertigen Bäume auf der Anlage plaziert. Hierbei ist zu beachten, daß die einzelnen, gebohrten Pflanzlöcher für die Bäume so positioniert werden, daß die Baumkronen benachbarter Bäume sich nicht gegenseitig berühren.

 

Bohren der Planzlöcher

 

Wenn dieser Arbeitsschritt abgeschlossen ist, werden die Bäume in die Pflanzlöcher gesetzt. Ein Tropfen Ponal sichert den Baum an seinem Standort.

 

Aus dem lichten Baum im Vordergrund wurde noch nachträglich ein Ast herausgetrennt.

 

Ein fertiges mit Bäumen und Büschen ausgestattetes Stück Landschaft einer Modellbahnanlage.
Das Wäldchen am See. Zwischen Kiefern finden sich kleine Büsche, Moorpolster und so mancher toter Stamm. Mit Pilzen, Farnen und anderen Kleinpflanzen kann hier die Vielfalt der Natur noch weiter betont werden.

 

 

Gestaltung einer Modellbahnanlage
Kapitel I:
Landschaftsgestaltung mit elektrischem Gras
  
weiter...

 

Gestaltung einer Modellbahnanlage
Kapitel II:
Begrünungsmatten im Geländebau  
weiter...

 

Fortsetzung folgt:
Kapitel IV:
Gestaltung einer Norddeutschen Seenlandschaft

 

 

hs 13. März 2007

 

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