Gestaltung einer Modellbahnanlage
Kapitel I:
Landschaftsgestaltung mit elektrischem Gras

 

von  Helge Scholz

 

Das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen und die dunkle Jahreszeit wird wieder von allen Modelleisenbahnern genutzt werden.
Diese Artikelserie über den Modelleisenbahn-Anlagenbau  beschreibt Tips und Anregungen zur Anlagengestaltung. Die Reihenfolge dieser Serie richtet sich in der zeitlichen Folge nicht zwangsläufig nach den einzelnen Bau- und Planungsabschnitten, sondern nach dem Interesse der Leser.

 

Durch den mit hohen Gräsern bepflanzten Hügel und  den Gleisverlauf in der Kurve läßt sich das Anlagenende perfekt tarnen. Unterstützt wird die Illusion der weiterführenden Strecke durch das Wohnhaus in Reliefbauweise und den geschickt arrangierten, perspektivfreien Hintergrund.

 

Unter dem Motto Landschaftgestaltung werden die  Themen Begrünung der Geländeflächen, Einsatz von Geländematten, Bäume im Eigenbau, Wassergestaltung stehender und fließender Gewässer Berücksichtiung finden.

 

Kapitel I als erster Artikel befaßt sich mit der Landschaftgestaltung durch elektrisches Gras. Die elektrostatische Beflockung revolutionierte den Landschaftbau auf Modellbahnanlage. Neben den bekannten Arbeitsmaterialien, wie Grasmatten, Flocken, Schaumstoff und vielleicht auch noch Sägemehl, bietet die elektrostatische Beflockung mit Grasfasern ein perfektes Ergebnis. Die Fasern stehen  senkrecht  und bieten daher optisch ein der Realität sehr nahekommendes Bild.

 

Die Zubehörhersteller HEKI, BUSCH, FALLER, NOCH, KS  und SILFLOR u.a. bieten auf diesem Sektor ein breites Spektrum an geeigneten Materialien an.

 

Begonnen wird die Gestaltung der Landschaft generell mit der Begrünung der Anlagenoberfläche. Verschiedene Wege sind dabei möglich. Im folgenden geht es um die Beflockung von zu begrünenden Landstrichen mit dem Elektrostat.

 

Ein Elektrostat ist auf gehobenem Landschaftsbau-Niveau heute nicht mehr wegzudenken. HEKI hatte mit der Markteinführung seines Gerätes die Landschaftbautechnik geradezu revolutioniert. Der nächste Zubehörhersteller,  NOCH,  zog mit dem Grasmaster nach. Beide Geräte haben Ihre Vor- und Nachteile. Der HEKI-Stab führt zu perfekten Ergebnissen, ist aber relativ teuer in der Anschaffung. Günstiger dagegen ist der NOCH-Grasmaster, der allerdings nicht überall verwendbar ist. So lassen sich feine Nuancen oder Partien, wie zu begrasende Randstreifen mit dem Gerät kaum gestalten. Er eignet sich besser zur Bearbeitung von Flächen. Außerdem ist die Leistung von 15 kV nicht sonderlich groß. Eine Dritte Variante ist ein Beflockungsgerät, das von einem Fachmann auf 40kV umgerüstet wird. Auf- und Umbaukosten betragen um die 100 Euro. Für welche Varianten man sich auch entscheidet, alle Geräte arbeiten nach dem gleichen Prinzip.

 

Im Beflockungsgerät, an der Spitze des Stabs, befindet sich der Vorratsbehälter für die Fasern und auch der Plus-Pol. Mit dem zweiten Pol wird die Anlage geerdet und der Kreislauf ist geschlossen. Ein Kabel mit einer Klemme bildet diesen Pol, der in der Nähe des Begrasungsgebiets mit der Anlage verbunden wird. Die Klemme läßt sich zum Beispiel an einer in die Oberfläche gesteckten Schraube befestigen. Wird das Gerät eingeschaltet, bildet sich ein elektrisches Feld, in dem sich jede einzelne Grasfaser an den Kraftlinien des elektrischen Feldes ausrichtet. Automatisch richtet sich jede Faser senkrecht zur Anlagenoberfläche auf. So bildet sich mehr und mehr ein Faserteppich, der nun die Grundlage der Wiesenfläche bildet - also die erste Deckschicht.

 

Basis der Begrünung ist eine vorbehandelte Fläche mit Umbra-Dispersionsfarbe. Auf der Verpackung sind bei manchen Fabrikaten Verdünnungshinweise angegeben. Da die Farbschicht als Klebefläche dienen soll, ist die Farbe unverdünnt aufzutragen. Die Farbe wird zügig mit einem breiten Pinsel satt aufgetragen. Es ist darauf zu achten, die Struktur der Oberfläche mit dem Farbauftrag nicht allzu sehr einzuebnen.

 

 Satt aufgetragene Dispersionsfarbe bildete die Erdschicht und dient gleichzeitig als Klebefläche.

 

Die jeweilige Arbeitsfläche sollte auf etwa 50 x 50 cm begrenzt werden. Der Übergang von einem Arbeitsfeld zum nächsten kann ohne später sichtbare Grenzlinie ausgeführt werden, denn bei der weiteren Begrünung in den nächsten Schritten kann ohne Flächenaufgliederung weiter gearbeitet werden. In die so entstandene Farbschicht werden mit dem Elektrostat die ersten Grasfasern eingefügt. Als Grundvegetation kann z.B. HEKI-Wintergras verwendet werden. Am Ende des Arbeitsgangs muß die Fläche dicht gefüllt sein.

 

 Die Zubehörhersteller bieten mittlerweile Grasfasern in interessanter Tönung und Länge an.

 

Nach 1 - 2 Stunden ist die Farbe getrocknet. Die nicht haftenden Fasern müssen nun entfernt werden. Zur Beseitigung des feinen Fasermaterials hat sich die Staubhexe als Universalwaffe bestens bewährt. Durch ihre gegenläufigen Rotoren werden freie Fasern aufgewirbelt und durch die innere, absaugende Düse aus der Luft gezogen. Die Staubhexe wird ganz einfach auf das Staubsaugerrohr aufgesetzt. Mittels eines Hebels kann dann die Wirkungskraft variiert werden. Im Inneren der Staubhexe hält ein Sieb, wie der Auffangbeutel eines Staubsaugers, die Fasern zurück. Eine Staubsaugerspitze müßte dicht über die Oberfläche gezogen werden und würde die Graslage unweigerlich zerstören.

 

 10 cm über der Oberfläche wirbelt die Staubhexe lose Fasern auf und saugt sie noch in der Luft ein.

 

Im zweiten Schritt wird punktuell mit Weißleim gearbeitet. Auf die fest im Grund stehenden Wintergrasspitzen wird unverdünnter Weißleim, am besten Ponal,  getropft. Sollten sich Streifen ergeben, so ist zu beobachten, daß diese sich wegen der Oberflächenspannung des Leims zu kleinen Perlen trennen. Auf den Faserspitzen sitzen nun die kleinen Leimperlen und nehmen die Fasern des zweiten Begrasungsvorgangs auf.
In die Leimperlen wird beispielsweise Heki-Wildgras verschiedener Grüntöne und gleichzeitig Heki-Moosgras, als Farbnuance, gesetzt. Die punktuelle Arbeitsweise erzeugt Grasbüschel- und streifen. Besonders schöne Farb- und Formspiele ergeben sich aus der Kombination von langen, hellgrünen Fasern mit kurzen dunkelgrünen. Es zeichnen sich ältere und welke Gräser ab, an deren Wurzeln sich frisches saftiges Grün emporreckt.

 

Der zweite Begrasungsvorgang ist abgeschlossen. Es haben sich Büschel gebildet. Die überzähligen Fasern müssen erneut abgesaugt werden.

 

Erst nach dem erneuten Absaugen zeigt sich das Ergebnis. Dieser Vorgang des punktuellen Arbeitsvorganges kann mehrmals wiederholt werden, bis das Ergbnis optimal ist. Abgesehen von der vorbildgerechten Verteilung von Formen und Farben kann man auch unterschiedlich intensiv in die Höhe arbeiten.

 

Der fertig begraste Abschnitt nach dem Absaugen. Bei Bedarf können weitere Grasschichten aufgebracht werden.

 

Kapitel II:
Begrünungsmatten im Geländebau  
weiter...

 

Kapitel III:
Landschaftserweiterung durch Bäume und Büsche  
weiter...

 

Fortsetzung folgt:
Kapitel IV:
Gestaltung einer Norddeutschen Seenlandschaft

 

 

 

hs 25. Oktober 2007

 

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