Roco stellt mit der Mh. 6
ein Modell von bisher ungekannter Qualität vor

 

von  Klaus Honold

 

                                                                                                                                     Foto: Roco

 

Der Modellbahner hat in den letzten Jahren gelernt, duldsam zu sein. Eine stille Zufriedenheit, das ist die Verfassung desjenigen, der dieses Hobby teilt. Bloß nicht aufmucken! Bloß keine Ansprüche stellen! Das war mal anders. Die Modellbahner und ihre Hobbypresse schritten mal gemeinsam, um neue Standards einzufordern. Bessere Technik, höhere Detaillierung. Diese Zeiten sind vorbei. Heute akzeptiert man dies: Besseres Marketing, höhere Preise.

 

Technik und Detaillierung dagegen kehren zurück zu den Standards der sechziger und siebziger Jahre. Ruckelnde und rasselnde Motoren, angespritzte Griffstangen, Bremsbacken weitab der Radflächen und so fort. Nein, nicht von irgendwelchen Dritte-Welt-Firmen, sondern vom Marktführer. Deshalb darf man dann für Lokomotiven dieser Qualität auch viele hundert Euro bezahlen. Nun, solang der Modellbahner es mitmacht –
In den vergangenen Jahren sah es lang so aus, als habe er keine Alternative. Wirkliche Qualität fand sich allein in den Nischen der Kleinserienhersteller. Die Marktführer aber knebelten den Handel ebenso wie den Verbraucher. Doch dann hat Schlechtes sich zum Guten gewendet. Wie im Märchen.  Roco ist das Dornröschen, die Bank der Salzburger der Prinz. Das ist ganz wörtlich zu nehmen: Ein Unternehmen wurde wachgeküßt. Und zwar nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern gerade im Blick auf das, was den Verbraucher erreicht.

 

Man muß kurz daran erinnern, wie enttäuschend die letzten Neuheiten unter alter Roco-Regie gerieten. Dampfloks mit indiskutabel großem Lok-Tender-Abstand, um nur ein Beispiel zu nennen, dazu Verarbeitungsmängel – ein Trauerspiel, das des großen Markennamens nicht würdig war. Ehrlich gesagt: Unter solchen Umständen hat keiner daran geglaubt, daß aus Salzburg noch mal was Gutes kommen werde. Dann ließen die Übergangsneuheiten 2006 schon aufhorchen. Die E 80 war ein Modell von gewiß unspektakulärem Vorbild, wenig populär; immerhin ließ sich sagen: perfekter als so konnte es nicht nachgebildet werden. Dann kam die BR 64. Sie lief im Schatten der 75er von Brawa ein, und so wurde sie von der Modellbahn-Fachpresse auch behandelt.
Zu Unrecht. Eine H0-Tender-Dampflok in dieser Qualität zu diesem Preis hat es noch nicht gegeben. Brawa mit seinen vergleichsweise wenig anlagentauglichen Supermodellen steht da plötzlich außen vor. Die BR 64 – Klassiker hin, Klassiker her – ist nicht recht beachtet worden. Schade. Jeder H0-Bahner mag selber sehen, ob er was Besseres findet.

 

 Die Lokführerseite. Wohltuend die farblich abgesetzten Innenwände

 Die Heizerseite. Wohltuend - keine Zurüstarbeiten, alle Teile sind bereits ab Werk montiert

 

Aber das neue Salzburg hat noch mehr drauf. Zwei Tage vor Ostern legte es eine Schachtel auf die Ladentische, 24,5 mal 9 Zentimeter groß, goldener Aufdruck: “Mh. 6”. Und das ist auch drin. Die legendäre Stütztender-Dampflok der österreichischen Schmalspurbahnen, hier als Museumsstück, so wie sie heute auf der Strecke nach Mariazell dampft. Ach, eine Schmalspurlok? Aber Roco hat doch auch schon die Heeresfeldbahnlok gebracht, die später auf Rügen und im Salzkammergut lief. 
Stimmt. Schon dieses Modell strafte alle Lügen, die sagten, überzeugende Schmalspurloks in Großserie könne es nicht geben. Zu wenige Interessenten, zu viel Aufwand. Zurzeit gibt‘s dieses Dampferchen leider nur in Blau. So weit so gut.

 

Aber mit der Mh. 6, die für rund 250 Euro in den Fachhandel eingelaufen ist, hat eine neue Roco-Ära begonnen. Etwas Vergleichbares, um es einfach mal so zu sagen, hat man als Großserienmodell im Maßstab 1:87 noch nie gesehen. Chappeau!

 

 Deutlich sind die Merkmale der Stütztenderloks am Führerhaus zu erkennen.

 

Schmalspurloks, das waren bisher ungeliebte Kinder. Roco hat hier eine Preziose vorgelegt. Ein Vorzeigestück. Eine Steuerung so filigran, wie sie noch bei keinem Modell dieser Firma verwirklicht wurde, egal in welcher Spurweite. Feinste angesetzte Stangen aus Metall. Bronzebedruckung in einer Perfektion, die man bisher nicht für möglich gehalten hätte. Bronzelackierung der Rohre dort, wo bisher (Roco ebenso wie Liliput) nur die Einfärbung des Plastiks möglich war. Diese Maschine macht jeden Betrachter erst mal sprachlos.

 

 Mehr geht nicht: Zentrierbohrungen an den Achsen, filigrane Steuerung, keine Panzernieten

 

Durchdachte Konstruktion und perfekte Ausführung am Übergang Lok / Tender

 

Man traut sich kaum, die Mh. 6 auf die Gleise zu setzen. Tut man es, sollte man mehrere Vergleichsloks zur Hand haben. Manche surren lauter, andere sind leise. Die winzige Schwungmasse des im Kessel untergebrachten Motors macht sich in keinem Fall bemerkbar. Daheim ist nicht viel zu tun. Der Tender sollte mit echter Kohle bestückt werden, an der Lok sind die (beigelegten) Messingätzschilder anzubringen.

 

Motor und Getriebe sind nicht sichtbar in der Lok eingebaut, die Achsen des Tenders sind zusätzlich als bewegliches und gefedertes Drehgestell ausgeführt.

 

 Aus jeder Perspektive ein Genuß

 

Die Lok wiegt 150 Gramm. Für H0e ist das ordentlich, wenn auch nicht viel. Läßt man die Maschine langsam an sich vorbeidampfen, wird man gewiß seine Freude haben. Zu Recht. Roco hat hier ein neues Stück Ehrlichkeit geschaffen: Die Salzburger zeigen die Spitze dessen, was in Großserie an Qualität möglich ist – und gestehen damit fair und freundlich den Abstand ein, der noch zu den Produkten der Kleinserienhersteller wie Panier oder Weinert bleibt.

 

 Die Nachbildung des Führerstands entspricht auch gehobenen Ansprüchen

 

Nicht im Vergleich zu deren Produkten ist Rocos Vorstoß wichtig. Was Roco mit der Schmalspurlok Mh. 6 vorgelegt hat, läßt vielmehr einen Ausblick zu auf die Normalspur-Dampfloks, die von dem Salzburger Hersteller künftig zu erwarten sind. Was diesen Punkt betrifft, heißt es freilich, Geduld zu bewahren. Die erste Schlepptenderlok, die unter neuer Regie produziert wird, ist erst für 2008 angekündigt – die BR 24, das “Steppenpferd”.

 

 Die Beschriftung ist deckend und konturenscharf auf die seidenmatte Lackierung gedruckt.

 

 

kh 19. April 2007

 

alle Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet:  © reflektion.info / Cornils Rathjens
Download nur zum nicht-kommerziellen Gebrauch

 

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