Lötest Du schon oder klebst Du noch?

 

Teil 1

 

In 2 Teilen zeigt diese Anleitung wie einfach und schnell das oft so gefürchtete und vorurteilbehaftete Löten wirklich ist. Den Kern der Materie trifft die  leicht abgewandelte Frage des schwedischen Möbelhauses so punktgenau,  daß diese Verbalanleihe verziehen sei.

 

Thema dieses Artikels ist das einfache, schnelle, sichere und haltbare Verbinden von Metallteilen im Modellbau durch Weichlöten - allerdings nicht das Kabellöten an Platinen oder Kontakten.  Die Anleitung schläfert nicht mit viel Theorie und langen Texten ein. Vielmehr zeigen große Bilder mit erläuternden Worten praxisbezogene Lötarbeiten. Teil 1 zählt  notwendiges Werkzeug und Gerät auf.

 

 

Werden alle Anleitungen genau und auch in der dargestellten Reihe befolgt, ist der Erfolg garantiert. Jeder - auch der, der noch nie einen Lötkolben oder ähnliches Gerät auch nur aus der Ferne gesehen hat - wird innerhalb von einer Stunde in der Lage sein, gute Ergebnisse zu erzielen.
So, die Einleitung ist schon zu Ende und die Praxis beginnt.

 

Halt - noch eins: Glauben Sie ab sofort keiner anderen Anleitung.
Auch dann nicht, wenn sie aus einem noch so renommierten Modellbaumagazin stammt. Entsorgen Sie diese Aufsätze einfach - in den meisten Fällen haben die Autoren noch nie gelötet.
Im übrigen gilt dies sinngemäß auch dort für zahlreiche Anleitungen anderer Modellbauthemen, als da sind Lackieren, Altern, Gleisbau u.v.m. - aber dazu mehr zu gegebener Zeit.

 

Kapitel 1 - Ausrüstung und Hilfsmittel

 

 

Ohne vernünftiges Material - Hardware und Software - geht gar nichts:

1.

Entsorgen Sie falschen Lötdraht. Dieser ist in der falschen Legierung ( S-Pb70Sn30) und zu dick (2 Millimeter)

2.

So soll der Lötdraht sein. Legierung S-Sn60PB38Cu2. Dick 1 - 1,5 mm
Der Draht kann als Elektroniklot flußmittelgefüllt (Kolophonium) sein. Das muß aber nicht sein. Bei großen Lötstellen ist oft Lot ohne Flußmittel besser - aber schwieriger zu besorgen.

3.

Fast identischer, 1 mm dicker Lötdraht eines anderen Herstellers. Sehr gut geeignet. Als bleifreies Lot ist z.B. STANNOL Ecoloy TSC (Sn95,5Ag3,8Cu0,7) empfehlenswert. Rund 10 Euro für 100 Gramm.

4.

Dünnste, mit der Papierschere geschnittene Lötdrahtabschnitte.
Bei kleinen, zu verbindenden Werkstücken, die nur ganz wenig Zinn erhalten sollen, werden solche Abschnitte an den Berührungsstellen (Fügestellen) plaziert. Dazu später mehr.

5.

Im Schraubstock oder in der Zange zu einer Art Folie gequetschtes Zinn für Abschnitte aus Punkt 4. Die Zerquetschten sollten immer auf Vorrat in einer kleinen Schachtel oder Filmdose (sofern man solche denn noch hat) vorgehalten werden. Man braucht sie nämlich immer dann, wenn man gerade  keine Möglichkeit hat, welche zuzuschneiden.

 

 

 

Nochmals die Zerquetschten in der Nahansicht

 

 

Allerlei merkwürdiges, primitiv anmutendes, aber höchst wirkungsvolles Hilfszeug:

1.

Teakholzklötze zum Höherlegen der Werkstücke, als Bohrunterlagen oder Handauflagen. Jede Tischlerei rückt für wenige Cents an die Kaffeekasse derartige Abfallstücke heraus. Teakholz ist besonders geeignet.

2.

Feuerfeste Steine als Lötunterlage. Preiswert erhältlich im Bastelladen. Diese Steine können gebohrt oder gesägt werden. Als Auflage der Teakhölzer sind sie besonders wertvoll. So können die Hände ohne unbequeme Verrenkungen  Werkzeuge führen und Werkstücke bearbeiten.

 

 

 

Mehr Werkzeug wird nicht benötigt:

1.

Klemmpinzette, rund 150 mm lang

2.

Schienenradiergummi, z.B. von ROCO oder FLEISCHMANN

3.

Uhrmacherschraubenzieher, preiswerte Baumarktversion

4.

Haarclips

5.

traditionelle Holzwäscheklammern

6.

Ohrenstäbchen mit Plastik-, nicht Pappschaft

7.

Schaber, wie ein Stecheisen angeschliffen, aus einem alten Schraubenzieher

 

 

 

Die Lötmaschine: Lötstation Weller WTCP 51 oder WTCP-S

 

Für komfortables Löten wird in jedem Fall eine zeitgemäße Lötstation empfohlen.  Als Beispiel möge die Weller-Lötstation WTCP 51, das Nachfolgemodell der WTCP-S, mit 50 Watt Leistung dienen. Die Temperaturwahl wird an diesem Modell nicht durch einen - leider oft störanfälligen - Drehregler vorgenommen, sondern durch spezielle mit einem Magneten versehene Lötspitzen. Wird die vorgegebene Temperatur erreicht, erlöschen die Magneteigenschaften und das Heizelement schaltet ab.

 

Dieses System hat sich hervorragend bewährt, ist sehr robust und langlebig und sehr zügig in der Temperaturregelung. Die Lötspitzen sind mit einem Zahlencode versehen, der für die verschiedenen Temperaturen (220 - 450°C) steht. Für die hier beschriebenen Zwecke wird eine rund 3 mm breite,  flache Spitze mit der Kennzahl 7 oder 8 benötigt. 6 ist zu kalt und 9 hat wegen der hohen Wärmewerte nur kurze Lebenszeiten.

 

Für rund 170 Euro ist die Station zu bekommen. Lötspitzen schlagen mit rund 9 Euro pro Stück zu Buche. Wer üben will, oder unschlüssig ist, kann bei ebay für rund 50 Euro auf ein Gebrauchtgerät den Zuschlag erhalten - allerdings zu den bekannten ebay-Risiken.
 

Brauchbare Ergebnisse werden auch mit herkömmlichen Lötkolben (100 Watt)  erreicht - aber Kaisers Zeiten sind endgültig vorbei.

 

 

Der immer notwendige Katalysator:

Lötwasser wirkt als Oxidationshemmer während des Lötvorgangs.
500 ml für rund 9 Euro.

 

Tip: Zur Aufbewahrung des Lötwassers eignet sich hervorragend eine alte Polystyrolklebeflasche mit eingebautem Pinsel (Faller, Kibri etc.).

 

Der breite Fuß schützt eigentlich schon vor dem Umstoßen der Flasche. Aber wer zu ungeschickten Aktionen neigt, dem sei zu einer Verankerung mittels Drahtbügel auf einer Metallplatte und einer darunter liegenden Holzplatte geraten.

 

Ein Papiertaschentuch oder Küchenpapier  dazwischen gelegt,  nimmt die kleinen Schweinereien auf.

 

Die Gesamtinvestition:

 

Für rund 200 Euro ist der Lötplatz auf lange Zeit gut ausgerüstet. Schon die halbe Summe reicht  für Gebrauchtgeräte.

 

 

 

 

Fortsetzung mit den ersten praktischen Übungen folgt im 2. Teil.

 

 

Teil 1  |  Teil 2

 

 

jwp  Dezember 2007

 

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