Triebwagen E2 als Giaßkaunlexpress  -
Straßenbahnlinie 71 zum Zentralfriedhof in Wien

 

Die elektrische Straßenbahn hat schon 1907 die zum Zentralfriedhof führende Simmeringer Pferdebahn ersetzt. Seit 100 Jahren trägt die Straßenbahnlinie von Wiens Zentrum zum Zentralfriedhof die Nummer 71. Und seitdem heißt der (Wagen) 71 Gießkannenexpress. 1907 führte der 71 von der Walfischgasse zum Zentralfriedhof.

 

Der 71 der WIENER LINIEN mit Triebwagen E2 4075 und Beiwagen c5 1475 am Schwarzenbergplatz. Im Hintergrund der Hochstrahlbrunnen und das russische Heldendenkmal

 

1918 wütete die Spanische Grippe in Wien - weltweit forderte diese Epidemie innerhalb von 2 Jahren rund 30 Millionen Todesopfer. In Wien konnte nur die Straßenbahn die vielen Leichentransporte bewältigen. Wegen der hohen Infektionsgefahr mußten die Toten schnell beerdigt werden. Meist fanden diese Fahrten zum Zentralfriedhof nachts während der eigentlichen Betriebsruhe statt - denn man verwendete anfangs normale Straßenbahnwagen. Ab 1. März 1918 konnte ein umgebauter Beiwagen benutzt werden, der die Verstorbenen von den Heimen, Spitälern und Krankenhäusern zum Zentralfriedhof brachte.

 

Typ E2 4041 mit Beiwagen c5 1441 am Schwarzenbergplatz.

 

Der Beiwagen mit der Bezeichnung le 7031 war aus einem Dampftramway-Beiwagen der Neuen Wiener Transportgesellschaft umgebaut worden. Der gänzlich schwarz lackierte Wagen trug in speziellen Haltern quer zur Fahrtrichtung 12 Särge. Aus den Wagenwänden waren die Türen entfernt worden - hier prangten nun große, goldene Totenkreuze. Tagsüber wurde der Wagen vor der Öffentlichkeit verborgen im Bahnhof Simmering abgestellt. Meist diente nun der Triebwagen Typ B 46 als Zugfahrzeug. Zum LE 6121 sollte auch der Triebwagen umgebaut werden. Wegen der geringen Kapazität von lediglich 2 Särgen unterblieb der Umbau. Anfang 1920 wurde der Leichenzug erweitert: Ein Güterwagen gm 1 wurde für die Aufnahme spezieller Behälter umgebaut. Diese Prosekturkisten genannten Behälter enthielten ausschließlich Leichenteile. Es gab verschieden große Prosekturkisten, so kleinere für Hände oder Arme und größere für Rümpfe oder Köpfe. Ein spezieller Erlaß verbot die Beförderung von Kleinkindern in Prosekturkisten auch in Notfällen. 1921 wurden die Prosekturfahrten verboten und der gm 1 umgehend verschrottet, bzw. kassiert, wie es in Wien heißt.

 

E2 4028 mit Beiwagen c5 1428 vor dem Österreichischem Parlament am Dr.-K.-Renner-Ring. Im Hintergrund leuchtet das Burgtheater in der Abendsonne.

 

Mit Abklingen der Epidemie wurden die Leichenransporte reduziert - es hatte auch bereits tiefes Unbehagen bei Wiens Bürgern gegeben. Im März 1928 wurde der Totentransport im Leichenwagenanhänger der Linie 71 ganz eingestellt. Triebwagen 46 und le 7031 wurden sofort verschrottet.
Bereits 1942 wurde die Leichenbahn wieder eingesetzt - nun sogar mit 3 speziellen Wagen.
Ende 1945 verboten die Alliierten diese Fahrten dann endgültig. Die bei den Bombenangriffen Anfang 1945 beschädigten Spezialwagen wurde 1948 verschrottet.

 

Linie D: E2 4006 mit Beiwagen c5 1406  und rechts E2 4028 mit Beiwagen c5 1428 an der Einmündung Volksgartenstraße in den Burgring. Im Hintergrund das Naturhistorische Museum am Maria-Theresien-Platz.

 

Der Zentralfriedhof, oder wie man in Wien sagt, der Zentral ist rund 2,5 qkm groß und nach dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg der flächenmäßig zweitgrößte in Europa. 3,45 Millionen Gräber werden auf dem Zentral unterhalten. Außerdem ist der Zentral nicht nur Friedhof, sondern auch Naherholungsgebiet und äußerst beliebtes Ausflugsziel am Wochenende. Picknick zwischen den Gräbern ist keine Seltenheit.

An Allerheiligen verzeichnet der Zentral regelmäßig mehr als 350.000 Besucher. Mit reichlich Zusatzzügen versucht der 71, das immense Fahrgastaufkommen zu bewältigen.
Und so ist der 71 auch im Jahre 2007 noch immer das meistgenutzte, öffentliche Verkehrsmittel zum Zentralfriedhof.

Mit diesen Schildern kennzeichnen die
WIENER LINIEN ihre 1140 Bim-Haltestellen

 

Mit dem 71 auf dem Rennweg in Richtung Zentral.     Einzelfahrscheine müssen entwertet werden. Der blaue Kasten an der Haltestange stempelt dazu die Fahrscheine.

 

Seit 1969 fährt die Linie 71 vom Schubertring mit einer Schleife über Pestalozzigasse, Kantgasse, Christinengasse zum Schwarzenbergplatz.  Weiter am Hochtrahlbrunnen, dem russischen Heldendenkmal, dem Palais Schwarzenberg und an der Schloßanlage Belvedere vorbei über Rennweg, Simmeringer Hauptstraße, Fickeystraße zum Zentralfriedhof mit Halten an Tor 1, 2, 3, und 4 und weiter nach Kaiserebersdorf.

 

E2 4006 mit Beiwagen c5 1406 der Linie D (Südbahnhof - Nußdorf) in der Kurve Burgring / Dr.-K.-Renner-Ring.  Im Hintergrund der Voksgarten.

 

Die Straßenbahnlinie 71 wird mit Garnituren aus Triebwagens Typ E2  und  Beiwagen c5 sowie den modernen Niederflurtriebwagen Typ ULF B vom Betriebsbahnhof Simmering betrieben. In den Hauptverkehrszeiten fährt der 71 alle 3-4 Minuten, sonst in Intervallen von 5-6 Minuten, in den Abendstunden oder an Wochenenden vergehen nur rund 10 Minuten zwischen den Wagen.

 

Vom Schottenring, auch Jonas Reindl genannt, fährt die Linie 38 auf der 5,3 km langen Strecke nach Grinzing zum Heurigen. Leider übersah die Dame aus Graz kurz vor Grinzing an der Paradisgasse die vorfahrtberechtigte Straßenbahn und fügte so ihrem BMW heftigen Schaden zu.

 

Übrigens, die Wiener fahren nicht mit der Straßenbahn oder Tram, sondern mit der Bim.
Rund 540 Straßenbahn-Triebwagen und rund 300 Beiwagen bedienen das rund 190 Kilometer lange und aus 1140 Haltestellen bestehende, drittgrößte Straßenbahnnetz der Welt.

 

Nur Euro 3,60 müssen für die 24 Stunden geltende Netzkarte der WIENER LINIEN bezahlt werden.

 

Zu den WIENER LINIEN gehören gesamt 120 Linien aus Bus, Straßenbahn und U-Bahn. 209 Millionen auf der Straßenbahn und 770 Millionen Fahrgäste gesamt  nutzen die WIENER LINIEN jährlich.
Zu Recht wird Wien um sein hervorragendes Nahverkehrsnetz von vielen anderen Städten beneidet.

 

Der 37 mit dem E2-Vorgänger-Typ E1 in der Währinger Straße kurz vor dem Schottenring

 

Einige technische Daten der Triebwagen  Type E2:
121 Stück im Einsatz, Baujahre 1978–1990
1 E2 wurde nach einem Unfall nicht wieder aufgebaut.
Hersteller SGP-Simmering
Länge 19,1 Meter, Breite 2,3 Meter, 2x 150 kW
44 Sitzplätze, 58 Stehplätze

Der vierachsige Ein-Richtungs-Großraumbeiwagen Typ c5 ist nur für den Betrieb hinter den Triebwagen E2 bestimmt.
c5, Indienststellung 1978-1990, Hersteller Bombardier, Wien
32 Sitzplätze, 46 Stehplätz

Vom Vorgängertyp E1 wurden zwischen 1966 und 1976 338 Stück eingesetzt. 248 Triebwagen befinden sich noch heute täglich im Dienst.

 

Auch der moderne Niederflurtriebwagen ULF fährt oft als 71. Hier am Schwarzenbergplatz der Wagen B 606 von 1998 .

 

 

 

Text & Fotos: jwp / pixxpixx  © reflektion.info
Download nur zum nicht-kommerziellen Gebrauch

23. November 2007

 

 

 

 

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