Geschichte des Lötschberg-Tunnel
-Durchstich Lötschberg-Basistunnel-

 

Der Kanton Bern war durch die Inbetriebnahme der Gotthardtbahn im  Jahr 1882 von der Nord-Süd-Hauptverkehrsachse abgeschnitten worden. Die Kantonregierung in  Bern versuchte daher mit allen möglichen Mitteln den Bau einereigenen Transitbahn zu realisieren. Es wurden alle föderalistischen Rechte ausgeschöpft. Trotzdem konnte keine finanzielle Hilfe durch die Eidgenossenschaft erwartet werden. Nach Ansicht der Bundesbehören bedurfte es keiner konkurrierenden Transitachse. Der Kanton Bern mußte demzufolge andere Geldgeber finden.
Überraschend zeigte  Frankreich Interesse. In Paris dachte man daran,  nachdem 1871 das Elsaß und Lothringen inklusive des Grenzübergangs Basel an Deutschland verloren gegangen waren, sich an einer attraktiven internationalen Transitbahn durch die Schweiz finanziell zu beteiligen. Delle sollte der neue Grenzort werden. Es gab mehrere Varianten für eine solche Transitbahn. Letztendlich erhielt das Löschbergprojekt den Zuschlag. Aus diesem Grund wurde am 27. Juli 1906  die Berner Alpenbahngesellschaft Bern–Lötschberg–Simplon (BLS)gegründet.
Wenige Monate nach Gründung der Gesellschaft wurde mit dem Bau begonnen. Ein französisches Baukonsortium übernahm die Bauarbeiten für die rund 58 km lange Strecke zwischen Frutigen und Spiez.

Am 15. Oktober 1906 begannen  die Bauarbeiten für das eigentliche Hauptbauwerk, den 13,7 km langen Lötschbergtunnel. Die Bundesbehörden erteilten die Auflage, daß der Tunnel zweigleisig auszubauen sei und dem entsprechend auch die Zufahrtsrampen zu gestalten seien. Es war allerdings aus finanziellen Gründen nicht möglich, die gesamte Strecke zweigleisig zu bauen, so blieb der Tunnel  der einzige zweigleisige Abschnitt.
1908 mußten die Arbeiten wegen eines schrecklichen Unglücks im Berg für rund sechs Monate ruhen. Am 24. Juli  brachen während Bohrarbeiten unter dem Gasterntal große Mengen von Wasser bzw. Sedimentgestein in den Stollen ein. 25 italienische Arbeiter kamen ums Leben. Der zugeschüttete Stollen wurden zugemauert und die Streckenführung verändert. Es wurden drei Kurven eingebaut, durch die sich der Tunnel auf  14,612 Kilometer verlängerte.  Beim Durchfahren dieser Stelle bemerkt man durch einen schärferen Schwenk noch heute die eingefügten Kurven. Am 31. März 1911 wurde der Berg durchstossen. Die feierliche Eröffnung der Lötschbergbahn fand am 19. Juni 1913 statt.
Insgesamt wurden auf beiden Seiten des Lötschberg 22 Brücken, 33 Tunnel und 3 Lawinenschutzgalerien gebaut.Nach dem 1. Weltkrieg und dem Versailler Abkommen von 1919 wurde das Elsaß und Lothringen wieder Frankreich zugesprochen, so daß der Transitverkehr wieder zwischen Basel und St. Louis abgewickelt wurde. Die hohe Frequentierung der Lötscherg-Simplon-Route kam durch den wachsenden Güteraustausch zwischen Deutschland und Italien zustande. Somit konnte die BLS den Transitausfall über Delle verkraften. Auch der Verkehr innerhalb der Schweiz von und nach dem Wallis nahm stetig zu, so daß sich die Alpentransversale auch wirtschaftlich bewährt hat.
Nachdem 1976 durch den Bundesrat ein Baukredit von 620 Millionen Schweizer Franken genehmigt wurde, konnte der Doppelspurausbau in mehreren Phasen beginnen. Die doppelspurige Lötschberglinie wurde am 8 Mai 1992 eingeweiht.  Ende der achtziger Jahre begannen die  Planungsarbeiten für den Lötschberg-Basistunnel. 1994 wurden die Bauarbeiten mit dem Spatenstich zum Sondierstollen Kandertal begonnen. Es folgten später die Baustellen Mitholz (1994), Goppenstein / Ferden (1997), Steg / Niedergesteln (1999), Raron (2000) und Frutigen (2001).

 

 

 

 

 

1999 wurden die ersten Meter des eigentlichen Basistunnels gesprengt. Seitdem wurde von fünf Baustellen aus mit Sprengstoff und einer riesigen Tunnelbohrmaschine rund 90 Kubikmeter Fels ausgebrochen. Nach 11 Jahren    Bauzeit ist der Durchstich des 34,6 Kilometer langen Tunnels am 28.4.2005 um 10.45 Uhr zwischen Frutigen im Kanton Bern und Raron im Kanton Wallis erfolgt.

 

 

Die Tunnelbauer arbeiten unter schwierigsten Bedingungen. Die Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen im Berg sind enorm hoch. Deshalb muß die Luft im Berg auf 28 Grad heruntergekühlt werden. An diesem Tunnelprojekt arbeiten insgesamt 2500 Personen mit. Davon sind laut Alptransit 1600 bis 1800 Personen rund um die Uhr in drei Schichten am Berg im Einsatz. Die Arbeit unter Tage ist nach wie vor gefährlich, so sind seit Baubeginn fünf Personen am Lötschberg ums Leben gekommen - trotz der umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen, die getroffen wurden.
100 Jahre nach dem Bau des Eisenbahntunnels durch den Simplon ist durch diesen Basistunnel, dessen Fertigstellung im Jahr 2007 erfolgen soll, ein  Meilenstein der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale NEAT gelungen. Zusammen mit dem Gotthard Basistunnel bindet die NEAT die Schweiz in die internationalen Bahn-Hochgeschwindigkeitsnetze ein. Die Kosten für den Lötschberg Basistunnel sollten sich laut Schätzungen auf 3,2 Mrd. Franken belaufen. Nach neuesten Schätzungen werden sich die Kosten für dieses Bauwerk um 1 Mrd. Franken erhöhen, also sich auf 4,2 Mrd. Franken einpendeln.

Lötschberg Basistunnel am 15. Juni 2007 eröffnet   weiter...

 

© reflektion.info.     alle Fotos: BLS Alptransit
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Francesca deRotta  17. Juni 2005                                                                            

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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