14. Januar 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Bergbahn Muottas Muragl

 

Traumziel im Oberengadin

 

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Mit der Standseilbahn in acht Minuten hinauf zum Muottas Muragl und den Blick über das sensationelle Panorama schweifen lassen – von einem solchen Luxus konnten die Pioniere des Bergwanderns nur träumen: Bis sich vor ihren Augen das phantastische Oberengadin und die Engadiner Seenplatte auftaten, hieß es zunächst, den Aufstieg auf den Muottas Muragl in 2.435 Meter Höhe zu bewältigen. Dieser Marsch dauerte zweieinhalb Stunden ab Samedan. Doch dann entwickelten einige von ihnen eine Vision.

 

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In Bildmitte, 650 Meter tiefer,  im kleinen Wäldchen liegt die Talstation der MMB. Rechts davon schließen die ersten Häuser von Samedan an. Der Engadiner Seenplatte vorgelagert ist Celerina, dann folgt dahinter St. Moritz mit dem St. Moritz See, dem Silsersee, dem Silvaplanersee, dem Champferersee. Links des St. Moritz See der Hausberg Corvatsch, rechts die Corviglia, im rechts dahinter liegenden Einschnitt der Julierpaß. Ganz hinten in Bildmitte der Malojapaß nach Italien.

 

Die Anfänge der Seilbahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Die Idee zum Projekt Muottas Muragl Bahn war dem Ingenieur Robert Wildberger 1895 gekommen. Doch finanzielle und technische Probleme hinderten ihn an der Realisierung. Denn obwohl der Muottas Muragl recht leicht zu erschließen war, lagen schon damals die geplanten Kosten bei 420 000 Franken.
1904 konzipiert der Basler Ingenieur Jos Englert das Projekt Drahtseilbahn Muottas Muragl und die AG wurde gegründet. Es wurden Projektkosten in Höhe von 800.000,00 Franken veranschlagt. Vorgesehen war eine Beförderungskapazität von 1144 Personen pro Tag und Richtung in einer Kabine mit 52 Plätzen.  Betriebszeit nur im Sommer, davon 6 Tage pro Woche. Die Bergfahrt sollte 3,00 Franken für Personen betragen, Hunde sollten für 1,00 Franken befördert werden.
Nach der Gründung der Drahtseilbahn Muottas Muragl AG im Jahre 1905 konnte  Jos Englert gemeinsam mit seinem Partner, dem Bankkaufmann A. Kaufman, den Bau der  Muottas Muragl Bahn beginnen.
Am 4. Mai 1905 wurde mit dem Spatenstich der Bau der Bahn eingeleitet. Das Hüttenmaterial mußte mit Maultieren auf den Berg getragen werden. Bereits im September wurden die Bauarbeiten wegen Schneefalls eingestellt, so daß es erst dann im Frühjahr 1906 mit dem Bau weiter ging.

 

Am 9. August 1907 wurde die Muottas Muragl Bahn eröffnet und war damit die erste Standseilbahn im Kanton Graubünden. Für damals stolze 5 Franken (drei Franken bergauf, zwei Franken für die Talfahrt) war es nun möglich, in 25 Minuten den Muottas (Muottas bedeutet in der Übersetzung "Hügel"), zu erreichen und das herrrliche Panorama zugeniessen, was allerdings zunächst nur im Sommer möglich war. Gekostet hatte die Bahn letztendlich 1,2 Millionen Franken und war technisch auf dem modernsten Stand der Zeit.

 

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 Gleich nach der Eröffnung im Jahre 1907                     Foto: Bergbahnen ENGADIN St. MORITZ AG

 

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Mit dem Fuhrwerk fuhr man nach Samedan, St. Moritz oder Pontresina. Einen Bus gab es noch nicht.        

Foto: Bergbahnen ENGADIN St. MORITZ AG

 

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Ein ABe 4/4 1-15 der Bernina Bahn um 1910 an der Station Muottas Muragl der Bernina Bahn
                                                                                           Foto: Bergbahnen ENGADIN St. MORITZ AG

 

Auf einer Strecke von 2.199 Metern überwindet die Bahn Steigungen von bis zu 54 Prozent und eine Höhendistanz von 709 Metern. Es fuhren zwei Kabinenwagen im steten Wechsel. Die nach unten fahrende Bahn wurde zusätzlich mit Wasser betankt, um so als mitziehendes Element den entgegen gesetzten Wagen nach oben zu ziehen. Im Tal wurde das Wasser wieder abgelassen, und der so erleichterte Wagen konnte von seinem Gegenstück nach oben gezogen werden.

 

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                                                               Foto: Bergbahnen ENGADIN St. MORITZ AG

 

Die Seile der Bahn waren damals wie heute strengen Sicherheitsstandards unterworfen und in ihrer Machart überproportioniert. So kann auch heute jedes Seil das acht bis zehnfache seines Lastengewichtes halten. Die ausgeklügelten Fangbremsen sind mit dem Seil verbunden und klammern sich an die Schienen, sobald das Seil eine mangelnde Spannung aufweist. Selbst ein äußerst unwahrscheinlicher Seilriß könnte so unbeschadet abgefangen werden. Der Erfinder des ersten derartigen Bremssystems, Franz Josef Bucher, stellte dies unter Einsatz seines eigenen Lebens unter Beweis: 1891 stieg er auf das Dach seiner Seilbahn und ließ an der steilsten Stelle die Seile kappen. Unbeschadet und bei bester Laune
blickte er in die erstaunten Gesichter der Sicherheitskommission.

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Im Zuge der Modernisierung wurden die oberen rund 400 Streckenmeter aufgeständert.

 

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 Das große Umlenkrad in der oberen Station kann von den Fahrgästen gut eingesehen werden

 

Der erste Weltkrieg machte den wirtschaftlichen Aufschwung der Bergbahn dann zunichte, gefolgt vom großen Generalstreik und der Cholera. Die Krise hielt bis in die Zwanziger Jahre an, bevor auch hier das Goldene Zeitalter eingeläutet wurde. Die Dividenden der Aktionäre erklommen immer neue Gipfel – bis zum Schwarzen Freitag 1929. Mit einiger Verzögerung machte sich der New Yorker Börsenchrash auch bei der Bergbahn bemerkbar. Bereits 1928 war die Stimmung bei der Muottas Muragl Bahn angespannt, denn zur Winterolympiade in St. Moritz wurde die Corviglia-Bahn in Betrieb genommen. Sie war die erste Bahn, die speziell für die Belange der Skifahrer entwickelt wurde.
Da das Skifahren immer populärer wurde, versuchte die Bahnleitung der Muottas Murag Bahn, sich diesem Trend anzupassen. Deshalb sollte eine Abfahrtsstrecke neben der seit 1919 existierenden Schlittelbahn die Gäste anlocken.

 

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Durch den Ausbruch des zweiten Weltkriegs war es schwierig den Bahnbetrieb aufrecht zu erhalten. Dies gelang nur durch die Bereitschaft des Personals, harte Einbußen zu akzeptieren, so daß ein reduzierter Betrieb aufrechterhalten werden konnte. Doch die Muottas Muragl Bahn überstand auch diese Zeiten, und in den Fünfziger Jahren brach dann ein regelrechter Bergbahnen-Boom im Engadin aus. Piz Nair, Diavolezza, Marguns, Corvatsch und Lagalb reichen Konzessionsgesuche ein. Die Verantwortlichen der Muottas-Muragl-Bahn wehrten sich vergebens gegen die Zulassung von Piz Nair und Diavolezza.

 

Um die Skifahrer nicht zu verlieren, baute die Muottas Muragl Bahn zwei weitere Skilifte (Cuolm1963/64 und Crasta 1974). Der neue Hauptaktionär von Senger erkannte das Potenzial des Berges und trieb die Sanierung und den Ausbau der Gastronomie voran.
Man besann sich auf die eigenen Qualitäten, die schon Jahrzehnte zuvor große Persönlichkeiten wie der Maler Segantini, Thomas Mann, Hermann Hesse und Nietzsche zu schätzen wussten. Die Konkurrenz hatte im Skibetrieb mehr Erfolg, aber die Sommer und Winter auf dem Muottas Muragl besitzen eine besondere Qualität: Nirgendwo sonst gibt es so viele traumhafte Wanderrouten mit fantastischen Aussichten, die Erholung pur bieten.

 

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 Talstation Muottas Muragl samt vorgelagerter Bushaltestelle und Tankstelle heute.

 

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 Einfahrt der Bahn in die Bergstation

 

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 Bergstation Muottas Muragl

 

Das Jahr 1981 brachte die Wende. Die Celeriner Bergbahnen, als neuer Hauptaktionär, ermöglichten es, den Betrieb der Standseilbahn und den Gastronomiebereich mit großen finanziellen Aufwendungen attraktiv zu gestalten.Wer schon einmal ein Abendessen auf dem Berg genießen durfte oder nach einem kleinen Snack auf dem Philosophenweg gewandert ist, weiß, wovon hier die Rede ist. Von hier erschließt sich der Blick auf die Berninagruppe sowie auf den glitzernden Schimmer des Silser-, des Silvaplaner- und des St. Moritzsees, die gemeinsam die Engadiner Seenplatte bilden. Ein Anblick, den der Maler Giovanni Segantini für die Pariser Weltausstellung festhielt und der nun in Öl im Segantini Museum in St. Moritz bewundert werden kann.

 

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 Blick aus der Rhätischen Bahn von Pontresina nach Samedan auf den Muottas Maragl

 

1994 wurde eine Überholung der 90 Jahre alten Bahntrassees und der Standseilbahn erforderlich. Auch wurden in diesem Jahr Umbauten- und Erneuerungsmaßnahmen am Bergrestaurant vollzogen. Um weiter konkurrenzfähig zu bleiben, wurde 1997 die 4,2 Kilometer lange Schlittelbahn eröffnet, die eine Höhendifferenz von 700 Metern überwindet und einen Geschwindigkeitsrausch für Jung und Alt garantiert. Eine attraktive Alternative zum Skifahren.

 

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An der Ausweiche begegnen sich auf der sonst eingleisigen Strecke der berauf- und bergabfahrende Wagen.

 

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Die Wagen MMB-Standseilbahn besitzen auf der Seite in Fahrtrichtung rechts Räder mit doppelten Spurkränzen, die das Fahrzeug auf dem Gleis halten. Die Räder der jeweils linken Seite sind spurkranzlos. So können die Weichen zungenlos und ohne bewegliche Teile gebaut werden.

 

Im Jahr 2007 wurden zum 100-jährigen Bestehen der Bahn umfangreiche Jubiläumfeierlichkeiten veranstaltet. Dazu gehörte u.a. die Einweihung der Skulptur «Il Guot» (Der Tropfen) des Künstlers Timo Lindner.
Ende 2009 wurde dann mit dem Umbau und der kompletten Renovierung des Berghotels Muottas Muragl begonnen. Am 18. Dezember 2010 wurde es wiedereröffnet. Das Berghotel erstahlt jetzt in neuem Glanz. Mit einer Ausstattung aus Arven- und Nussholz bietet das Panoramarestaurant ein stilvolles Ambiente für jede Mahlzeit. Zu den traditionellen Elementen des Berghotels Muottas Muragl setzt das Scatla-Restaurant, mit seinem futuristischen Kubus aus Glas und Holz, einen spannenden Kontrast. Das bediente Self-Service Restaurant setzt auf preiswerte Snacks und Speisen für den kleinen Hunger. Das moderne Restaurant mit einer grossen Glasfront bietet einen herrlichen Ausblick auf die Engadiner Bergwelt.
Die große, moderne Terrasse verfügt über verscheidene Bereiche, von denen aus das einmalige Panorama der Oberengadiner Seenplatte zu bewundern ist.
Dank des Umbaus konnte die Terrasse des Berghotels Muottas Muragl erweitert werden und bietet somit noch mehr Plätze mit einer einzigartigen und einmaligen Aussicht über die Oberengadiner Seenplatte.
Zu dem Panoramarestaurant gehörenden à la carte Bereich lädt eine Lounge mit Sonnentreasse ein. Aber auch das Restaurant Scatla verfügt über einen eigenen Terrassenbereich mit Tischen und Sitzplätzen. Und so unterschiedlich die drei auf der Terrasse befindlichen Bereiche auch sind, eines haben alle gemeinsam: einen freien Blick über das traumhafte Bergpanorama.

 

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Berghotel Muottas Muragl nach der Wiedereröffnung im Dezember 2010. Links befindet sich das Villa Lyss, ein Party-Restaurant mit Hüttenromantik, das ausschließlich für Gesellschaftsanlässe zu buchen ist. Etwas weiter unten sind die Abgrenzungen der Schlittelbahn zu sehen.

 

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Am Abend bietet das Berghotel Muottas Muragl ein Candlelight Dinner und dazu gibt es gratis den atemberaubenden Blick bei Nacht über die Engadiner Seenplatte.

 

Das Berghotel Muottas Muragl mit den dazugehörigen Restaurants ist sowohl im Sommer als auch im Winter täglich während den Betriebszeiten der Muottas Muragl Bahn geöffnet (07.45 Uhr bis 23.00 Uhr).
Öffnungszeiten Winter 2010/11: 18. Dezember bis 27. März
Öffnungszeiten Sommer 2011: 11. Juni bis 16. Oktober

 

 

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PS   14. Januar 2011