Jungfraubahn - Eine technische Herausforderung
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Als am 1. August 1912 die höchste Bahnstation Europas eröffnet wurde, erschloß sich das später auch "Top of Europe" genannte, auf 3.454 m ü.M. gelegene Jungfraujoch mit seinem spektakulären Alpenpanorama erstmals einer breiten Öffentlichkeit. Jetzt hatte das Jungfraugebiet eine einmalige Attraktion zu bieten.
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Rowan-Triebwagen bei der Einfahrt in den Tunnel nach der Station Eiger Gletscher
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Die Idee einer Bahnstrecke auf die Jungfrau kam dem bedeutenden Schweizer Industriellen Adolf Guyer-Zeller 1893 während einer Alpenwanderung. Überwältigt vom Anblick des mächtigen Dreigestirns Eiger, Mönch und Jungfrau entwarf er Notizen und Skizzen, die bereits sehr viel von den späteren Planungs- und Konstruktionsarbeiten für die Jungfraubahn vorwegnahmen.
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Doch ehe der Bau 1896 tatsächlich beginnen konnte, waren umfassende Untersuchungen erforderlich. Noch niemals zuvor war auf dieser Höhe und unter derart extremen Voraussetzungen eine Eisenbahn gebaut worden. Sogar die Vermessungsarbeiten stellten die Verantwortlichen vor eine große Herausforderung, denn der Bau des 7 km langen Tunnels von der Eigergletscherstation hinauf zum Gipfel verlangte Präzisionsmessungen in zerklüftetem, gebirgigem Gelände.
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Später zum Aussichtsfenster in der Station Eigerwand ausgebaut, diente dieses Loch beim Bau des Tunnels zum Auswurf des Gesteins ins Tal mit Hilfe einer Feldbahn
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Mensch und Maschine wurden durch harte Witterungsbedingungen bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gefordert. Die Arbeiter mußten mit einer Durchschnittstemperatur von -8° C fertigwerden und sich der Gefahr von Lawinen, Blitzschlag und Stümen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h aussetzen.
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Tunnelarbeiten unter schwersten Bedingungen - aber schon mit elektrischen Bohrmaschinen
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Die Rowan-Komposition Nr.1 vor der Rotstocktunneleinfahrt bei einer besonderen Fahrt
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Bei Zeit- und Kostenaufwand verschätzte sich Guyer-Zeller erheblich. Statt der geplanten 7 Jahre dauerte der Bau der Jungfraubahn 16 Jahre und verschlang nicht 10 Millionen Franken, sondern 15 Millionen. Dennoch bleibt diese Bahn eine erstaunliche Leistung, die auch 95 Jahre nach der Inbetriebnahme nichts von ihrem hohen technischen Anspruch verloren hat.
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Station Eigerwand
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Blick auf den Mönch
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Heute umfaßt der Gebäudekomplex auf dem Jungfraujoch nicht "nur" die Bahnstation, sondern auch hoch differenzierte Telekommunikationseinrichtungen, eine hochalpine Forschungsstation, eine Wetterstation, mehrere Restaurants, einen Souvenirladen und eine Post. Für Wartungs- und Ausbauarbeiten verlangt es nach wie vor nach erfahrenen Spezialisten, von Bauingenieuren, Sprengstoff- und Lawinenexperten bis hin zu Küchenplanern .
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Im Eiger Ambassador Express, der ehemaligen Rowan-Komposition Nr. 6, kann heute sogar geheiratet werden. Dazu muß das Aufgebot im Zivilstandsamt Interlaken bestellt werden. Im Hintergrund Jungfrau und Silberhörner
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Frisches Trinkwasser muß mit der Bahn von der Kleinen Scheidegg zum Jungfraujoch hinauftransportiert werden, während als Brauchwasser geschmolzener Schnee dient. Die Abwasserentsorgung erfolgt über eine 9,5 km lange Spezialleitung, die zu einer Kläranlage in Grindelwald führt.
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Der Trinkwasser-Transportwagen Zekt 95 versorgt das Jungfraujoch mit quellfrischem Trinkwasser
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Eine Reise zum Jungfraujoch–Top of Europe
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Das 5.000 km lange Schienennetz der Schweiz, das zu einem großen Teil durch gebirgiges Gelände verläuft, ist in vielen Fällen ein Wunder der Technik. Zu den eindrucksvollsten Leistungen der Eisenbahningenieure zählen aber mit Sicherheit die spektakuläre Jungfraubahn im schönen Berner Oberland. Sie führt von der Kleinen Scheidegg hinauf zum Jungfraujoch – Top of Europe – mit 3.454 m ü.M. immer noch die höchste Bahnstation Europas.
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Bahnhof Kleine Scheidegg - Ausgangspunkt der Jungfraubahn und Station der Wengeralpbahn. Von Wengen oder Grindelwald mit der Wengeralpbahn kommend wird hier zur Fahrt auf das Jungfraujoch in die Jungfraubahn umgestiegen. In Bildmitte vor dem Bahnhofsgebäude ist der Rowan-Zug Nr. 6 zu sehen. Links davon das in den Berg hineingebaute Gleisdreieck zum Wenden ganzer Züge.
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Für viele Touristen bildet die Fahrt zum Jungfraujoch den Höhepunkt ihrer Schweiz- Reise. Der Zug legt die 12 km bis zu seinem Ziel zu einem großen Teil durch einen aus dem Fels gehauenen Tunnel zurück, in dem an den Zwischenstationen Eigernordwand und Eismeer riesige Aussichtsfenster einen atemberaubenden Blick auf die Gletscher und tief hinab in die Täler und freigeben.
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Station Eigergletscher auf 2320 m Höhe mit der Zuchtstation für Bernhardiner und Schlittenhunde
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Zwei Generationen von Jungfraubahn-Kompositionen kreuzen auf der Station Eigergletscher
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Jungfraubahn bei der Einfahrt in den Bahnhof Eigergletscher, im Hintergrund die Jungfrau
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Vor der berühmten, dunklen Eiger-Nordwand (links), der Eiger-Westflanke und dem Mönch
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Blick durch das Aussichtsfenster der Station Eismeer im Sommer
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Jungfraubahn, Station Eismeer. Die atemberaubende Sicht auf das Eismeer im Winter
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Auf dem Jungfraujoch dann erschließt sich dem Besucher eine Welt aus Eis und Schnee, angefangen mit dem herrlichen Ausblick auf den Aletschgletscher, mit 24 km der längste der Alpen. An klaren Tagen kann man sogar über die Schweizer Grenze hinaus bis nach Frankreich und Deutschland sehen, genauer gesagt bis in die Vogesen und den Schwarzwald. Zu den Attraktionen gehören die Sphinx-Aussichtsterrasse, der Eispalast, Hundeschlittenfahrten im Sommer, ein Skilift und eine Tonbildschau. Außerdem finden sich im Berghaus Jungfraujoch verschiedene Restaurants und die höchstgelegene Poststelle Europas.
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Bahnhof Jungfraujoch. Höchstgelegener Bahnhof Europas auf 3454 m.
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Jungfraujoch-Top of Europe, Aletschgletscher
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Jungfraujoch-Top of Europe. Luftaufnahme von Süden. Hintergrund: Mittelland, Jura, Sicht bis zu den Vogesen in Frankreich und zu den Schwarzwaldhöhen in Deutschland
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Etwa 600 m östlich des Jochs erhebt sich auf 3.571m Höhe das nach der Felskuppe "Sphinx" benannte Sphinx-Observatorium. Mit der Konzession zum Bau der Jungfraubahn 1894 entstand auch der Plan, eine Forschungsstation auf dem Jungfraujoch zu errichten. 1931 wurde das Institut für Meteorologie, Glaziologie, Strahlungsforschung, Astronomie, Physiologie und Medizin eröffnet. Die Forschungsanstalt steht Forschern aus aller Welt offen. 1937 kam das Sphinx-Observatorium mit seinem 76-cm-Teleskop dazu.
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Jungfraujoch-Top of Europe, Sphinx. Sonnenaufgang über dem Aletschgletscher
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Im Sommer 1996 konnte auf der Sphinx ein neues Aussichtsgebäude eingeweiht werden. In einem geräumigen Doppellift mit einer Kapazität von 1.200 Personen pro Stunde gelangen die Besucher auf die Aussichtsplattform. Der Liftschacht ist 110 m hoch. Das ehrgeizige 30-Millionen-Franken-Projekt eröffnet nach einer Bauzeit von insgesamt drei Jahren ganz neue Aussichten und die Besucher werden eine noch unvergeßlichere Erinnerung vom Top of Europe mit nach Hause nehmen.
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Ebenfalls gehört zu diesem Komplex eine Wetterstation. Sie ist die höchstgelegene, bemannte Wetterstation Europas auf der Hauptscheide der Alpen. Seit 1980 sendet sie alle 10 Minuten die Meßwerte von etwa 25 Wetterelementen an die Zentrale der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt in Zürich.
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Jungfraujoch-Top of Europe bei Sonnenaufgang. Berghaus, Sphinx, Aletschgletscher
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Ein Hin- und Rückfahrtticket auf das Jungfraujoch kostet von Grindelwald aus 153 Franken oder 102 Euro. Vergünstigte Fahrten: Jungfraubahnen Paß - Freie Fahrt während 6 Tagen Der Jungfraubahnen-Paß ist ein persönliches Generalabonnement und gültig an 6 aufeinanderfolgenden Tagen. Er berechtigt zu einer unbeschränkten Anzahl von Fahrten im Geltungsbereich. Der Paß kann an allen Bahnhöfen der Jungfraubahn sowie bei den Stationen der Luftseilbahn Wengen-Männlichen (LWM), der Firstbahn (BGF) und der Gondelbahn Grindelwald-Männlichen (GGM) bezogen werden. Er gilt jeweils vom 1. Mai – 31. Oktober.
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Blick auf die Jungfrau und die beiden Silberhörner kurz nach Verlassen des Bahnhof Scheidegg
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Fotos: Jungfraubahnen © reflektion.info Download nur zum nicht-kommerziellen Gebrauch
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PS 10. Oktober 2007
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