LV 13
vom Feuerschiff zum Gastonomie- und Kulturschiff

 

LV 13, deren Bezeichnung für Light Vessel No. 13 steht, wurde im Jahr 1952 auf der englischen Werft Philips & Sons in Dartmouth gebaut. Die Baukosten betrugen 1.200.000,-- englische Pfund, das entsprach damals rund 15.000.000 DM. Das Einsatzgebiet von LV 13 war in der Mündung des Humber an der englischen Ostküste.

 

LV 13 in der Ursprungsausführung

 

In den Gewässern rund um die britischen Inseln lagen damals 37 Feuerschiffe dieses Typs. Ihre Aufgabe bestand darin, der Schiffahrt als Seezeichen den richtigen Fahrweg an besonders markanten Orten wie Flußmündungen, gefährlichen Sandbänken und Felsen zu weisen. Heute ersetzen vollautomatische, funküberwachte und mit Hilfe von Hubschraubern gewartete Anlagen die traditionellen, bemannten Feuerschiffe.

 

LV 13 umgebaut - jetzt mit Hubschrauberdeck

 

Die Feuerschiffe mußten an ihren Positionen auch extremen Wetterlagen standhalten. Im Gegensatz zu den deutschen Feuerschiffen verfügten die englischen Light Vessel nie über einen eigenen Antrieb. Die englischen Feuerschiffe wurden grundsätzlich mit Schleppern auf ihre Position gebracht und in dreijährigen Abständen zur Grundüberholung in Werften geschleppt. Die erstklassig durchgeführte Nietbauweise dieser Schiffe dürfte besonders interessant für Schiffbaukenner sein; auf dem Kontinent baute man zu jener Zeit solche Schiffe schon lange in Schweißtechnik.

 

 Der Bug von LV 13, gut zu erkennen die Nietenbauweise

 

Die Laterne von LV 13 mit ihrer in den Seekarten bezeichneten Kennung (1 Blink alle 10 Sekunden) und das akustische Nebelsignal (3 Töne alle 60 Sekunden) waren Sinn und Zweck des gesamten Objekts.

 

 Laterne

 

Das aus 16 mm dicken Stahlplatten gebaute Schiff hatte im voll ausgerüsteten Zustand eine Verdrängung von rund 550 Tonnen. 30 Tonnen wogen allein die Ankerketten mit den drei verschiedenen Ankern. LV 13 ist 42 Meter lang, 7,60 Meter breit und hat einen Tiefgang von 3,30 Metern. Zwei große Schlingerkiele im Kimmbereich unter der Wasserlinie beruhigen das ankernde Schiff in der Dünung.

 

 Steuerbord-Anker und Ankerkette; auch hier ist nochmals gut die Nietbauweise zu sehen.

 

Sechs Generatoren und zwei große Kompressoren versorgen LV 13 mit Strom und Druckluft. Der Strom wird für das Leuchtfeuer und den allgemeinen Schiffbetrieb benötigt. Druckluft wurde für den Windenmotor des schweren Ankerspills und für das Tyfon (Nebelhorn) gebraucht.

 

 Ankerwinde

 

Auf dem Schiff hatten jeweils 8 Mann Dienst. Alle zwei Wochen wurde die Mannschaft gewechselt. Die Besatzung nahm ihre Mahlzeiten in der Mannschaftmesse ein, während der Kapitän und der nur zeitweilig anwesende, technische Inspektor in der Kapitäns-Messe speisten.
Die Schiffsheizung und die Warmwasserbereitung wurde mit Kohle betrieben. In zwei Kohlebunkern wurde dafür die heizintensive Anthrazithkohle gelagert. In der Küche befanden sich ein Propangasherd und ein kleiner, kohlebeheizter Ofen mit Boiler für die Warmwasserversorung. Darüber hinaus waren zwei Kohleheizkessel für die Beheizung im Kettenkasten montiert.
Die Trinkwasserversorung wurde durch vier Tanks im Schiffsbodenbereich sichergestellt. Für die Mannschaft bedeutete das, daß per Handschwengelpumpe das Wasser aus diesen Tanks in den Tagestank auf dem Bootsdeck umgepumpt werden mußte. So konnte das Wasser mit natürlichem Gefälledruck die Küche und die beiden Wasch- und Duschräume versorgen. Die beiden WCs wurden auf ähnliche Weise versorgt, allerdings mit Seewasser aus einem speziellen Tank auf dem Oberdeck.

 

Von der Brücke aus wurden die akustischen Tyfone, der Schiffsalarm, das Bordtelefon zu Maschinenraum und Kapitän, sowie die elektrische Zündung von Warnraketen für den Fall gefährlicher Annäherungen von Schiffen betätigt.
In regelmäßigen Abständen wurde LV 13 von einem Versorungsschiff der englischen Schiffahrtsbehörde TRINITY HOUSE angelaufen. Das Versorgungschiff brachte die neue Mannschaft und frische Vorräte für LV 13.

 

1988 wurde LV 13 außer Dienst gestellt und nach Harwich geschleppt. Es wurde zunächst zum Reserve-Feuerschiff degradiert  und später, genau wie die Schwesterschiffe, zum Verkauf angeboten.
Der Hamburger Kapitän Wulf Hoffmann hatte jahrelang das Schicksal der Feuerschiffe aufmerksam verfolgt. Als die Verschrottung der letzten fünf Light Vessel anstand, erwarb er LV 13 gegen das Kaufgebot eines großen englischen Schrotthändlers, um das Feuerschiff in Hamburg zum Gastronomie- und Kulturschiff umzubauen.

 

 LV 13 an ihrem jetztigen Liegeplatz im City Sportboothafen in Hamburg

 

Die letzte Reise von LV 13 fand im Juni 1991 statt. Die Hamburger schleppten das Feuerschiff mit dem Kümo GERTJE von Harwich nach Hamburg. Zusammen mit den Architekten Fritz Schleif und Ronald Spindler wurde der Umbau von LV 13 zur Verwendung als museale Gastronomie- und Kulturstätte vorgenommen. Die Umbauarbeiten, 55.000 Arbeitsstunden, dauerten von April 1992 bis Februar 1993  Seit 2006 ist Thimo Schröder neuer Eigentümer des Feuerchiffs.

 

 Das Hubschrauberdeck gehört heute zum Restaurant und ist bei schönem Wetter geöffnet.

 

 Die Kompaß- und Steuersäule  ist ebenso erhalten geblieben wie viele andere Ausrüstungsteile.

 

LV 13 liegt seit November 1993 im Hamburger City Sportboothafen, Vorsetzen bei den Hamburger Landungsbrücken, die genaue Position ist 53 Grad, 54 Minuten Nord (Breite) und 9 Grad, 98 Minuten Ost (Länge).
Das heutige Gastonomie- und Kulturschiff verfügt über ein Restaurant, das sich auf die Bereiche der ehemaligen Mannschaftmesse und das nachträglich gebaute Hubschrauberdeck erstreckt.

 

 Blick aus dem Restaurant

 

 Ursprüngliche Ausrüstungsteile von LV 13 sind beim Umbau zum Restaurant erhalten geblieben.

 

Die ehemalige Brücke ist jetzt zu einer gemütlichen Turmbar umfunktioniert. Auf dem vorderen Vorschiff-Deck - unter Sonnensegeln - ist  Platz für Empfänge. Bei kühler Witterung sorgen hier Planen mit Fenstern und eine eigene Heizung für Behaglichkeit. Im ehemaligen Maschinenraum und Kettenkasten-Pub finden regelmäßige Live-Jazzkonzerte, Kleinkunstabende, Lesungen und Filmvorführungen in uriger Atmosphäre statt.

 

 Turmbar

 

 Das Vordeck im geschlossenen Zustand

 

 Der ehemalige Maschinenraum ...

 

 ...mit Kleinkunstbühne  ...

 

 ... ist heute ein Raum mit uriger Atmosphäre

 

Möglichkeiten zur Übernachtung gibt es ebenfalls. Das Hotel an Bord verfügt über 4 Doppel- und 2 Einzelkajüten. Alle im Originalzustand belassenen Kajüten sind mit Dusche, WC und Telefon ausgestattet. Das besondere Flair von Übernachtungen auf auf dem Feuerschiff läßt sich an den typischen Hafengeräuschen, mit denen morgens die Gäste geweckt werden, am Wiegen des Schiffs bei Wind und Wellen, an den Maschinengeräuschen vorbeifahrender Schiffe oder am Knarren der Gangway messen. Die Preise für eine Übernachtung liegen zwischen Euro 120 in der Kapitänskabine (DZ) und Euro 65 in der DZ-Lightsmankabine als EZ.

 

 Innenansicht der Kapitänskabine

 

  Bei LV 13 können die Bullaugen noch zum Lüften geöffnet werden.

 

Buchung und Information im Internet unter www.das-feuerschiff.de
Das Feuerschiff ist Montags bis Samstags von 11.00 Uhr bis 1.00 Uhr geöffnet, am Sonntag von 9.00 Uhr bis 23.00 Uhr.

 

Schiffsdaten LV 13 zusammengefaßt:
Aufgabe: Einsatz als Seezeichen für die Schiffahrt vor der englischen Küste
Bauherr: Schiffahrtsbehörde TRINITY HOUSE, England
Werft: Philips & Sons in Dartmouth
Baujahr: 1952
Kosten 1.200.000 Englische Pfund
Position: Humber-Mündung
Dienstzeit: 36 Jahre
Verkauf: 21.6.1991 für 30.000 Pfund
Umbau: Jöhnk Werft Hamburg, Fertigstellung Innenausbau im Stader Stadthafen
Liegeplatz 13. Februar 1993 - 13. November 1993 Stader Stadthafen, seit dem 15. November 1993 City Sporthafen Hamburg

 

LV 13 ohne Hubschrauberdeck

 

Seitenriß nach dem Umbau von LV 13

 

Technische Daten zusammengefaßt:
Länge: 42 Meter
Breite: 7,60 Meter
Tiefgang: 3.30 Meter
Turmhöhe: 16 Meter
Masthöhe: 21 Meter
Laterne: 4 x 350 Watt, in Spiegeln gebündelt, Reichweite 25 Seemeilen, Laterne 12,5 Meter über Wasser
Kennung: 1 Blink alle 10 Sekunden
Nebelsignal: 3 Töne alle 60 Sekunden
Schiffsbau: Stahlplatten 16 mm dick, Nietenbauweise
Antrieb: ohne
Wasserverdrängung: ca. 550 Tonnen im voll ausgerüsteten Zustand
Anker: 3 Stück, Gewicht der Anker und Ketten total ca. 30 Tonnen
Strom: 6 Generatoren, 100 Volt Gleichstrom
Druckluft: 2 Kompressoren
Stabilisierung: 2 große Schlingerkiele im Kimmbereich

 

 

 

© reflektion.info/  Fotos: jwp / pixxpixx
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PS 8. April 2008

 

 

 

 

 

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