Wrack des einzigen Deutscher Flugzeugträgers
GRAF ZEPPELIN in der Ostsee entdeckt

 

Bei der Suche nach Öl- und Gasvorkommen in der Ostsee hat die polnische Erdölfirma Petrobaltic vor einigen Tagen das Wrack des einzigen Deutschen Flugzeugträgers entdeckt. Das 260 Meter lange Wrack der GRAF ZEPPELIN liegt in ungefähr 80 Metern Tiefe rund 30 Seemeilen nördlich vor dem polnischen Seebad Wladyslawowo am westlichen Ende der Halbinsel Hel.
Experten der polnischen Marine sind in der Zwischenzeit an dem Fundort des Wracks eingetroffen. Bei Tauchgängen und Sonaruntersuchungen der polnischen Marine bestätigte sich, daß es sich bei dem Wrack um die GRAF ZEPPELIN handelt.
Seit 1947 galt der Flugzeugträger  als verschollen. Wo und wie das Schiff untergegangen ist, war bislang rätselhaft, die wildesten Spekulationen wurden darüber  angestellt.

 

Die Geschichte des Flugzeugträgers GRAF ZEPPELN

 

 

Gemäß Versailler Vertrag mußte Deutschland sich beim Kriegschiffbau stark einschränken. Die Bestimmungen besagten, daß Deutschland nur über eine festgelegte Tonnage verfügen durfte, die sich auf die  Schiffe im allgemeinen bezog. Im Gegensatz zu U-Booten waren Flugzeugträger nicht ausdrücklicher Bestandteil dieser Beschränkungen.
Da die deutsche Reichsmarine ohnehin nur einen geringen Bestand an Kriegsschiffen haben durfte, wurden  zunächst die übriggebliebenen alten Linienschiffe und Kreuzer ersetzt. An einen Flugzeugträger war noch nicht zu denken.
Die Erfahrungen, die die anderen Länder mit dem Bau von Flugzeugträgern zwischen den beiden Weltkriegen sammlen konnten, waren in Deutschland so nicht möglich. So fehlte Deutschland in der Entwicklung dieses Schiffstyps die Erfahrung.
Trotz der Auflagen aus dem Versailler Vertrag wurden von der Reichsmarineleitung Anfang der Dreißiger Jahre Überlegungen zum Bau einens Flugzeugträgers angestellt. Im Winter 1933/34 bekam die Reichsmarine den Auftrag zur Konstruktion eines Flugzeugträgers. Der Träger sollte eine Wasserverdrängung von 20.000t aufweisen und maximal 33 Knoten schnell sein. Es war vorgesehen, auf dem Flugzeugträger fünfzig bis sechzig Flugzeuge zu stationieren.
Für die Konstrukteure stellten diese Anforderungen eine große Herausforderung dar. Ob der Flugzeugträger nun Flugzeuge der Luftwaffe oder der Marine aufnehmen sollte war noch unklar. Die Luftwaffe -und hier ganz speziell Herman Göring- vertrat die Auffassung, daß alles was, fliegt zur Luftwaffe gehört. Allerdings war die Luftwaffe nicht in der Lage, technische Angaben über die Flugzeuge, die auf einem Flugzeugträger zum Einsatz kämen, zu machen. Für die Konstrukteure ergab sich daraus, daß ein Flugzeugträger konstruiert wurde, ohne auf verläßliche Informationen der zu tragenden Flugzeuge eingehen zu können. Die Konstruktionarbeiten dauerten ein Jahr. Als Flugzeuge waren die Fieseler Fi 167 (ein zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon veraltetes Modell), die Junkers Ju 87C und die Messerschmitt Bf-109T vorgesehen. Alle 3 Typen mußten für den Trägereinsatz umkonstruiert werden.

 

Am 16. November 1935 wurde der Bau eines Flugzeugträgers bei der Werft DEUTSCHE WERKE KIEL AG (DWK) in Auftrag gegeben. Die Werft war nahezu ausgelastet und so wurde mit der Kiellegung erst 13 Monate nach Auftragsersteilung, am 28. Dezember 1936, begonnen.

 

Stapellauf der GRAF ZEPPELIN bei DWK in Kiel

 

Am 8. Dezember 1938 wurde der Deutsche Flugzeugträger GRAF ZEPPELIN, der erste von zwei auf Kiel gelegten Schiffen, der bei der Werft DEUTSCHE WERKE KIEL AG (DWK) gebaut wurde, von der Gräfin Hella von Brandenstein-Zeppelin, der Tochter des Grafen Zeppelin in Gegenwart von Adolf Hitler und hoher Generale auf den Namen GRAF ZEPPELIN getauft.

 

Der Kiegsbeginn am 1. September 1939 machte die Pläne der Marine zunichte. Weder der Flugzeugträger GRAF Zeppelin noch das Schwesterschiff, Baubeginn 1938 bei der Germania Werft in Kiel, wurden jemals fertigestellt. Die Baukosten beliefen sich auf 92 Millionen Reichsmark.

 

1940 war die GRAF ZEPPELIN zu fünfunachtzig Prozent fertiggestellt. Es sollte nun mit der Erprobung und Indienststellung begonnen werden. Wegen falsch gesetzter Prioritäten und großer Verluste in Norwegen verzögerte sich die endgültige Fertigstellung der GRAF ZEPPELIN immer wieder. Die Werft war mit dem Bau der U-Boote ausgelastet, die jetzt Vorrang hatten. Nach der Eroberung Norwegens wurden die 15 cm Geschütze der GRAF ZEPPELIN wieder ausgebaut, um als Küstenverteidigung vor Norwegen zu dienen.

 

 

Am 6. Juni 1940 wurde die GRAF ZEPPELIN nach Gotenhafen geschleppt, um den britischen Luftangriffen über Kiel zu entgehen.
Kurz bevor das Unternehmen Barbarossa von Deutscher Seite gegen die Sowjetunion gestartet wurde, schleppte man die GRAF ZEPPELIN nach Stettin. Bei einem Gegenschlag der russichen Armee, sollte der Flugzeugträger nicht gefährdet werden. Im November 1941 kam die GRAF ZEPPELIN nach Gotenhafen zurück, weil die Gefahr einer Bombardierung durch die russische Armee nicht mehr gegeben war und in Gotenhafen mehr Werftkapazitäten zur Verfügung standen.

 

GRAF ZEPPLIN im Bau am Ausrüstungskai bei DWK in Kiel

 

 

Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour stand es außer Frage, daß ein Flugzeugträger unbedingt erforderlich war. Der Befehl zum Weiterbau erging am 13. Mai 1942. Die Fertigstellung des Schiffes sollte forciert werden und bis zum Sommer 1943 abgeschlossen sein.  Die Flugzeuge die der Träger in Zukunft tragen sollte ware auch bereits entwickelt oder umgebaut.

 


Fotomontage: GRAF ZEPPELIN und Bf-109T

 

Um den Flugzeugträger fertigzustellen, wurde das Schiff also wieder nach Kiel geschleppt. Hier traf es am 5. Dezember 1942 ein. Schon am 10. Januar 1943 wurde ein erneuter Baustop verfügt. Aufgrund der Kriegslage wurde größeres Gewicht auf die Rüstung des Heeres sowie auf den Ausbau der U-Boot-Waffe bei der Reichsmarine gelegt. Die GRAF ZEPPELIN wurde im Apri/Mai 1943 in die Mönne, einem Seitenarm der Oder in Stettin gebracht. Zum Ende des Krieges, als die russische Armee sich immer weiter auf Pommern zubewegte, ließ der Bevollmächtigte des Kommandierenden Admirals der westlichen Ostsee in Stettin, Kapitän zur See Wolfgang Kähler, alle wichtigen Teile aus dem Flugzeugträger ausbauen. Am 25. April 1945 wurden in den Kessel- und Maschinenräumen der GRAF ZEPPELIN durch die Reichsmarine Wasserbomben gezündet um zu verhindern, daß das Schiff den Russen in die Hände fällt. Die GRAF ZEPPELIN versank, ohne jemals auf den Weltmeeren gefahren zu sein.

 

 

1946 wurde das Wrack von der russischen Armee gehoben, abgedichtet und nach Swinemünde geschleppt. Hier nahm die GRAF ZEPPELIN Demontagegut auf und wurde am 27. September 1947 nach Leningrad, heute St. Petersburg, verbracht. Die letzte bekannte Position der GRAF ZEPPELIN soll im Jahr 1948 55° 48´ Nord und 18° 30´ Ost gewesen sein.
Bisher hieß es: Im Finnischen Meerbusen ist der erste  und letzte Deutsche Flugzeugträger durch Torpedoschüsse mit 13-Zentimeter-Granaten, die von dem russischen Zerstörer GROZYASHCHIY abgefeuert wurden, versenkt worden. Einzig um zu sehen, wie man derartige Schiffe -im Hinblick auf amerikanische Flugzeugträger- versenken könne.
Muß die Geschichte jetzt umgeschrieben werden? Es wird sicherlich nicht allzu lange dauern, bis aus den Ergebnissen diverser Tauchexpeditionen gesicherte Erkenntnisse vorliegen werden.

 

 

Technische Daten:
Baubeginn: 28.12.1936
Stapellauf: 8.12.1938
Indienststellung: nicht fertiggestellt
Bauwerft: Deusche Werke, Kiel
Länge: 262,5 m ü.a. (mit Atlantikbug), 250 m Konstruktionswasserlinie
Breite: 36,2 m
Tiefgang: 7,35 m / 8,50 m
Tonnage: 33.550 ts max. / 27.650 ts Konstruktionsverdrängung
Maschinenanlage: Turbine, Brennstoffvorrat 6.630 ts
Leistung: 200.000 WPS
Geschwindigkeit: 33,8 kn
Fahrbereich: 8.000 sm bei 19 kn
Besatzung: 1.720 Mann, davon 342 Mann flugtechnisches Personal
Bewaffnung:
16 x 15 cm-SK in Doppellafetten,
12 x 10,5 cm-Flak in Doppellafetten
22 x 3,7 cm-Flak in Doppellafetten
28 x 2,0 cm-Flak in Vierlingslafetten
43 Flugzeuge verschiedener Typen
(20 Fi 167, 13 Ju-87D, 10 Me-109T)
Kommandanten: keine

 

Panzerung der Graf Zeppelin:
Seitenschutz (Wasserlinie) Mittelschiff, 100 mm
Vor- und Achterschiff 60-80 mm
Horizontalschutz
Flugdeck 20-40 mm
 horizontales Panzerdeck 40 mm
Brückenaufbauten Artillerieleitstand 17 mm
Artillerie 15cm-Schilde 30 mm
Hallendecks Wände und Decken 12 mm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PS   28. Juli 2006

 

 

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18. August 2006
GRAF ZEPPELIN gehört Russland -
Deutschland hat keine Eigentums- oder Besitzansprüche
Das Bundesverteidigungsministerium stellte klar, daß das Wrack der "Graf Zeppelin" nicht mehr Deutschland gehöre.
GRAF ZEPPELIN war ursprünglich ein Schiff der deutschen Marine, wurde aber von der damaligen Sowjetunion im Krieg erbeutet. Außerdem sind auch keine Leichen deutscher Seeleute an Bord des Wracks. Somit habe man keine juristisch begründbaren Besitzansprüche.
Russland sei nun der Eigentümer des nicht fertiggestellten einzigen deutschen Flugzeugträgers. Man müsse sich mit   Rußland arrangieren, wenn Deutschland das Schiff wolle. Dann sei das Finanzministerium die zuständige Stelle.
Quelle: Bundesministerium für Verteidigung