12. April 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

JURI GAGARIN

 

Vor 50 Jahren: Erster bemannter Raumflug

 

Am 12. April 1961 ging nicht nur für den Kosmonauten Juri Alexejewitsch Gagarin ein Traum in Erfüllung, sondern auch für die Sowjetunion. Ein bemannter Flug ins All war seit jeher ein Traum der Menschheit.

 

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Juri Gagarin einige Tage vor dem Start. Das Autogramm wurde 1965 in Paris nachgesetzt.

 

Am 12. April 1961 um 9:07 Uhr Moskauer Zeit hob die Wostok-Rakete vom kasachischem Weltraumbahnhof Baikonur ab. Die drei Antriebsstufen arbeiteten ohne Probleme. Einige Minuten später befand sich die Raumkapsel Wostok 1 in einer elliptischen Umlaufbahn und entfernte sich dabei bis zu 237 Kilometer von der Erdoberfläche. Damit war der 27jährige Juri Alexejewitsch Gagarin der erste Mensch im Weltall. Er umkreiste an Bord von Wostok 1 innerhalb von 108 Minuten einmal die Erde.

 

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Der Start von Wostok 1

 

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Startaufnahme einer Einmalkamera

 

An diesem  12. April 1961 überraschte die Sowjetunion nach dem Sputnikschock von 1957 nun zum zweiten Mal die Weltöffentlichkeit:
“Major Gagarin hat soeben in 89 Minuten als erster Mensch mit dem Raumschiff Wostok 1 die Erde umkreist.”

 

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Letzte Prüfungen vor dem Start. Die Versorgungsleitungen werden entfernt.

 

Eine Revanche gelang den Amerikanern 20 Jahre später mit dem Start der Raumfähre Columbia eben an diesem 12. April.

 

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12. April 1961 gegen 6 Uhr: im Bus auf dem Weg zur Wostok

 

Gagarin stand in ständiger Sprechfunkverbindung mit der Leitstelle. Die Verbindung lief über UKW und Kurzwelle, weil die Sowjetunion nicht über ein weltweites Netz an Funkstellen verfügte. Eine Kamera sandte Fernsehbilder an die Bodenstation. Zusätzlich war auch noch eine Morseverbindung möglich.
Obwohl Gagarin ausgebildeter Pilot war, wurde der Flug komplett ferngesteuert. Nur im Notfall hätte Gagarin selbst eingreifen müssen.
Nach einer Erdumkreisung zündeten die Bremsraketen planmäßig. Hätten sie versagt, wäre Wostok 1 durch die atmosphärische Reibung innerhalb von 10 Tagen wieder in die Erdatmosphäre eingetreten. Alle Vorräte an Bord waren für diese Flugdauer bemessen.

 

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Die Wostok-Kapsel war dafür ausgelegt, auf Land niederzugehen. Der Versorgungsteil trennte sich erst viel später als geplant von der Rückkehrkapsel. Dies rief heftige Schwingungen hervor, während Wostok 1 durch die höheren Schichten der Atmosphäre stieß. Später entfalteten sich die Hauptfallschirme, um die Kapsel weiter abzubremsen. Wie vorgesehen löste Gagarin in 7000 Meter Höhe den Schleudersitz aus und landete mit dem Fallschirm 25 Kilometer südwestlich der Stadt Engels in Sibirien, vor den Augen von zwei erstaunten Mädchen.

 

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Aufnahme der Bordkamera während der Erdumkreisung

 

Die erste Weltumkreisung am 12. April 1961 war ein wichtiger Prestigeerfolg durch eine technologische Überlegenheit der Sowjetunion im Kalten Krieg und der Anfang eines neuen Zeitalters. Gagarins Flug hatte die Tür zum Weltall -einer neuen Dimension- geöffnet. Auch wenn Wostok 1 aus heutiger Sicht nur ein kleiner Anfang war, konnte der Mensch jetzt in das Weltall reisen.

 

Nach dem Sputnikschock war dies das zweite Mal, daß die Sowjetunion einen deutlichen Vorsprung vor den USA in der Raumfahrt bewies. Über Jahre hinweg stellte die SU mit Wostok- und Woschod-Flügen verschiedene Erstleistungen und Rekorde auf. Erst mit den Gemini-Flügen konnten die Amerikaner schließlich mithalten und mit der ersten Mondlandung von Apollo 11 ein wichtiges Ziel beim Wettlauf im All erreichen.

 

Als Erinnerung an Gagarins Flug wurde der 12. April als Tag der Raumfahrt in der Sowjetunion offizieller Gedenktag. Auch die Internationale Luftfahrtföderation (FAI) erklärte den 12. April 1961 zur Erinnerung an diesen Flug zum Internationalen Tag der Luft- und Raumfahrt.

 

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Ein Nachbau von Wostok 1 bei einer Ausstellung in Moskau 1964

 

Noch während des Raumfluges wurde Gagarin vom Oberleutnant zum Major befördert. Nach seiner erfolgreichen Landung bei Saratow wurde Gagarin nun in der ganzen Welt bekannt, insbesondere in den Ländern des Ostblocks wurde er zum Idol.

 

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Die Kapsel Wostok 1 nach der Landung in Sibirien - im Hintergrund ein Armeehubschrauber

 

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Nahaufnahme der Kapsel mit Anschlußstück

 

Gagarin erhielt den Leninorden und ihm wurde der Titel Held der Sowjetunion verliehen. Er unternahm in der Zeit nach seiner Landung als wirkungsvoller Sympathieträger zahlreiche Werbereisen durch die Welt, bei denen er ebenso für die Erforschung des Weltraums wie für das politische System der Sowjetunion eintrat.

 

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Autogrammpostkarte während der Luftfahrtschau in Paris - Le Bourget, 1965

 

Juri Alexejewitsch Gagarin wurde am 9. März 1934 als Sohn eines Bauern in dem Dorf Kluschino bei Smolensk geboren. Nach dem Besuch der Mittelschule, einer Berufsausbildung als Gießer und einem Studium am Industrietechnikum in Saratow erfüllte sich 1957 sein Kindheitswunsch: "Mein Traum war, Flieger zu werden"
Er wurde in das Kadettenschulungszentrum der sowjetischen Luftwaffe aufgenommen und bestand 1957 die Abschlußprüfung als Düsenpilot.
Am 7. November 1957 wurde Gagarin zum Leutnant befördert. Ebenfalls im Jahr 1957 heiratete er die Ärztin Valentina Gorjatschowa. Von 1957 bis 1959 diente Gagarin in der sowjetischen Luftwaffe. Sein Geschwader war am Polarkreis stationiert. Hier wurde Gagarin Mitglied der KPdSU. 1959 wurde seine Tochter Jelena geboren, am 12. März 1961, genau ein Monat vor seinem Raumflug, seine zweite Tochter Galja.
Juri Gagarin gehörte zum ersten Kosmonautenteam der Sowjetunion und begann im März 1960 mit dem Training.
Er wurde vor allem wegen seines ruhigen Wesens als einer von 20 Kandidaten ausgewählt, um als erster Mensch die Erde zu verlassen.
Gagarin war bis 1963 Kommandeur der sowjetischen Kosmonautengruppe und studierte danach an der Schukowsky-Akademie.

 

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Der Flug mit Wostok 1 blieb Gagarins einziger Raumflug. Im April 1967 wurde er noch einmal zum Ersatzpiloten  der Sojus 1-Mission nominiert.

 

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Am 27. März 1968 verunglückte er bei einem Übungsflug mit einer MiG-15 tödlich. Zusammen mit Oberst Wladimir Serjugin absolvierte er einen Übungsflug. Beide starben in der abgestürzten Maschine, ohne vorher den Schleudersitz betätigt zu haben. Mehr Informationen zu den Unfallumständen waren bisher als geheim eingestuft.

 

Nun, zum 50. Jahrestag des ersten bemannten Fluges ins All hat jetzt das Präsidentenarchiv Russlands mehr als 300 streng geheime Unterlagen zum sowjetischen Weltraumprogramm offen gelegt. Das wichtigste Dokument befasst sich mit Gagarins Tod, der bis heute von Legenden umrankt gewesen ist. So wurde spekuliert, die Maschine sei entweder auf Befehl von Staatschef Leonid Breschnew manipuliert worden oder er sei gar volltrunken abgestürzt. Vielleicht hätten auch Abfangjäger versehentlich den Absturz verursacht. Offiziell war der Tod die Folge "einer unglücklichen Verkettung verhängnisvoller Umstände".
Der nun bekannt gewordene Untersuchungsbericht vom 4. September 1968 zeigt die wirklichen Ursachen. Pilot Gagarin hatte bis zur Nominierung für den ersten Start ins All nur 247 Flugstunden absolviert. 1961/62 und 1964 flog er nicht, 1963 neun Stunden. Erst ab 1965 saß er regelmäßiger im Cockpit, doch nie mehr als 46 Stunden pro Jahr, was nach sowjetischen Richtlinien nicht genügte, um seine Lizenz zum Steuern von Düsenjets zu behalten.
Dennoch wollte Gagarin seine Ausbildung, die er 1960 unterbrochen hatte, abschließen. Am 27. März 1968 sollte er seine Befähigung zum Alleinflug mit der MiG-15 erwerben. Er startete mit Ausbilder Wladimir Seregin zum Prüfungsflug. Laut Untersuchungskommission sollte er in einer für Kunstflugmanöver frei gehaltenen Zone unter anderem eine Acht mit einer Neigung von 60 bis 70 Grad fliegen, zwei horizontale Rollen, einen Sturzflug mit Kampfkurve, einen Looping und einen halben Looping.
Allerdings war die Vorbereitung ungenügend. Seregin gab Gagarin keine Anweisungen, wie der Flug durchzuführen sei. Auch der Flugplan konnte nicht gefunden werden. Die Route führte gefährlich nahe an anderen Trainingsflügen vorbei. Die Maschine, eine Trainingsversion der MiG-15, war mit Außenbordtanks versehen, obwohl diese bei derartigen Flugmanövern verboten waren. “Was dann folgte, kann man ohne Zweifel dem russischen Schlendrian und einer gefährlichen Selbstüberschätzung der Piloten zuschreiben”, so urteilen der russische Historiker Sergej Kudryaschow und sein Kollege Matthias Uhl vom Deutschen Historischen Institut in Moskau.
Um 10.19 Uhr starteten Seregin und Gagarin ohne Kenntnis der Wetterlage. Als die MiG-15 sechs Minuten später das Übungsfluggebiet erreichte, war die Sicht schlecht. Seregin reduzierte das Programm von 20 Minuten Prüfung auf 4 Minuten. Diesen Teil absolvierte der Kosmonaut erfolgreich, denn um 10.29 Uhr meldete er, dass er zurückfliegen wolle. Kurz darauf riss der Kontakt ab.
Die Untersuchung des Wracks zeigte, dass sich die MiG-15 in einem Winkel von 50 bis 55 Grad in den Boden gebohrt hatte, mit einer leichten Rechtsneigung. Die Geschwindigkeit beim Aufschlag betrug 660 bis 670 Kilometer pro Stunde. Weder der Kosmonaut noch sein Fluglehrer hatten einen Versuch gemacht, sich aus dem Flugzeug zu katapultieren. Sie waren offenbar überrascht worden. An der Unglücksstelle wurden Überreste von Radiosonden gefunden: Juri Gagarins Flugzeug war wahrscheinlich mit einem Wetterballon kollidiert, vermuten Experten.

 

Das Grab Juri Gagarins befindet sich auf dem Ehrenfriedhof (Roter Platz) in Moskau.
1968 wurde die Stadt Gschatsk in Gagarin umbenannt, das Ausbildungszentrum der Kosmonauten erhielt den Namen Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrum.
Gagarin wurde sogar auf mehreren modernen russischen Münzen (aus Silber und anderen Metallen) verewigt.

 

Wostok-Flugdaten:
Masse: 4.730 kg
Länge (ohne Antenne): 4,4 m
max. Durchmesser: 2,43 m
Perigäum: 181 km - Apogäum: 327 km
Bahnneigung: 64,95°
Erdumlaufzeit: 89,34 min
NSSDC ID: 1961-012A2071_120411_1_juga-16

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ps 12. April 2011

 

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