16. Oktober 2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Premiere 1991 - heute ein Klassiker
MERCEDES-BENZ CE CABRIO der Baureihe A 124

 

Im Jahr 1991 weckt Mercedes-Benz eine alte Tradition erneut zum Leben: Nach einer genau zwanzigjährigen Pause bringt die Marke wieder ein viersitziges Cabriolet auf den Markt. Es ist die 4. Variante, die aus der Limousine der Mittelklasse-Baureihe 124 weiter entwickelt wird. Das Premierenfahrzeug ist der Typ 300 CE-24 Cabriolet, der bis 1993 gebaut wird.

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 CE 200 1993-1997

 

Seinen direkten Nachfolger findet es im E 320 Cabriolet, doch zusätzlich gibt es die Typen E 200 Cabriolet und E 220 Cabriolet sowie, als exklusiven Höhepunkt, den Typ E 36 AMG Cabriolet.
Für alle gilt, daß sie bereits während der Produktionszeit Klassiker sind. Da sie vergleichsweise kurz, bis 1997, und in einer geringen Stückzahl, 33952 Exemplare, gebaut worden sind, haben sie das Potenzial, zu wahren Preziosen der Automobilgeschichte heranzureifen.

 

Die Technik der Cabriolets entstammt den viertürigen Pendants der Baureihe.
Dazu gehört beispielsweise der hubgesteuerte Panorama-Scheibenwischer, der für das größte Wischerfeld eines Personenwagens sorgt. Aber auch die Raumlenker-Hinterachse sowie die Dämpferbein-Vorderradaufhängung an einzelnen Dreiecksquerlenkern stehen für die Innovationsstärke des Unternehmens. Die Bremsanlage stammt ebenfalls unverändert von den Limousinen.

 

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 Das Cabrio ist etwas kürzer als die Limousine - trotzdem ist auch hinten ausreichend Platz.

 

Die Karosserie des Cabriolets nimmt Anleihen beim Coupé, das im Jahr 1986 präsentiert worden ist: Wie dieses ist es etwas kürzer als die Limousine. Zu den weiteren Stilmerkmalen zählen die etwas flacher liegende Front- und Heckscheibe, die Abwesenheit der B-Säule sowie die Zweitürigkeit.

 

Dabei ist die Verwandlung zum offenen Fahrzeug höchst aufwendig: Um die für Mercedes-Benz typische Sicherheit und Qualität zu erreichen, ist das Cabriolet an zahlreichen Stellen mit modifizierten und neuen Strukturbauteilen versehen – rund 1000 Bauteile allein zur weiteren Versteifung der Karosserie werden neu konstruiert.  Insgesamt braucht jedes Cabrio mehr als 130 Kilogramm zusätzliches Blech, um die fehlenden 28 Kilogramm des Coupé-Dachs statisch zu kompensieren und um die Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, die für die Limousinen, T-Modelle und Coupés der Baureihe gelten.

 

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 E 36 AMG mit 3,6 Liter und 265 PS als Coupé und Cabrio

 

Karosserieschwingungen, eine systembedingte Schwäche offener Fahrzeuge, werden durch vier Schwingungstilger beseitigt, die im linken Dämpferbein, im Dachrahmen und in den seitlichen Kofferraummulden angebracht sind. Zusätzlich konstruieren die Ingenieure ein aufwendiges Schutzsystem für den Überschlagunfall: Hinter den Fondpassagieren fährt sensorgesteuert im Bedarfsfall innerhalb von 0,3 Sekunden ein Linearbügel hervor. Zudem sind die A-Säulen verstärkt. In der Summe aller Maßnahmen orientiert sich das Cabriolet der Baureihe A 124, wie sie unternehmensintern exakt heißt, am Schutzniveau der geschlossenen Pendants.

 

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 Dachfütterung, feste Heckscheibe und wahlweise Stoffbezüge oder Lederausstattung

 

Das gefütterte Verdeck und die beheizbare Heckscheibe aus Sicherheitsglas machen das Fahrzeug ganzjahrestauglich. Wird das Dach geöffnet, findet es vollständig Platz in einem Abteil hinter den Rücksitzen, abgedeckt von einer festen Klappe – nichts bleibt oberhalb der Karosserie zurück, was die elegante Cabriolet-Linie stören würde. Insbesondere mit diesem Erscheinungsbild ist das Fahrzeug eine klassische Schönheit.

 

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 Ab 1993 serienmäßig mit elektrisch-hydraulischem Dach

 

Auf der Komfortseite bietet das Cabriolet alle Vorteile der gesamten Baureihe: Mit ihr ist man auf hohem Niveau unterwegs, ob im Stadtverkehr oder auf der Langstrecke. Dabei ist der Komfortbegriff der Marke sehr umfassend, denn er betrifft nicht allein Bequemlichkeit. Ein Beispiel ist das geringe Geräuschniveau auch im Cabriolet der Baureihe 124 bei geschlossenem Dach: Sicherlich liegt es etwas höher als bei den Limousinen, doch das gefütterte Verdeck und die dichten Abschlüsse sorgen dafür, daß es ein Maximalniveau nicht überschreitet; auf der einen Seite empfinden die Passagiere das schlichtweg als angenehm, auf der anderen Seite können sie so auch längere Strecken angenehm und ermüdungsarm zurücklegen.

 

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 300 CE-24 von 1991

 

Oder der auch im Cabriolet verwendete elektrische Gurtbringer, der automatisch den Sicherheitsgurt in eine bequeme Griffposition reicht, nachdem Fahrer oder Beifahrer Platz genommen haben: Auch dieses Ausstattungsmerkmal dient nicht allein der Bequemlichkeit, sondern auch der Sicherheit, weil es das Gurtanlegen vereinfacht.

 

Unter der Motorhaube des Typ 300 CE-24 arbeitet der Vierventil-Reihen-Sechszylinder M 104, der im SL der Baureihe R 129 präsentiert worden war. Im viersitzigen Cabriolet entwickelt er eine Leistung von 162 kW bei 6400/min. Nur 6343 Modelle dieser ersten Variante mit dem klassischen Reihensechser werden gebaut.

 

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 CE 220 mit Vierzylinder-Motor,  ...

 

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 ... Plakettenkühler und weißen Blinkleuchten ab 1992

 

Im Juni 1993 wird der Typ 300 CE-24 Cabriolet gemeinsam mit den übrigen Modellen der Baureihe 124 stilistisch überarbeitet und den anderen Typenreihen angepasst. Auffälligstes Kennzeichen der modifizierten Varianten stellt die nach dem Vorbild der S-Klasse umgestaltete Kühlermaske dar. Bei diesem sogenannten „Plakettenkühler“ ist der im Vergleich zur bisherigen Ausführung wesentlich schmalere Chromrahmen harmonisch in die Motorhaube integriert; der Mercedes-Stern sitzt wie bei den S-Klasse Limousinen auf der Haube. Nicht zu übersehen sind die Änderungen an den Leuchteinheiten: Die vorderen Blinkleuchten haben nun farblose Deckgläser und die Heckleuchten bichromatische Abdeckungen, die im Bereich des Blink- und Rückfahrlichts einheitlich weißgrau gefärbt sind. Das gelbe Blinklicht wird dabei vorn wie hinten über farbige Glühbirnen erzeugt. Weitere Änderungen betreffen die Stoßfänger, deren Schutzleisten nun in der Farbe der Anbauteile lackiert sind. Die Schutzleiste des Heckstoßfängers ist jetzt außerdem bis zu den Radausschnitten verlängert.

 

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 CE 320  1992-1997

 

Im Rahmen dieser Modellpflege (intern Mopf genannt) wird das Cabriolet nicht nur optisch aktualisiert, sondern auch mit neuen Motoren ausgestattet, die bei den anderen Karosserievarianten der mittleren Klasse bereits im Oktober 1992 eingeführt worden sind. Der 3,2-Liter-Sechszylinder mit Vierventiltechnik tritt nun auch im Cabriolet die Nachfolge des bewährten 3,0-Liter-Vierventilers an. Seine Nennleistung ist im Vergleich zum Vorgänger mit 162 kW zwar gleich geblieben, wird aber 900/min früher erreicht; das Drehmomentmaximum liegt deutlich höher und ist ebenfalls zu niedrigeren Drehzahlen verschoben. Abgas- und Geräuschemissionen können dadurch wirkungsvoll reduziert werden.

 

Als grundlegende Neuerung wird nun auch eine Vierzylinder-Variante des Cabriolets angeboten, die mehr als 20 000 DM billiger ist als ihr Sechszylinder-Pendant. Das neue Einsteigermodell hat den 136 kW starken 2,2-Liter-Vierventilmotor, der seit seinem Erscheinen im Oktober 1992 in der Limousine, dem T-Modell und dem Coupé der Baureihe 124 verwendet wird.

 

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 Nicht gerade dezent erscheint der AMG E 36 - aber wer es mag...

 

Für den sportlich ambitionierten Cabriolet-Liebhaber steht von September 1993 an in Form des Typ E 36 AMG eine leistungsstärkere Variante zur Verfügung, die mit einem 195 kW starken 3,6-Liter-Vierventilmotor von AMG ausgerüstet ist. Das neue Cabriolet-Topmodell hebt sich nicht unbedingt dezent durch vergrößerte Anbauteile auch stilistisch von seinen Schwestermodellen ab. Frontspoiler, Seitenschweller und Heckschürze sind in Wagenfarbe lackiert und in die Karosserieform integriert; abgerundet wird das Bild durch die serienmäßigen Leichtmetallräder (Durchmesser:43,2 Zentimeter) im AMG-Design.

 

Die E-Klasse Cabriolets bleiben als letzte Karosserievariante der Baureihe 124 noch bis Juli 1997 in Produktion. Insgesamt werden 33 952 Exemplare gefertigt, davon 15 380 mit Vierzylinder- und 18 572 mit Sechszylindermotor. Der Exportanteil des E 320 Cabriolets ist mit mehr als 75 Prozent überdurchschnittlich hoch, ein Umstand, der insbesondere bei den exklusiveren Modellen des Mercedes-Benz Pkw-Programms lange Tradition hat.

 

Daß die Cabriolets der Baureihe 124 schon während ihrer Produktionszeit Klassiker sind, hilft ihnen heute auf dem Markt: Weil es immer besondere Fahrzeuge gewesen sind, gern mit einer Verwendung als Zweitwagen, ist der Pflegezustand der angebotenen Fahrzeuge üblicherweise hoch und die Laufleistung oftmals niedrig. Somit trifft man auf ein grundsätzlich gutes Qualitätsniveau, wenn man sich für ein Cabriolet der Baureihe 124 als Modernen Klassiker interessiert – doch ein genaues Hinsehen ist im Einzelfall immer notwendig.

 

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 Der kleinste: CE 200 1993-1997

 

Doch es gibt ja auch Fahrzeuge mit Herstellergarantie: Mercedes-Benz Young Classics hat immer wieder Cabriolets im Angebot, die in einem überdurchschnittlichen Zustand sind und für die deshalb eine Gewährleistung übernommen wird – einzigartig in der Automobilbranche.

 

Doch unabhängig, woher der Moderne Klassiker stammt: Beim Erhalt hilft in jedem Fall die vorzügliche Ersatzteileversorgung von Mercedes-Benz. Denn nahezu jedes Teil ist über den Mercedes-Benz Partner und das unternehmenseigene Bestellsystem zu beziehen, die Lieferung erfolgt meist über Nacht. Und einige Vertragswerkstätten sind sogar zum Classic Partner ernannt – sie haben eine herausragende Kompetenz für ältere Fahrzeuge. Wobei insbesondere bei jungen Klassikern alle Mercedes-Benz Niederlassungen und Partner nach wie vor ein hohes Maß an Fachwissen vorweisen können.
Nicht von ungefähr gilt für sämtliche Fahrzeuge der Marke die Devise „Service ein Leben lang“.

 

Allerdings ist man mit einem jungen Klassiker bei den Mercedes-Benz Niederlassungen und Partnern nicht unbedingt ein gern gesehener Kunde. Der Kundendienstberater bestätigt dem Kunden schon oft und ungefragt, daß das vorgeführte Fahrzeug ja schon alt sei und so eine eventuelle Reparatur unrationell sei. Das wollte man als Kunde eigentlich gar nicht hören - man wußte es nämlich schon.

 

 

jwp 14.10.2010

 

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