10. Oktober 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einfach sitzenbleiben:
Ohne Umsteigen von Luzern nach Montreux auf der GOLDEN PASS LINIE 

 

Seit ewigen Zeiten  fährt die Montreux-Oberland-Bahn von Montreux am Genfer See nach Zweisimmen im Berner Oberland.
Seit ewigen Zeiten  fährt die Bern- Lötschberg-Simplon-Bahn von Zweisimmen nach Interlaken.
Und seit ewigen Zeiten fährt die Brünigbahn von Interlaken nach Luzern. Seit einigen Jahren heißt die Brünigbahn zwar zentralbahn, denn die der Schweizerischen Bundesbahn SBB gehörende Meterspurbahn wurde von der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn  LSE übernommen. Aber da die SBB dann die Aktienmehrheit an der LSE  erwarb, sind die nun zur zentralbahn   (immer in Kleinbuchstaben geschrieben) gehörenden Strecken der ehemaligen LSE und Brünigbahn nun doch wieder im Mehrheitsbesitz des SBB. Aber die Wirtschafts- und Finanzverhältnisse sollen nicht Gegenstand dieser Zeilen sein, sondern nur die Begriffe ein wenig erläutern.

 

 

Entscheidend ist, daß seit ewigen Zeiten die gesamte, gut 190 km lange Strecke als GOLDEN PASS LINIE bekannt ist und durch großartige Landschaften führt.
Und entscheidend ist auch, daß der touristische Wert der GOLDEN PASS LINIE deutlich größer ist als die tatsächliche Nutzung. 
Die Ursache ist schnell gefunden.

 

 GOLDEN PASS auf der Brünigbahn mit Zuglok HGe 4/4 II                                   Foto: Golden Pass

 

In Luzern steigt man in den schmalspurigen Zug nach Interlaken. Am Ende der Schmalspur in Interlaken Ost steigt man in den nächsten –nun normalspurigen- Zug, der die Reisenden bis nach Zweisimmen bringt. Und hier steht dann schon wieder ein Zugwechsel  an – wieder von der Normalspur auf die Meterspurbahn MOB nach Montreux.
Wahrlich umständlich und alles andere als ideal, wenn nach jedem Streckendrittel Sack und Pack in den nächsten Zug geschleppt werden müssen.

 

 GOLDEN PASS PANORAMIC EXPRESS auf der MOB                                        Foto: Golden Pass

 

In den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstand aus schon jahrzehntealten Gedanken ein konkreter Plan,  die 54 km von Interlaken nach Zweisimmen mit einer dritten Schiene auszurüsten, so daß die Normalspurzüge der BLS und die Schmalspurzüge von Brünigbahn und MOB auf der gleichen Trasse fahren.
Knapp 80 Millionen Schweizer Franken waren 1985 für den Umbau veranschlagt worden.

 

 Seit 2001 bietet die MOB die GOLDEN PASS LINIE von Montreux bis Luzern an.            Foto: MOB

 

Aber wie immer bei größeren Projekten, die jeder gern realisiert sieht und die aber gleichzeitig möglichst nichts kosten dürfen, war die genannte  Summe leichtsinnig niedrig schöngeplant.

 

 1901 wurde die MOB eröffnet. Der Bahnhof Château-d'Oex im Jahre 1985                         Foto: jwp

 

Jahr für Jahr verging. Nichts Greifbares passierte. Nur die Bausumme stieg unaufhörlich. 2006 war eine erforderliche Investition in die dritte Schiene in Höhe von 260 Millionen Schweizer Franken  (je nach Devisenkurs um 170 Mio Euro) einfach nicht mehr zu vertreten. Und so starb die dritte Schiene, ohne daß auch nur eine Schienenklammer befestigt worden war.

 

Der berechtigte Wunsch  nach einer umsteigefreien Verbindung Luzern – Montreux besteht weiter. Die Lösung liegt in der Anpassung der Fahrzeuge an die gerade erforderliche Spurweite. Es gibt bereits verschiedene derartige Systeme, die aber leider nur für wesentlich kleinere Spurunterschiede bis zu rund 100 mm geeignet sind.
Zwischen MOB und BLS und  zb liegt aber fast ein halber Meter – exakt 435 mm.

 

mal schmal, mal normal - das neue Drehgestell ohne herkömmliche Achsen

 

 

 

 

Konzept des Spurwechsels im Gleis mit Anpassung der Perronhöhe

 

 GOLDEN PASS PANORAMIC EXPRESS als Bild des Tages                       Foto: Georges Heuberger

 

Nun ist die Lösung da. Und vor allen Dingen wesentlich preiswerter: Es werden  nach derzeitiger Berechnung nur 44 Mio. Schweizer Franken für die erste Etappe von Montreux nach Interlaken benötigt.

 

Die MOB hat in Zusammenarbeit mit BLS und zb ein revolutionäres Fahrgestell entwickelt und präsentierte das System an einem Funktionsmodell und mit Computersimulationen am 3. Oktober 2008 in Spiez während  der Generalversammlung der Interkantonalen Interessengemeinschaft Golden Pass.

 

 Der GOLDEN PASS PANORAMIC EXPRESS auf der Brünglinie bei Lungern                     Foto: MOB

 

Es gestattet das Befahren von Meter- und Normalspur-Abschnitten mit den gleichen Fahrzeugen ohne wesentliche Eingriffe in die Gleisanlagen. Die vorhandenen Wagen und Panoramazüge können nach Umbau auf die neuen Drehgestelle weiterverwendet und mit neu zu beschaffenden Wagen ergänzt werden. Die Anpassung an die unterschiedlichen Perronhöhen erfolgt automatisch.

 

 Vor 20 Jahren auf der Brünig-Passhöhe - von durchgehenden Zügen wurde nur geträumt  Foto: jwp

 

In einer zweiten Etappe soll dereinst auch die von der zentralbahn betriebene Linie von Interlaken nach Luzern umgerüstet werden. Wegen der auf diesem Abschnitt eingesetzten Zahnstangen auf den Steilstrecken  werden wohl weitere 44 Mio. nicht reichen – aber das ist Spekulation und immer noch nicht vergleichbar mit den oben genannten 260 Mio.

 

 ABE 130 001 der zentralbahn am Brienzer See - mit neuem Fahrgestell bis Montreux? Foto: jwp 27.9.08

 

Der Bund und die Kantone Bern, Waadt und Freiburg haben dem Projekt zugestimmt und die Finanzierung der Entwicklungs- und Erprobungsphase bis Ende 2010 übernommen. Die einschlägige Industrie ist mit der Ausarbeitung beauftragt. Die MOB führt dieses Projekt in enger Abstimmung mit den Bahnunternehmen BLS und zb durch.

Also einfach sitzenbleiben:

Und bald nicht mehr umsteigen von Luzern nach Montreux auf der GOLDEN PASS LINE – genauso wie im GLACIER EXPRESS und BERNINA EXPRESS

 

 

 jwp  10. Oktober 2008
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