14. Januar 2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FAIRPLAY VIII

 

Historischer Schlepper im Traditionsschiffhafen in der HafenCity

 

Er war unrentabel geworden und zu klein, zu schwach, zu alt. Mit anderen Worten: Der Schlepper FAIRPLAY VIII war ein Fall für die Abwrackwerft. Doch die Vorstellung, das technisch einwandfreie Schiff mit der originalen Ausstattung der Sechziger Jahre einfach zu verschrotten, erschreckte Jörg Mainzer. Der Chef der FAIRPLAY-Reederei suchte eine Alternativlösung und fand sie bei der Stiftung Hamburg Maritim. Zum symbolischen Preis von 1 Euro übernahm die Stiftung den Schlepper im vergangenen Sommer.

 

 In der Achtziger Jahren vor der Elbchaussee                                                Foto: Jürgen Wittmaack

 

FAIRPLAY VIII ist mit 47 Jahren nicht nur das neueste, sondern auch das jüngste Schiff der Stiftung. Sein Denkmalwert ist trotzdem hoch, vor allem aufgrund der weitgehenden Unversehrtheit von Bau, technischer Ausstattung und Inneneinrichtung. Bemerkenswert ist der geräumige Maschinenraum mit dem voll funktionsfähigen 7-Zylinder-MAN Diesel. Auch fast alle anderen Komponenten sind noch aus der Bauzeit und stammen von namhaften deutschen Herstellern wie Siemens & Halske, AEG, Atlas-Werke und Lohmann & Stolterfoht.

 

Die einzige Veränderung im Aufbau war ein nachträglich montierter Wetterschutz über dem Peildeck, der bereits wieder demontiert wurde. Die unveränderten Wohn- und Arbeitsräume unter Deck zeigen die betont funktionelle Ausstattung, wie sie für die Sechsziger Jahre typisch war.

 

Am 2. Juli 2009 übergab die Reederei FAIRPLAY-Towage den 47 Jahre alten Schlepper FAIRPLAY VIII an die Stiftung Hamburg Maritim. Seither ist sein Heimathafen der Traditionsschiffhafen in der HafenCity. Dort wird er von der Geschichte der Hamburger Schlepper zeugen und Einheimische wie Touristen begeistern.

 

 FAIRPLAY VIII auf der Fahrt in den Traditionsschiffhafen            Foto: Michael Bera - beraphotoarchiv

 

Die Stiftung Hamburg Maritim wurde 2001 gegründet und hat den Erhalt des maritimen Erbes zur Aufgabe. Neben den historischen Schiffen und dem Hafenmuseum Hamburg betreibt sie mit ehrenamtlichen Hafenmeistern den Traditionsschiffhafen im Sandtorhafen der HafenCity.

 

Gelassen tuckerte der Schlepper FAIRPLAY VIII in den Traditionsschiffhafen, den Sandtorhafen, ein, wendete und legte am Ponton 4 an. Am Steuer Burkhard Lüke, langjähriger Kapitän der FAIRPLAY Towage. Lange war er nicht mehr auf diesem Schiff gefahren, jetzt hatte er sichtlich Spaß daran.

 

Im Hafen warteten bereits die ehrenamtlichen Hafenmeister, zahlreiche ehemalige und aktive Schlepperfahrer der FAIRPLAY-Reederei sowie Mitglieder des Freundeskreises Maritimes Erbe Hamburg und andere Schiffsbegeisterte, um das neueste Mitglied in der Flotte der Stiftung willkommen zu heißen.

 

 

Jörg Mainzer skizzierte in seiner Rede die Geschichte des Schleppers: Der Schlepper FAIRPLAY VIII wurde 1962 auf der Werft Theodor Buschmann in Hamburg-Wilhelmsburg für die FAIRPLAY-Schleppdampfschiffs-Reederei gebaut. Bis 2002 wurde das Schiff überwiegend im Hamburger Hafen als Seeschiffs-Assistenzschlepper, gelegentlich auch als Bergungsfahrzeug eingesetzt.

 

Schon gleich nach der Indienststellung zeigte FAIRPLAY VIII hohen Einsatz: In der Sturmflut von 1962 galt es, losgerissene Frachter zu sichern. Viele Jahre diente die FAIRPLAY VIII fortan im Hamburger Hafen in der Hafenschleppassistenz und bei Küstenverschleppungen. In den Sechziger und Siebziger Jahren gehörte das zweite Schiff aus einer Serie von sechs Schleppern zu dem Besten, was in der Hafenschleppschifffahrt zu haben war.

 

 Auf der Ostsee vor Warnemünde                                                                                Foto: Fairplay

 

In den Neunziger Jahre veranlaßte die Reederei das Umstreichen ihrer Schlepper: statt der herkömmlichen Farben braun, weiß und schwarz erhielten die Schiffe nun einen blau-weißen Anstrich.

 

FAIRPLAY VIII wurde mit einem Pfahlzug von 12 t und einer nur 600 PS starken Hauptmaschine zum Bugsieren der immer größer werdenden Schiffe im Hamburger Hafen zu klein.

 

2002 wurde das Schiff nach Wismar verlegt, wo es bis Mitte Mai 2009 immer noch im täglichen, aber etwas gemächlicheren Einsatz war. Nun erweitert die FAIRPLAY VIII die Flotte der Stiftung Hamburg Maritim und soll als neustes und jüngstes Mitglied für Besichtigungen und Ausflugsfahrten zur Verfügung stehen.

 

 FAIRPLAY VIII auf der Fahrt in den Traditionsschiffhafen          Foto: Michael Bera - beraphotoarchiv

 

Im Traditionsschiffhafen kann jedermann das Schiff - nach Anmeldung -  besichtigen. Für viele Menschen ist dies eine einzigartige Gelegenheit, einen Schlepper nicht nur aus der Ferne zu sehen. Ab dem Frühjahr 2010 wird auch eine Mitfahrt möglich werden. Dann wieder in den Original-Farben braun/weiß/schwarz.

 

 Am Ponto 4 im Traditionsschiffhafen                                               Foto: Michael Bera beraphotoarchiv

 

Für Pflege und Betrieb des historischen Schiffes suchte die Stiftung in den letzten Monaten ehrenamtliche Mitarbeiter. Inzwischen ist der Verein Freunde des Schleppers FAIRPLAY VIII gegründet worden. Rund 50 Interessierte trafen sich zur Gründungsversammlung. Viele von ihnen kommen aus der Schiffahrt und sind oder waren selbst aktiv an Deck, in der Maschine oder bei einer Reederei.

 

Zum ersten Vorsitzenden wurde der Kapitän Frank Arnold gewählt. In seiner Antrittsrede sagte er:  Ich freue mich, schon heute eine so kompetente Crew mit vielen erfahrenen und engagierten Leuten an meiner Seite zu haben. Über den Winter werden wir notwendige Restaurierungsarbeiten vornehmen, um das Schiff in der kommenden Saison fahrtüchtig den Hamburgern und Besuchern zu präsentieren.

 

Technische Daten:
FAIRPLAY VIII - Hamburg
Single Screw Tug (Seeschlepper)
FAIRPLAY- TOWAGE Hamburg (1962-2009)
Stiftung Hamburg Maritim (ab 2009)
Bauwerft Theodor Buschmann, Hamburg-Wilhelmsburg
Baujahr 1962, Baunummer 89 Länge 24,55 m, Breite 7,02 m, Tiefgang max. 3,20 m
Geschwindigkeit 11,5 kn, Pfahlzug 12 t
Vermessung 97,7 BRZ / 58,26 NRZ
Klassifikation GL + 100 A5 KE TUG
Innenausstattung 3 Wohnräume, 6 Kojen
Besatzung 6 Personen
Antrieb 7-Zylinder-MAN, 441 KW/600 PS Typ: G 7 V 235/33

 

 

jwp 21. Januar 2010
© reflektion.info  - Fotos: siehe Bildunterschriften
Download der Fotos ausdrücklich nicht gestattet

 

 

 

 

 

 

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