7. August 2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

BMW Motorrad Concept 6
Faszination mit 6 Zylindern

 

Von jeher üben Sechszylindermotoren als Antriebsquellen eine besondere Anziehungskraft aus, bieten sie neben hoher Laufkultur nicht nur ebensolche Leistungsausbeute, sondern verschaffen dem Fahrer gerade auch in emotionaler Hinsicht eindrucksvolle Erlebnisse.

 

Der typische Sound eines Reihensechszylinders ist unvergleichlich und bei BMW stehen Sechszylinder-Reihenmotoren seit mehr als sieben Jahrzehnten wie bei keiner anderen Marke im Vordergrund.

 

 Deutlich zu erkennen ist die schmale Bauweise des Sechszylinders, die rund 100 mm Breite einspart.

 

Auch bei Motorrädern wurde immer wieder versucht, das  Antriebskonzept eines Reihenmotors mit sechs Zylindern salonfähig zu machen. Zwar entstanden einige wenige Konstruktionen mit längs wie auch quer eingebautem Motor, doch blieb dem Reihensechszylinder der große Durchbruch auf breiter Front sowohl im Serienbau als auch im Rennsport versagt. Je nach Einbaulage führte die Reihenanordnung von sechs Zylindern entweder zu sehr langen oder sehr breiten Motorradkonstruktionen mit daraus resultierenden Nachteilen in puncto Fahrwerkgeometrie, Gewichtsverteilung und Schwerpunktlage. Zudem egalisierte das deutlich höhere Motorgewicht zumeist die im Hinblick auf die Motorleistung erzielten Vorteile.

 

 Die gesamte Antriebsanlage mit herkömmlichem Abgassystem

 

Die Konzeptstudie BMW Concept 6 zeigt, daß sich ein Reihensechszylinder heute dank modernster Konstruktions- und Fertigungsmethoden nicht nur prestigeträchtig, sondern sogar  dynamisch in Szene setzen läßt. Mit dem neuen BMW Sechszylinder-Triebwerk wird die K-Baureihe in absehbarer Zeit weiter ausgebaut.

 

 Der Entwurf auf dem Skizzenblock - nun mit Sidepipes ....

 

Das erste Serienmodell wird ein ebenso innovatives wie luxuriöses BMW Tourenmotorrad. Grundlage für die Verwendung eines Reihensechszylinder in Form der Konzeptstudie Concept 6 von BMW Motorrad ist die extrem kompakte Bauweise des Motors. Das Triebwerk ist rund 100 mm schmaler als alle bisherigen Serien-Reihensechszylinder und nur geringfügig breiter als ein aktueller großvolumiger Vierzylinder-Reihenmotor.

 

 ...und die konstruktive Umsetzung am Bildschirm

 

Erreicht wurde die geringe Baubreite insbesondere durch ein nur leicht überquadratisches Bohrung-Hub-Verhältnis mit relativ langem Hub sowie durch sehr kleine Zylinderabstände. Zur Realisierung der geringen Baubreite sind die elektrischen Nebenaggregate und deren Antrieb hinter die Kurbelwelle in den Freiraum oberhalb des Getriebes verlegt.

 

 Die Teile werden per Hand modelliert

 

Seinem vergleichsweise niedrigen Gewicht trägt die Antriebseinheit durch gezielten Leichtbau in allen Bereichen Rechnung, was sich unter anderem in den beiden hohl gebohrten obenliegenden Nockenwellen oder den sehr leichten Pleueln widerspiegelt. Aufgrund des bauartbedingten perfekten Massenausgleichs kann beim Reihensechszylinder-Motor zudem auf eine Ausgleichswelle und deren Antriebselemente verzichtet werden, was sich in Gewichtsvorteilen bei gleichzeitig gesteigerter Laufruhe niederschlägt.

 

 Einpassen der Abgasanlage

 

In seinem Layout lehnt sich der Reihen-Sechs-Zylinder der Konzeptstudie Concept 6 an den bekannten Reihen-Vierzylinder-Motor der K 1300-Baureihe an und verfügt wie dieser über eine um 55 Grad nach vorn geneigte Zylinderbank.

 

Hieraus resultieren nicht nur ein niedriger Schwerpunkt, sondern auch eine ausgewogene Gewichtsverteilung – gerade bei sportlicher Fahrweise unverzichtbar für ein präzises Fahrgefühl und eine transparente Rückmeldung der Frontpartie.
Die Neigung des Motors schafft zudem Platz für eine strömungsgünstige Sauganlage direkt über dem Motor und sie ermöglicht die ideale Auslegung der Rahmenprofile gemäß dem Kraftfluß.

 

 Montage der Bremssattel

 

Auch der Reihen-Sechs-Zylinder der Concept 6 besitzt Trockensumpfschmierung. Neben großer Betriebssicherheit selbst unter extremen Bedingungen ermöglicht sie eine flache Bauweise des Kurbelgehäuses und damit eine tiefere Einbaulage des Motors sowie eine schwerpunktnahe Konzentration der Massen. Der damit mögliche Verzicht auf eine Ölwanne erlaubt es, das Triebwerk gegenüber einer herkömmlichen Konstruktion deutlich weiter unten anzuordnen. Das Ölreservoir bildet ein im hinteren Bereich des Motorgehäuses integrierter Öltank. Ein separater Tank entfällt somit, was sich vorteilhaft auf eine möglichst kompakte Bauweise und die Gewichtsbilanz auswirkt.

 

Als Reihen-Sechs-Zylinder konzipiert, erschließt dieser Motor aber vor allem neue Dimensionen des Motorradfahrens in Bezug auf Souveränität, Kraftreserven, Leistungsentfaltung und Laufkultur.

 

 Auf Knopfdruck gehts los

 

Die Leistung dieses Sechszylinders bewegt sich im Bereich der 1,3-l-Reihen-Vierzylinder-Motoren. Sein Drehmoment wird allerdings im absoluten Spitzenfeld großvolumiger Motorradmotoren liegen. Seine Kraft schöpft er unter anderem aus einem Hubraum von 1,6 Liter.

 

Das Drehmoment ist beträchtlich. Schon bei niedrigen Drehzahlen ab 2.000 U/min  liegen 130 Nm an und gleichzeitig zeigt die Höchstdrehzahl von knapp 9.000 U/min ein dynamisches Potential. Diese Auslegung qualifiziert den Motor der Concept 6 als Antrieb grundsätzlich für ein breites Spektrum denkbarer Motorradkonzepte.

 

 Minimalistisch geformt, aber dennoch vollständiges Instrumentenpanel

 

Der Sechszylinder-Antrieb der Concept 6 überzeugt auch in ökologischer und ökonomischer Hinsicht. So liegt der Kraftstoffverbrauch des mit geregelter Katalysatortechnik ausgerüsteten Sechszylinders bei tourenkonformer Fahrweise unter dem eines vergleichbaren Vierzylinder-Motors. Zudem erschließt der Einsatz von E-Gas (Ride-by-Wire) über auswählbare Fahrmodi weiteres Potential hinsichtlich Kraftstoffverbrauch und Fahrdynamik. Ökonomischen Aspekten trägt der Reihen-Sechs-Zylinder der Concept 6 zudem mit der Ventilbetätigung über Tassenstößel und daraus resultierenden langen Inspektionsintervallen Rechnung.

 

 Ein Motorrad hat nicht nur den Gesetzen...

 

Souveränität und Dynamik spiegeln sich auch im außergewöhnlichen Design der Concept 6 wider. Dabei steckt auch hinter dieser Studie aus dem Hause BMW Motorrad wie immer mehr als nur der Versuch, ein Motorrad zu entwickeln, das es in dieser Form bisher noch nicht gab.

 

Einmal mehr faßten die BMW Motorrad-Designer neben technischer Funktionalität und Qualität vor allem die emotionale Komponente zwischen Mensch und Motorrad ins Auge. Getreu dem Motto: Ein Motorrad hat nicht nur den Gesetzen der Funktionalität zu gehorchen, sondern muß auf vielschichtige Weise Interesse wecken. Kurzum – es muß begeistern.

 

 ...der Funktionalität zu gehorchen, sondern muß...

 

Entsprechend rückt das Design der Concept 6 den kraftvollen Reihen-Sechs-Zylinder optisch ganz in den Mittelpunkt. Konzipiert als Mix aus klassischen und modernen Stilelementen des Motorradbaus, nimmt die Concept 6 mit langer Frontpartie und kurzem Heck die Formensprache der legendären Café Racer auf.

 

 ...auf vielschichtige Weise Interesse wecken...

 

Dabei sorgen betont weiche Linien einerseits für eine organische Integration des Triebwerks, stehen aber gleichzeitig in einem starken Kontrast zur scharf konturierten Front- und Heckpartie. Als bekanntes Designelement aktueller BMW Motorrad-Modelle zieht sich das so genannte Split Face vom Verkleidungsbug über die Tankoberseite, die aus Kohlefaser gefertigt ist, den hohen technologischen Anspruch der Concept 6 unterstreicht und einen Kontrast zur Außenschale in Aluminium und den weißen Layern bildet.

 

 ...kurzum – es muß begeistern.

 

Die durch das Split Face erzielte optische Dreiteilung verstärken vorn ein längs in Stabform integrierter LED-Scheinwerfer sowie ein schmales und bis weit oberhalb in den Sitzbankhöcker gezogenes LED-Rücklicht. Der kraftvolle Auftritt der Concept 6 wird auch durch die sechsflutige Auspuffanlage mit Sidepipes sowie die starke Präsenz der platinfarbenen Ansaugkanäle betont.

 

 Ein Motorrad und sein Team

 

Fahrwerkseitig vertraut die Concept 6 auf einen Leichtmetall-Brückenrahmen sowie Duolever und Leichtbau-Paralever als Radführungen vorne beziehungsweise hinten. Sportlichem Auftreten und hohem technologischen Anspruch tragen die 17-Zoll-HP-Schmiederäder sowie die groß dimensionierte Bremsanlage mit Sechskolben-Festsätteln vorne Rechnung. Die Souveränität der Concept 6 schlägt sich auch in Details wie dem minimalistisch geformten, aber dennoch vollständigen Instrumentenpanel nieder. Während eine digitale Anzeige in gewohnter Weise über die Fahrgeschwindigkeit informiert, wurde aufgrund des hohen abrufbaren Kraftangebots auf einen Drehzahlmesser verzichtet. Stattdessen gibt eine LED-Anzeige darüber Auskunft, wie viel nutzbare Drehmomentreserve dem Fahrer noch zur Verfügung steht.

 

jwp 5.8.2010

 

© reflektion.info / Fotos: BMW Group
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