28. August 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Mini wird 50

 

 

Als Ägypten während der Suezkrise 1956 den Suezkanal sperrte, wurde in Europa schnell deutlich, daß die Abhängigkeit vom arabischen Öl fatale Folgen haben könnte. Die Erkenntnis daraus lautete also: die Zukunft gehört den Autos, die wesentlich weniger Benzin verbrauchen, als das bis dahin der Fall gewesen war - und dies ging nur über die Entwicklung neuer, wegweisender Kleinwagen.

 

Der Vorstand der englischen British Motor Corporation trieb die Konstruktion eines Viersitzers mit weniger als 3 Meter Länge voran. Alle anderen Projekte waren plötzlich zweitrangig.
Führender Konstrukteur war Alexander Issigonis -später Sir Alec, er wurde in den Sechziger Jahren für seine Verdienste um das Automobil geadelt. Seine Idee war, ein Auto aus den Vorgaben zu konstruieren, das klein und leicht war und zwangsläufig über Frontantrieb verfügen mußte.

 

Issigonis skizzierte seine Ideen am liebsten auf die Rückseiten schon beschriebener Seiten und erklärte dann, was wie zu verstehen sei. Die Idee zum Mini entstand angeblich auf einer Serviette.
Für eines der wichtigsten Probleme bei der Konstruktion eines Kleinwagens fand er eine geniale Lösung: Um Platz zu sparen, baute er nicht nur den Motor vorne quer ein, sondern verlegte das Getriebe in den freien Raum zwischen den Rädern unter den Motor - und ließ es zudem im gleichen Ölbad laufen. Damit konnte Issigonis die von Lord Lambury, dem BMC-Vorsitzenden geforderten drei Meter Gesamtlänge einhalten, ohne seine Konstruktion mit einem kleinen Motor einzuschränken. Nach dem Prinzip von Issigonis werden auch heute noch fast alle Kleinwagen gebaut - was er so kommentierte: "Wenn man etwas erfindet und keiner kopiert es, dann war es eine miserable Erfindung."

 

 MINI/Austin Seven/Morris-Minor Längsschnitt, 1959

 

Am 26. August 1959 erblickte der Mini offiziell das Licht der Welt. Schon seit April 1959 waren im Austin-Werk in Longbridge und im Morris-Werk in Oxford die Wagen heimlich vom Band gerollt.

 

Werbeplakat aus dem Jahr 1964

 

Die beiden Mini-Schwestermodelle Austin Seven und Morris Mini Minor unterschieden sich nur durch den Kühlergrill, die Radkappen und die Auswahl der Lackfarben. Schon ein Jahr später folgte der Mini Van, 1961 kam eine Pick-up-Version dazu. Im selben Jahr folgten zwei edle und heute sehr begehrte Stufenheckversionen: Der Riley Elf und der Wolseley Hornet. Sie betörten die Kunden durch kleine Heckflossen neben dem Kofferraumdeckel, üppigen Chromzierrat und Echtholz-Armaturenbrett. Ab 1962 hieß der Austin Seven ebenfalls Austin Mini. 1969 wurde die Produktion aller Mini im Werk Longbridge zusammengefaßt.

 

 Morris Mini Minor Super-de-Luxe, 1963

 

 Mini Van

 

Anfangs hatte es der Mini allerdings schwer, sich durchzusetzen. Den Engländer war der Verkaufspreis von 496 Pfund für ein so kleines Auto viel zu hoch. Erst als sich die Londoner Gesellschaft, allen voran Lord Snowdon, der Ehemann von Prinzessin Margaret, einen Mini als Stadtwagen zulegte, begannen die Verkaufszahlen für den Mini zu steigen.

 

Die wohl bekannteste Mini-Variante, der Mini Cooper, wurde ebenfalls im Jahr 1961 geboren. Die verschärfte Version des Sportwagenkonstrukteurs John Cooper leistete 55 PS (aus 997 ccm) statt der 34 PS des Original-Mini (aus 848 ccm). Damit schaffte er 136 km/h - 16 km/h mehr als das Original. Bald wurden die Kunden noch leistungshungriger; so wurde der Cooper-Motor auf 1071 ccm aufgebohrt und leistete ab 1963 im Mini Cooper S satte 70 PS. Topspeed: 160 km/h.

 Paddy Hopkirk und Henry Liddon im Mini Cooper bei der Rallye Monte Carlo 1964

 

Schon 1962 hatte der kleine Brite dann die etablierte Rallyeszene geschockt. Der Finne Rauno Aaltonen - bis dato ein Mercedes-Fahrer - war in jenem Jahr auf den Mini umgestiegen und hatte in der Rallye Monte Carlo die Führung übernommen. Nur drei Kilometer vor dem Ziel verschätzte er sich jedoch in einer Kurve und legte seinen Mini aufs Dach. 1963 war Aaltonen zurück und belegte den 3. Platz im Gesamtklassement. Schon 1964 und 1965 waren die Mini Cooper von PS-stärkeren Porsches und Alfas nicht mehr zu schlagen und holten den 1. Platz. 1966 landeten gar drei Mini auf den ersten Plätzen der Monte, doch alle drei wurden wegen eines nicht regelkonformen Abblendlichts disqualifiziert - lange hat die Rennkommission nach Disqualifikaitonsgründen suchen müssen. Die Piloten Paddy Hopkirk, Rauno Aaltonen und Timo Mäkinenen waren mit diesem Coup dennoch bereits Teil der Rallye-Geschichte geworden. 1967 krönte Aaltonen die Monte-Story dann erneut mit einem Sieg auf dem Mini Cooper S. Noch heute ist der "Rallye-Professor" vom Mini angetan und häufig auf Präsentationen anzutreffen. Auch beim Mini-United in Silverstone war er wieder dabei.

 

 Mini Cooper im Rennen 1967

 

Schon kurz nach der Präsentation lieh sich der Chefkonstrukteur von Ferrari, Aurelio Lampredi, einen Mini aus und kam begeistert von der Testfahrt zurück. Andere Prominente reihten sich in die Fan-Gemeinde des Mini ein, so der Aga Khan oder der Prinz von Metternich, die Schauspieler Steve McQueen und Tony Curtis. Enzo Ferrari besass sogar drei Minis und Niki Lauda begann seine Rennkarriere auf einem Mini.

 

Die Mini-Geschichte ging unterdessen auch auf zivilen Strassen weiter. 1964 bis 1968 wurde der offene Mini Moke verkauft, der ursprünglich für Luftlandetruppen konzipiert worden war. Das simple Gefährt mit Mini-Technik bestand aus einer offenen Bodenwanne mit kastenförmigen Schwellern und einem Einfachstverdeck darüber. Die Militärs wollten ihn nicht, doch die Zivilversion wurde vor allem in Kalifornien und in Australien zum Erfolg.

 

 Austin Mini Moke, 1965

 

Anfang der Achtziger Jahre wurde das Modellprogramm gestrafft, Van und Pick-up gab es nun nicht mehr.

 

Mini 1000

 

Ganz im Sinne seines Erfinders: die spartanische Innenausstattung -natürlich ohne Radio, da das vom Fahren nur ablenkt-  des Mini 1000 Mk II

 

Auch die Cooper-Fans mußten leiden: Jahrelang gab es nur die Grundversion des Mini mit 40 PS. 1984 starben die kleinen 10-Zoll-Räder aus; der Mini rollte von nun an auf 12-Zöllern aus dem Werk und stoppte dank vorderer Scheibenbremsen besser. 1990 kam der Cooper zurück, mit 1,3-L-Vergaser-Motor und 61 PS.

 

 Mini Cooper 1,3 i - Baujahr 1992                                                                      Foto: jwp/pixxpixx

 

Mini Cooper mit 12-Zoll-Felge                                                                               Foto: jwp/pixxpixx

 

Später wurde die Innausstattung zumindest beim Mini Copper dann doch wesentlich luxuriöser. Wurzelholz war obligatorisch und auch ein Radio fand nun Platz.

 

1991 folgte die letzte Modellvariante des Classic Mini: das Cabriolet. Es war aus  der Idee eines deutschen Händlers entstanden und gefiel dem Rover-Vorstand so gut, daß sie die Produktionsanlagen kauften. Ab 1994 wurden alle Mini mit Einspritzung ausgeliefert; der Cooper hatte sie schon 1991 erhalten und hieß 1,3 i.

 

41 Jahre wurde der Mini fast unverändert produziert. In dieser Zeit wurden 5,3 Millionen Fahrzeuge gebaut. Am 4. Oktober 2000 rollte der letzte Classic Mini im Werk Longbridge vom Band.
Heute sind die Ur-Minis, die gokart-ähnlichen Fahrspaß garantieren, gesuchte Sammlerstücke, deren Preise beständig steigen.

 

  Mini Classic "Final Edition": Mini Knightsbridge, 2000

 

Der New Mini stand in den Startlöchern. BMW hatte Rover übernommen und das Werk in Oxford neu eingerichtet und erweitert. Schon am 26. April 2001 verließ der erste New Mini die Werkshallen in Oxford.

Beim Neustart unter BMW-Regie ist der Mini Cooper mit 115 PS-Motor von Anfang an dabei. Das Grundmodell Mini One leistet 95 PS.  Die Modellpalette wird Schlag auf Schlag ausgebaut: 2002 kommt der Mini Cooper S mit 163 PS auf den Markt, 2003 folgt das Dieselmodell Mini Cooper D. Ab 2004 gibt es ein Cabrio auf Basis des New Mini. Verschiedene Sondermodelle wie der Mini Seven und der Mini Park Lane heizen den Verkauf weiter an. In Vorbereitung ist jetzt ein Coupé.

 

 New Mini Cabrio                                                                                               Foto: jwp/pixxpixx

 

Ab 2006 folgt dann die zweite Generation des New Mini, ausgestattet mit neuen, deutlich sparsameren Motoren. Die Optik des neuen Modells ist jedoch nur auf den zweiten Blick von der des Vorgängers zu unterscheiden.

2007 kommt die lange erwartete Kombiversion Mini Clubman auf den Markt. 2008 folgt das Cabrio der zweiten Generation. Damit sind nun alle Mini-Modellreihen auf dem gleichen Stand der Technik.

 

 New Mini Clubman

 

Fünfzig Jahre nach dem Produktionsstart des Classic Mini im April 1959 hält BMW die Tradition hoch.Die Mini-Tradition wurde von BMW gepflegt und weiterentwickelt. Die Vergangenheit der Marke ist also von einer neu entdeckten Harmonie geprägt. BMW zitiert erfolgreich Modelle wie den Morris Mini Traveller und macht daraus den Mini Clubman.

 

 Zwei New Minis vor dem Hotel Vierjahreszeiten in Hamburg                                 Foto: jwp/pixxpixx

 

Voraussichtlich 2010 soll das bislang größte Mini-Modell vorgestellt werden. Paßt es ins Konzept? Nach Aussage von BMW ist auch bei dem neuen Modell das typische Raumgefühl und vor allem das Gokart-Feeling, das man von allen Mini kennt, erhalten geblieben. Radikale Änderungen bei den Größenverhältnissen, dem Fahrgefühl und den Designerkomponeten lehnt BMW ab, da dies mit der Marke  nicht zu vereinbaren wäre und dazu führen könnte, daß der Mini eben kein Mini mehr sei.

 

Zum Jubiläum präsentiert BMW zwei hübsche Sondermodelle: den Mini Mayfair und den Mini Camden. Der Mayfair, schokoladenbraun lackiert, nougatfarben beledert und üppig verchromt, soll einen Blick in die glorreiche Vergangenheit symbolisieren. Der Mini Camden, in kühlem White Silver Metallic lackiert, ausgerüstet mit Harman-Kardon-Soundanlage und einem neuen, sprechenden Infotainmentsystem namens «Mission Control», soll einen Blick in die Zukunft tun. Im August 2009 beginnt die Produktion der beiden Sondermodelle. Sie werden genau ein Jahr lang gebaut. Die Preise sind noch nicht bekannt.

 

BMW ist es gelungen, aus dem New Mini eine eigene Ikone zu schaffen. Überlegt und gut organisiert gingen die Bayern vor. Es hat sich ausgezahlt: Mehr als 1,4 Millionen New Mini rollen über die Strassen Europas, der USA, Russlands, Japans und Südafrikas. Jedes Jahr kommen mehr als 200 000 dazu. 
Wenn das kein Grund zum Feiern ist.

 

 

 

ps 28.8.2009

 

© reflektion.info / Fotos: wenn nicht anders erwähnt BMW AG
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