10. Oktober 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tempo 
Auf 3 Rädern ins Wirtschaftswunder

 

 Werbeprospekt "Tempo HANSEAT, der wirtschaftliche Kleinlaster"

 

Die enorme Vielseitigkeit war Ursache für den großen Erfolg der Tempo-Fahrzeuge. Bis in die Mitte der 1920er Jahre wurde der Transport kleinerer Gütermengen mit Pferdefuhrwerken, Fahrrädern, Boten oder mit der typisch hamburgischen  Schott’schen Karre betrieben. Ging einerseits der Trend in diesen Jahren zum schweren LKW, suchten gleichzeitig Handel und Gewerbe damals nach einem preiswerten Ausweg, um ihre Transportprobleme zu lösen.

 

 Tempo HANSEAT Pritschenwagen, um 1949 in Hamburg

 

Die gesetzlichen Neuregelungen in den Jahren 1927/1928, nach denen Fahrzeuge mit weniger als vier Rädern und einem Hubraum unter 200 ccm führerschein- und steuerfrei bleiben sollten, begünstigten die Entwicklung von Dreiradwagen.

 

1928 stiegen Max Vidal und sein Sohn Oscar in die Produktion der „Tempo-Eilwagen“ eines Wandsbeker Schlossermeisters ein. Wandsbek war zur damaligen Zeit noch ein Vorort von Hamburg und gehört erst seit 1937 zu Hamburg. In dieser Werkstatt entstand der erste Tempo T1.

 

Bereits 1929 nahm die Firma Vidal & Sohn im eigenen Werk in Wandsbek die Fertigung von Dreiradwagen auf. Als erste Fahrzeuge wurden der T6 und der T10 in Eigenregie hergestellt.
Ab 1935 entstanden die Tempo-Frontwagen mit der typischen dreieckigen Schnauze im Tempo-Werk Harburg-Bostelbek, das nach dem Krieg auch eine eigene Bahnstation "Tempo-Werk Harburg" bekam.

 

 Tempo HANSEAT der Firma Carl Siesage Polstermaterial-Großhandel                Foto: Carl Siesage

 

Die Grundausstattung aller Modelle war identisch. Die notwendige Technik war kompakt im Fahrerhaus untergebracht. Diese Plattform bot die Basis für individuelle Aufbauten und Sonderanfertigungen. Sie konnten für die Auftraggeber quasi maßgeschneidert werden.

 

 Werbeprospekt "Der robuste Kleinlastwagen", Fahrgestell Tempo HANSEAT, 1949

 

Die Fahrzeuge entwickelten sich rasch weiter. Die technischen Konstruktionen und Errungenschaften der Lieferfahrzeuge ermöglichten erst eine innerstädtische mobile Versorgung. Es gab kaum etwas, was ein Tempo nicht transportierte – Obst, Gemüse, Baumaterial, Kohlen und viele andere Waren und Güter.
So entstand der Slogan: 
„Hast Du keinen Tempo-Wagen, wird die Konkurrenz Dich schlagen."

 

 Tempo HANSEAT Dreirad Kastenwagen zu Beginn der Fünfziger Jahre

 

Tempo HANSEAT Dreirad Pritsche                                                                                Foto: Carl Siesage

 

Familien fuhren mit ihrem Tempo in den Urlaub, nutzten ihr Mobil für Wochenendausflüge und erste Campingfahrten.

 

 Werbeprospekt Tempo HANSEAT, "Tempo von den Alpen bis zur Nordsee ...", 1951

 

 Tempo HANSEAT, 1959 macht Familie Becker Urlaub in Krusendorf an der Ostsee.

 

 Werbeprospekt "Tempo HANSEAT 53, 3/4-Tonner" als Tieflader

 

In der Erinnerung vieler haben die dreirädrigen Tempowagen aus Hamburg-Harburg einen festen Platz. Mit ihnen rollte die Bundesrepublik aus den Trümmern ins Wirtschaftswunder. Tempo-Fahrzeuge von Vidal & Sohn haben heute Kultstatus. Seit 1928 transportierten dreirädrige Kleinlastwagen des Harburger Herstellers nicht nur viele Güter des täglichen Bedarfs - auf den letzten Kilometern schleppten diese motorisierten Lastesel Güter von den Umschlagstationen – Hafen und Güterbahnhof – zu den Händlern in der Stadt.

 

 Tempo E 400 Dreirad Pritschenwagen                              

 

Von den klassischen Dreirädern HANSEAT und BOY, ging die Entwicklung weiter zu vierrädrigen Kleinlieferwagen wie MATADOR und WIKING.  Wenn man heute vom Mercedes-Sprinter redet, so hat auch dieser etwas mit  Tempo zu tun. Denn aus Tempo wurde Hanomag, aus Hanomag Mercedes-Benz, dem heute weltweit größten Hersteller von Kleinlastwagen.

 

 Werbeprospekt "MATADOR 1000, der moderne wirtschaftliche 1-Tonner", 1954

 

 Tempo WIKING Campingwagen, 1955

 

1955 gab die Besitzerfamilie Vidal zunächst die Hälfte der Firmenanteile an Hanomag ab, 1965 schließlich die restlichen 50 Prozent. In Deutschland wurde die Produktion eingestellt und die Produktionsanlagen des Tempo-Dreirades ging 1962 nach Indien.  Bis Februar 2000  entstanden dort viele Tausend weitere "Bajaj-Hanseat".

 

 Tempo Kombinationswagen Woody mit Firmengründer Oscar Vidal, 1954

 

Vom 10. Oktober 2008 bis 12. April 2009 zeigt das Museum der Arbeit in Hamburg: Tempo! Auf drei Rädern ins Wirtschaftswunder
Die Ausstellung begibt sich auf die Spuren einer vergangenen Erfolgsstory. Original-Tempo-Fahrzeuge, Fotografien aus dem Tempo-Archiv und persönliche Erinnerungen zeichnen die Geschichte eines Fahrzeuges nach, das eine besondere Rolle in der deutschen Verkehrs- und Kulturgeschichte einnimmt.

 

 Tempo-Magazin - Tempo HANSEAT, 1952

 

Die Tempo Ausstellung greift damit im Jahr 2008 gleich zwei Jubiläen auf:
80 Jahre Tempo-Dreirad und 75 JahreTempo-Werk Harburg.
Das Thema „Vor der Motorisierung“ vermittelt dem Besucher, wie die technischen Gerätschaften – Schott’sche Karre, Lastenfahrrad, etc. – zum Transport benutzt wurden, bevor motorisierte Nutzfahrzeuge aufkamen.
Die Schau präsentiert den ersten Tempo-Wagen, einen „T6“. Dieses Fahrzeug ist eher eine Art Lasten-Motorrad, das zwei Räder und die Ladefläche vorne hat, und hinten nur ein Rad aufweist. Es erforderte eine Menge Geschick, solche Fahrzeuge zu lenken. Hatten die meisten noch ein Lenkrad, so gab es Ende der Zwanziger Jahre auch Dreirad-Vorderlader mit Lenkstange.

 

 Werbeaufnahme Tempo T6 und MATADOR, 1953

 

Öffnungszeiten Museum der Arbeit in Hamburg:
Montag 13.00 Uhr -21.00 Uhr
Dienstag - Samstag  10.00 Uhr -17 Uhr
Sonntag 10.00 Uhr -18.00 Uhr

 

Eintrittspreise:
Einzelkarte Euro 6,-- / ermäßigt Euro 4,--
Familienkarte Euro 8,-- / ermäßigt  6,50
Jugendliche bis 18 frei
Gruppe ab 10 Erwachsenen Euro 4,-- (pro Person)
Am Freitag für alle Besucher Euro 3,--
Mittwochsführungen lediglich Eintritt
Sonntagsführungen Eintritt plus Euro 2,--
Hörführung/Audioguide frei
Ermäßigung für SchülerInnen über 18, Studierende, Auszubildende, Wehrpflichtige, Zivildienstleistende, Erwerbslose, Sozialhilfeempfänger

 

Museum der Arbeit
Wiesendamm 3 
22305 Hamburg
direkt am U-/S-Bahnhof Barmbek

 

 

 

 

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ps  10. Oktober 2008

 

© reflektion.info -  Fotos wenn nicht anders erwähnt: Tempo-Archiv Museum der Arbeit Hamburg
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